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Betriebssystem Betriebssystem: Vista überfordert die meisten PC

Von Renate Grimming 24.01.2007, 10:11

Hamburg/dpa. - Das neue Windows-Betriebssystem war eine schwere Geburt - und längst überfällig. Mit Windows Vista kommt am 30. Januar nach mehr als fünf Jahren Entwicklungszeit und zahlreichen Verspätungen erstmals ein Nachfolger des betagten Windows XP auf den Markt. Das Softwarepaket ist eine komplette Neuentwicklung und für Microsoft die wichtigste neue Produkt seit Jahren.

Den offiziellen Startschuss für Vista und das zeitgleicherscheinende Programmpaket Office 2007 will Microsoft am 29. Januar überall auf der Welt feiern. In New York soll eine der größten Partys steigen, zu der auch Unternehmensgründer Bill Gates aus Redmond einfliegen wird. Doch dass Vista sofort reißenden Absatz finden und Computernutzer die Geschäfte stürmen werden, bezweifeln sowohl Experten als auch Microsoft selbst. Immerhin ist der Speicherhunger des neuen Microsoft-Produktpakets im Vergleich zu früheren Betriebssystemen und selbst zu aktueller Software immens. Das Gros der in den europäischen Haushalten stehenden Rechner dürfte diese Last kaum bewältigen.

Das weit überwiegende Hauptgeschäft werde Microsoft im ersten Jahrüber neu verkaufte Personal Computer machen, schätzt denn auchMicrosoft-Manager Jim Allchin, der zusammen mit Kevin Johnson fürWindows verantwortlich ist. Nach Hochrechnungen der Marktforscher vonIDC dürften in diesem Jahr aber immerhin 90 Prozent aller verkauftenPCs mit einer Home-Edition von Windows Vista ausgestattet sein. DiePC-Hersteller würden sich über mehr Absatz besonders freuen, war dochdurch die jüngste Verschiebung des Vista-Starts auf Ende Januar einBoom im sonst so lukrativen Weihnachtsgeschäft ausgeblieben.

Auch in den kommenden Monaten werde sich Vista aber nur langsamauf die Absatzzahlen der PC- und Halbleiterindustrie auswirken,schätzt Hannes Schwaderer, Deutschland-Chef von Intel. Es gebenatürlich ausgeprägte Technik-Enthusiasten. Die Auswirkungen imConsumer-Geschäft würden sich jedoch nur im einstelligen Bereichbewegen. «Viele Konsumenten werden erst einmal abwarten, wie stabildie Software ist.» Und das Geschäft mit Unternehmenskunden habebereits gezeigt, dass die Firmen bei ihren normalen PC-Ersatz-Zyklenblieben.

Vista will mit mehreren tausend Funktionen und einer komplettüberarbeiteten grafischen Oberfläche mit dem Namen «Aero» für eineschnellere und optisch vereinfachte Verwaltung und Nutzung von Datenverschiedenster Art sorgen. Eine der augenfälligsten Neuerungen sinddie neuen, transparent gehaltenen Fenster, die einen besserenÜberblick über geöffnete Dokumente verschaffen sollen. Mit «Flip 3D»werden die Fenster auch in dreidimensionaler Ansicht dargestellt. Aufder Bildschirmoberfläche kann sich der Nutzer eine Sidebar mitregelmäßig benötigten Applikationen wie einer analogen Uhr, deraktuellen Wettervorhersage oder einem Kalender anlegen.

Wesentliche Neuerungen hat Microsoft der Sicherheit gewidmet. Mitneuen Schutzfunktionen gegen Spionagesoftware, Phishing-Mails undComputerviren sowie individuell einstellbaren Zugangsbeschränkungenfür Kinder soll Vista nach Versprechen von Microsoft das sichersteBetriebssystem sein, das es je gab. Auch die Suche nach Dokumentenoder Programmen soll Vista erheblich vereinfachen. So muss man zumBeispiel nicht mehr den exakten Namen eines Dokuments oder einerBilddatei wissen, sondern kann nach einem beliebigen Begriffinnerhalb des Dokuments suchen. Auch die Kommunikation mit anderenGeräten wie Organizer, Handy oder MP3-Player soll mit Hilfe desVista-Synchronisations-Centers zum Kinderspiel werden.

So viele Neuerungen benötigen eine Menge Rechenleistung: Alsabsolute Grundausstattung für Vista empfiehlt Microsoft neben einerschnellen Grafikkarte einen Arbeitsspeicher von 512 Megabyte. Willder Kunde nicht auf die Benutzeroberfläche Aero verzichten, benötigter einen PC mit mindestens einem Gigabyte Arbeitsspeicher und einenmindestens ein Gigahertz schnellen Prozessor. An Festplattenkapazitätsollten für eine reibungslose Arbeit 40 Gigabyte frei verfügbar sein,rät die Fachzeitschrift «c't». Immerhin lässt sich ein Rechner auchmit einem kleinen Trick künstlich aufpeppen: Über Windows ReadyBoostlässt sich auch ein USB-Stick als externer Zwischenspeicher nutzen,der schneller als die Festplatte ist.

Vista kommt in insgesamt fünf verschiedenen Ausführungen sowohlfür den privaten als auch den professionellen Einsatz auf den Markt.Die Preise variieren für die Upgrades und Vollversionen zwischen rund119 Euro (Upgrade Vista Home Basic) und 499 Euro (Vollversion VistaUltimate).