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Beatles-Museum Beatles-Museum: Mit dem Chef gleich per Du

Von Heidi Pohle 01.08.2002, 18:10

Halle/MZ. - So mancher Auszubildendewird am Donnerstag mit Herzklopfen die Lehre begonnenund gehofft haben, dass der Chef nett seinmöge und die Arbeit einigermaßen interessant.Über solche Gedanken kann Stefan Kruter nurlachen. Er kennt seinen Chef nicht nur schon eine Weile,er weiß auch, dass er wohl einen der ungewöhnlichstenAusbildungsplätze in Halle bekommen hat -der 16-Jährige wird im Beatles-Museum am AltenMarkt drei Jahre lang zum Einzelhandels-Kaufmannausgebildet. Vom Chef Rainer Moers persönlich.

Kennen gelernt haben sich die Beiden, alsStefan ein Praktikum mit einem Freund dortabsolvierte. Und da er Moers geeignet schien- "der Junge kann mit Zahlen umgehen" -, boter ihm die Lehrstelle an. Das wiederum kamdem Realschüler entgegen, der sowieso einenkaufmännischen Beruf im Auge hatte. Denn verkauftwird im Museum wie in einem richtigen Laden- Bücher, Postkarten oder Platten.

So war der Donnerstag nicht ungewöhnlich,aber doch etwas Besonderes für Stefan. Under wurde gleich gefordert: "Zuerst habe ichbestellte Ware eingepackt", erzählt er. SeinChef, selbst gelernter Händler, ergänzt, dasser mit ihm später Bücher sowie Beatles-Briefmarkenaus England ausgepreist habe: "Da hat Stefangleich etwas von Kalkulation gehört."

Moers, der das Museum 1989 in Köln mit gegründethat und es im Jahr 2000 nach Halle brachte,hat Stefan das "Du" angeboten, das gehörezur lockeren Atmosphäre im Museums ebensowie die "Dienstkleidung", die Chef und Azubitragen - blaue Hemden mit den vier LiverpoolerPilzköpfen drauf. Trotzdem hat Moers Prinzipien.So weiß Stefan schon, dass es sein Chef absolutnicht mag, wenn Besucher ihn irgendwo herumsitzensehen würden. "Hände aus der Hosentasche",auch diesen Satz kennt Stefan. Da der Azubizuverlässig und pünktlich sei, bestehe indiesen Punkten keine Konflikt-Gefahr, sagtMoers. Nach und nach wird Stefan, der aufder Silberhöhe wohnt, das Verkaufen ebensolernen wie den Umgang mit Besuchern, Buchführung,Werbung oder das Steuerwesen.

Die Musik der Beatles ist Stefans Geschmacknicht, er mag mehr die Pop-Gruppe "Pet ShopBoys". Aber auch das sehen Chef und Azubilocker. "Ein absoluter Beatles-Fan würde imMuseum viel zu sehr von der Arbeit abgelenkt",so Moers. Zur Feier des ersten Azubi-Tagessind sie mit Stefans Mutter und Bruder amAbend Essen gegangen. Mit dabei war noch jemand- ein Schüler, der im nächsten Jahr bei Moerseine Lehre anfängt.