Bayern Bayern: Aufstieg auf den «Monte Kaolino»
Amberg/Weiden/dpa. - Schon von weitem fällt die riesige Düne mitten zwischen Wald und Feldern ins Auge. Weiß und irgendwie befremdlich steht sie da. In Hirschau, mitten in der Oberpfalz, erhebt sich die höchste künstliche Sanddüne Europas.
32 Millionen Tonnen Quarzsand ergeben einen rund 120 Meter hohen Hügel. Doch der «Monte Kaolino», wie der Berg weithin bekannt ist, steht nicht nur als Kulisse in der Gegend - und er ist auch keineswegs die einzige Attraktion, mit der die Oberpfalz bei Touristen zu punkten versucht.
Anfang der fünfziger Jahre setzte sich ein begeisterter Amberger Skifahrer namens Martin Götz immer wieder aufs Fahrrad und legte - mit Holzskiern auf dem Rücken - die 15 Kilometer nach Hirschau zurück. Rund 50 Meter hatte er damals hochzukraxeln, ehe er sich sein Sportgerät anschnallen und den Hügel hinunterwedeln konnte. Inzwischen ist der «Monte Kaolino» die einzige Sanddüne mit einem Lift - sogar ein Skiclub hat sich am Fuße des Quarzsandberges gegründet.
Dabei ist der «Monte Kaolino» eigentlich ein Abfallprodukt, ein Überbleibsel aus dem Kaolintagebau. Kaolin, Quarz und Feldspat - das sind die Zutaten, aus denen Porzellan hergestellt wird. Seltmann und Bauscher, Arzberg und Rosenthal sind nur einige Namen, die noch heute klingen. Wegen der Kaolinvorkommen haben sich die Unternehmerfamilien im 18. und 19. Jahrhundert in der Region niedergelassen. Quarz und Feldspat waren nie schwierig zu beschaffen, Kaolin aber war ein kostbares Gut. Inzwischen importieren etwa die «Seltmänner» in Weiden ihre Rohstoffe zwar auch aus anderen Ländern. Das Porzellan aber wird nur in Deutschland hergestellt. Gerade in Weiden ist man stolz, dass das Unternehmen noch immer von der Familie geführt wird. Aber nicht nur Schöngeistiges und Feines kommt aus dem Südosten Deutschlands: Auch die Schwerindustrie war lange in der Oberpfalz zu Hause. In der Maxhütte in Sulzbach-Rosenberg wurde bis vor ein paar Jahren Stahl gekocht. Die Luitpoldhütte in Amberg ist noch heute eine der führenden Gießereien in Europa.
Weithin sichtbar ist das Wahrzeichen Ambergs: Eine der schönsten Barockkirchen der Oberpfalz steht auf dem Mariahilfberg. Weltlicher ist eine weitere Sehenswürdigkeit in der Innenstadt mit ihren vielen verwinkelten Gassen. Auf das Jahr 1728 geht ein Erlass zurück, der bei strenger Strafe anordnete, unvermögende Leute bräuchten zum Heiraten neben einer Erlaubnis auch schuldenfreien Haus- und Grundbesitz. So beschloss ein Amberger, ein Häuschen, eingehängt zwischen zwei Nachbarhäuser, zu bauen und es heiratswilligen Paaren zu verkaufen - für eine Nacht.
Bis 1868 half das «Eh'häusl» einigen Hochzeiten auf die Sprünge - heute ist das Gebäude mit dem spitzen Dachgiebel das kleinste Hotel Ambergs. Wer sich dort einmietet, ist noch immer Hausbesitzer auf Zeit: Mehr als ein glückliches Paar passt noch immer nicht hinein.
Informationen: Tourismusverband Ostbayern, Luitpoldstraße 20, 93047 Regensburg (Tel.: 0941/58 53 90, Fax 0941/585 39 39).