Bahntouristik Bahntouristik: Unter Dampf über die Harzberge
Frankfurt/Main/dpa. - Während die meisten alten Klein- und Schmalspurbahnenvon Vereinen aufrechterhalten werden und nuram Wochenende zu Lustfahrten aufbrechen, gibtes im Osten Deutschlands noch Veteranen imRegelbetrieb. Über das längste zusammenhängendeStreckennetz verfügen mit 131,24 Kilometerndie Harzer Schmalspurbahnen (HSB) in Wernigerode.25 Dampflokomotiven verkehren auf drei Routen,unter denen die zum Brocken mit Start in Wernigerodeoder Nordhausen die beliebteste ist. "Rund600000 unserer 1,1 Millionen Passagiere proJahr fahren dorthin", sagt HSB-SprecherinHeide Baumgärtner.
Wer in die Harzer Bahn einsteigt, kann sichersein, es mit einer hochbetagten Zugmaschinezu tun zu haben. Die jüngste Dampflok stammtaus den 50er Jahren, die älteste wurde 1897in Dienst gestellt. Dieses Schmuckstück kommtmit den historischen Waggons des Traditionszugesbei Sonderfahrten zum Einsatz, die etwa imMai und Juni jeweils siebenmal auf den Brockenführen. Bei schönem Wetter wird ein offenerAussichtswagen angehängt. Kostenpunkt fürdie Exkursion: 24 Euro für Erwachsene, zwölfEuro für Kinder zwischen vier und 14 Jahren.
Ein verheißungsvoller Ruf eilt dem "RasendenRoland" voraus, der zwischen Lauterbach, Putbusund Göhren auf der Insel Rügen verkehrt. DerName wurde vom Volksmund in bewusster Verkennungder Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometerngeprägt. Der Beliebtheit bei den Touristentut das gemächliche Tempo keinen Abbruch:Rund 330000 Passagiere wurden 2001 befördert.
Zu einem wichtigen Datum im Kalender der Eisenbahngemeindehat sich das Dresdner Dampflokfest entwickelt.Am Pfingstwochenende vom 18. bis 20. Mai 2002findet es zum 11. Mal statt. Auf einem 50000Quadratmeter großen Areal an der ZwickauerStraße, einem ehemaligen Bahnbetriebswerk,werden historische Dampf- und Elektroloks,Dieseltriebwagen und Reisezüge präsentiert.Mitfahrten auf dem Führerstand sind möglich,ausgedehnte Touren führen ins tschechischeDecin, nach Nossen und ins Elbsandsteingebirge.<$7>"Wir erwarten wieder rund 35000 Besucher,zum Teil aus Übersee", sagt Helga Kuhnle vonder Deutschen Bahn AG in Dresden. ZumDampflokfest wird in Dresden offiziell eineZweigstelle des DB Museums eröffnet. Auchdas Stammhaus in Nürnberg bereitet für 2002einige Sonderausstellungen und Veranstaltungenvor. So ist etwa vom 14. bis 16. Juni ein"Festival der Eisenbahn" geplant, beidem neben einer "Modenschau der Lokomotiven"auch die Präsentation künstlerischer Arbeitenzum Thema Eisenbahn auf dem Programm steht.
Obwohl die Nostalgiezüge ideale Sympathieträgerfür die von Kritik gebeutelte Bahn darstellen,stehen für die Instandhaltung offenbar nurbescheidene Mittel zur Verfügung. Dieprivate Dampf-Plus GmbH aus Wolfenbüttel hatjetzt aus dem Fundus des DB Museums die 1961von der Deutschen Reichsbahn gebaute Dampflok18 201 übernommen, die mehrere Jahre einenDornröschenschlaf in einem ostdeutschen Schuppenfristete. Das erst vor anderthalb Jahren gegründeteUnternehmen sieht für Nostalgiefahrten einenwachsenden Markt. Rund sechs Millionen Menschenkönnten sich in Deutschland für die Klassikerbegeistern, sagt Dampf-Plus-Sprecher HeikoBosse: "Es gibt einen Trend zurück zurLangsamkeit."