Autorennen in den USA Autorennen in den USA: Die 500 Meilen von Indianapolis

Indianapolis/dpa. - Am Morgen des 30. Mai wird nichts mehr gehen auf den Straßen von Indianapolis, der Millionenstadt im US-Bundesstaat Indiana. Zehntausende Autos werden sich zu einemBlechstrom vereinen, der seinen Weg zum Motor Speedway sucht. Dortwird an diesem Sonntag das wichtigste Autorennen der USA gestartet:das Indy 500. Kaum eine andere Sportveranstaltung bringt an einem Tagmehr Zuschauer zusammen. Rund 400 000 waren es voriges Jahr.
Rechtzeitiges Kommen sichert einen guten Parkplatz. Das Rangieren zwischen Campingmobilen und Reisebussen nehmen die Amerikaner gelassen hin. Stress kommt nicht auf, obwohl man eigentlich gar nicht zu früh auf der Tribüne sitzen kann. Die Zeit bis zum Start vertreibt ein buntes Rahmenprogramm.
Die besten Plätze befinden sich entlang der Boxengasse: imTribünenbereich A und C sowie im so genannten Paddock oder auf der Tower Terrace. Von den Suiten des Paddock Club aus schaut der Besucher auf die Start- und Ziellinie. Zudem steht ihm der Gang auf eine Tribüne frei. Ohrenstöpsel liegen bereit und müssen wegen des infernalischen Lärms auch genutzt werden.
Auf der Rückseite des Paddock Club liegt die Gasoline Alley, dasFahrerlager. Vor dem Rennen 2003 lüftete hier Ex-US-Präsident George Bush Senior sein Jacket - zum Vorschein kam ein Futter imStars-and-Stripes-Look. Patriotismus wird bei den «500 Meilen» groß geschrieben: Vergangenes Jahr versetzte etwa ein Stealth-Bomber im langsamen Überflug die Zuschauer in Staunen.
Gänsehaut verursacht auch das Grollen der warmlaufenden Motoren.Die 3,5-Liter-Maschinen bringen es auf gut 675 PS und beschleunigen in weniger als drei Sekunden von 0 auf mehr als 160 Stundenkilometer. Beim Rennen selbst gibt es jedoch einen fliegenden Start: Nach einer Aufwärmrunde signalisiert eine grüne Flagge den Beginn des Indy 500.
Nur wenige Besucher haben die Möglichkeit, vor dem Rennen direktzur Ziellinie zu gehen. Sie besteht aus acht Reihen Ziegelsteinen. Früher war das 2,5 Meilen - rund 4 Kilometer - lange Strecken-Oval komplett gepflastert. Ex-Fahrer berichten, noch Stunden nach einem Rennen habe es sie geschüttelt. Das passiert heute nicht mehr. Dafür müssen die Fahrer in jeder Kurve eine enorme Beschleunigungskraft ertragen. Häufig kommt es zu Crashs. Das sieht spektakulär aus, dochmeist tragen die Bruchpiloten nur leichte Blessuren davon.
Die Tatsache, dass viele Teilnehmer das Indy 500 nicht bis zumEnde absolvieren, führt zu einer seltsamen Regel bei der beliebten «Race-Pot»-Wette: Wer mitwettet, zieht einen oder mehrere Zettel mit den Namen der Teilnehmer. Der Mitspieler, dessen Fahrer zuerst ausscheidet, erhält seinen Einsatz zurück. Den «Pot» erhält, wer den späteren Indy-500-Sieger zugelost bekommen hat.
Wer ein paar Dollars gewettet hat, schaut immer wieder gespanntauf die haushohe Säule, die jederzeit anzeigt, welches Fahrzeug auf welchem Rang liegt. Das ist mit bloßem Auge nicht immer zu erkennen, wenn die Boliden mit mehr als 320 Stundenkilometern vorbei rasen. Im Jahr 2003 durfte der Fahrer Gil de Ferran auf dem Podest die Flasche Milch trinken, die dem Sieger von Indianapolis traditionell gebührt.