Ausstellung in der Hypo-Vereinsbank Ausstellung in der Hypo-Vereinsbank: Günther Brendel lebt seinen Traum
Wittenberg/MZ. - Brendel selbst gehörte 1974 zu jener Schar handverlesener Maler, die in Berlin den Palast der Republik um ein paar Bilder reicher machen durften. Damals hat der 1930 im thüringischen Weida geborene Kunstprofessor ein Stillleben gemalt. Später folgten die "Bauarbeiter am Alexanderplatz", vielleicht weil ein Stillleben eben nicht viel mit dem klassenkämpferischen Menschenbild des Sozialismus zu tun hatte.
Unterdessen ist die Mauer gefallen, der Palast, sinnentleert, geschlossen. Und Günther Brendel? Der lebt seinen Traum. Das diktiert er der MZ in den Block, als am Montag in der Wittenberger Hypo-Vereinsbank eine Ausstellung mit seinen Arbeiten eröffnet wird. Er erzählt vom Tag seiner Pensionierung. Damals, 1992, hat er seinen Lehrauftrag an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee an den Nagel gehängt und sei, beinahe stante pedes, auf Reisen gegangen. Überwältigend waren die Eindrücke, "einmal einen griechischen Tempel im Sonnenlicht des Südens zu sehen".
Einige Zeugnisse seiner Streifzüge über den Globus finden sich auch in Wittenberg. Etwa das Bild einer Maja-Frau aus Mexiko: ein Feuerwerk der Farben, leidenschaftlich und pastos aufgetragen, von großem Format. So sind auch Brendels Stillleben. Sie brauchen Raum, genau wie seine Landschaften. Wer zu dicht vor sie hin tritt, wird verwirrt von Klecksen und Linien. Erst aus der Distanz erschließt sich die Schönheit, bekommt das Bild Struktur und Tiefe. Dass Brendel auch anders kann, beweisen Bilder wie das von Schloss Granitz auf Rügen. Detailgenau und fein bildet der Meister Architektur ab und nennt diese Art zu arbeiten eine Herausforderung, die nicht zuletzt dem Training einmal erworbener Fertigkeiten dient. Man dürfe nie aufhören zu üben, findet er, der mit einer Bescheidenheit auftritt, die manchem Hobbykünstler sehr gut zu Gesicht stünde.
Genau an diese Zurückhaltung erinnern sich Menschen, die Brendel noch als Lehrer kennen gelernt haben. Zum Beispiel der Wittenberger Maler Peter Conrad. Der soll einst das sozialistische Menschenbild verhohnepipelt haben, weshalb er auf Betreiben eines einzelnen Professors von der Berliner Kunsthochschule flog. An Brendel hingegen habe er "nur gute Erinnerungen". Der sei sensibel und stets "mehr ein Lyriker gewesen". Günther Brendel wird das womöglich gern hören. Wenngleich er sich für seine Palast-Arbeiten nicht schämt. Die sind übrigens heute auch unter Kunstsammlern aus den alten Bundesländern höchst begehrt. Davon hat Brendel vielleicht nie zu träumen gewagt.
Die Ausstellung ist bis Ende Juli in der Wittenberger Hypo-Vereinsbank geöffnet.