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Ausstellung Ausstellung: Die Abstraktion der Lederhose

Von Thomas Altmann 20.01.2003, 16:30

Dessau/MZ. - Bei Grit Wolf ist alles anders. Hier tritt man sich nicht die Füße auf Seelenlandschaften ab. Zumal die Textilgestalterin, die an der Burg Giebichenstein Halle ihr Diplom ablegte, beinah ausschließlich grafische Arbeiten zeigt. Und diese erscheinen erst einmal frisch, fidel und frohgemut. Viele der Monotypien verweisen auf Musterfolgen. Doch die Wiederkehr des eben nicht ganz Gleichen sorgt für einen belebenden Knick in der Serie und wandelt den scheinbar typisierten Rhythmus in Bewegung. Durch die Lust an der Variation schimmert auch eine Lust am Spielerischen, die vielleicht auf eine alte Passion verweist. Die in Dessau geborene Künstlerin wollte eigentlich Spielzeug gestalten und wechselte dann das Fachgebiet.

Inmitten der grafischen Blätter wird auch die Diplomarbeit gezeigt, die einer strengen, geometrischen Ordnung folgt, indem Quadrate zu Rechtecken gruppiert sind. Da finden sich eine eingewebte Fotografie einer Stecknadelskulptur oder Quadrate aus mit Angelsehne verwobener Silberfolie. Auf schwarzem Hintergrund kursiert diese Arbeit zwischen Mustertafel und edlem Wandteppich.

Die figürlichen Arbeiten zeigen etwa die blässliche Blutarmut von vier Schwestern. Halb Schneiderpuppe, halb Charakterkopf wirkt deren stille, maskenhafte Entfernung ein wenig gesucht. "Einst war der böse König ein empfindsames Kind" heißt eine andere Arbeit. Der still staunende, knabenhafte Prinz ist ein betörend kleines Bild mit einer flüssigen Liebe zum Detail. Der König dagegen verbleibt im aufgetragenen Ornamentalen, ohne wirklich böse zu sein.

Es klingt nach Ironie, wenn die Künstlerin ihren freien, gewalzten Figurationen einen prägenden Namen verpasst. Aber so funktioniert das Sehen. Einmal gelesen, fliegen wirklich Enten aus dem Nebel, oder warten lesende Bären auf den Gegenzug. Die Krone der Ironie markiert der "Homo Alpinis - oder die Lederhose". Aus einer scheinbar beliebigen Figur wird (einmal gelesen...) das Urbild eines speckigen, zweireihigen Hosenstalls. Bewegte Muster eignen sich auch zur autobiografischen Notiz, wenigstens einer "Kindheit im Tapetenladen". Das Bild ist begrenzt. Doch die "Rapportiermaschine" läuft.