Ausschreitungen in NBA Ausschreitungen in NBA: «Bad Boy» Ron Artest wird bis zum Saisonende gesperrt
New York/dpa. - Begrenztes Berufsverbot und drakonische Sperren:Die nordamerikanische Basketball-Profiliga hat mit den härtestenStrafen der NBA-Geschichte auf die skandalösen Ausschreitungen amvergangenen Freitag beim Spiel zwischen den Detroit Pistons und denIndiana Pacers reagiert. Neun Profis sind mit mehr als 140Matchsperren belegt worden, nachdem sich Spieler und Fans eine wüstePrügelei geliefert hatten und die Partie mit 97:82 für Indiana in derletzten Minute abgebrochen werden musste.
Am härtesten traf es Indianas «Bad Boy» Ron Artest. Der 25-jährigeAll-Star-Forward ist wegen seiner Faustschläge bei den schwerstenPrügelszenen der NBA-Geschichte für den Rest der Saison suspendiertworden. Er muss 73 Spiele aussetzen und verliert rund fünf MillionenDollar seines Jahresgehalts. Damit übertraf der schon mehrfach fürähnliche Ausraster «vorbestrafte» Spieler die bisherige «Bestmarke»von Latrell Sprewell, der in der Saison 1997/98 nach einerTätlichkeit gegen seinen Coach 68 Matchstrafen erhalten hatte.
Artest war völlig ausgerastet, nachdem er den Detroiter BenWallace gefoult und dieser sich dagegen gewehrt hatte. Die beidenlösten damit eine Welle der Gewalt auf dem Spielfeld aus: Stühlenflogen, Zuschauer schütteten Getränke auf die Spieler. Wallace kammit sechs Spielen Sperre noch glimpflich davon, seine mitprügelndenTeamkollegen Stephen Jackson (30 Spiele) und Jermaine O'Neal (25)traf es deutlich härter. Der mit einer Jahresgage von 14,8 MillionenDollar hoch dotierte O'Neal verliert dadurch rund ein Viertel seinesSalärs.
«Wir haben ein Zeichen gesetzt und ich bin sicher, dass sich soetwas nicht wiederholen wird», meinte NBA-Commissioner David Stern,der sich mit Spieler-Gewerkschaftsdirektor Billy Hunter noch einmalan einen Tisch setzen wird. «Es war das schlimmste Match unter denrund 25 000, die ich gesehen habe. Wir müssen deutlich machen, dasses beim Basketball Grenzen gibt. Eine davon ist eine Spielfeld-Abgrenzung zwischen Spielern und Zuschauern. Dann können die Profisihre Selbst-Kontrolle nicht verlieren und auf Tribünen stürmen.»
Zur Urteilsfindung war neben den TV-Aufnahmen auch Bildmaterialder Zuschauer herangezogen worden. «Es war abschreckend, wie sich dieZuschauer verhalten haben. Aber es entschuldigt nicht das Verhaltenunserer Profis», betonte Stern, «wir müssen alles dafür tun, dass inZukunft die Gewalt außen vorbleibt.» Weitere Folgen könnten einAlkoholverbot in den Hallen und eine Verstärkung desSicherheitspersonals sein.
Ron Artest zeigte sich von dem Strafmaß beeindruckt und bedauertesein Verhalten. «Ich respektiere Sterns Reaktion. Aber ich glaube,ich bin bei der Wertung der Situation nicht fair behandelt worden»,meinte der 112 Kilo schwere und 2,01 m große Athlet. Er gab an, dasser zwei Mal von einem vollen Getränkebecher getroffen worden war,bevor er zugeschlagen hatte. Stern führte zur Begründung desStrafmaßes an, dass Artest schon bei früheren «Vorfällen» ausverschiedensten Anlässen die Selbstkontrolle verloren hatte.