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Ausländer in der Bundesliga Ausländer in der Bundesliga: Cottbus wieder Multi-Kulti-Spitze

Von Ines Reichelt 18.07.2001, 16:35

Leipzig/dpa. - Die Ostsee-Variante geht allerdings völlig gegen den Trend, denndas Fußball-Oberhaus hat seine Ausländer-Quote inzwischen auf 47,8Prozent geschraubt. Von den 504 Beschäftigten zwischen Ostsee undBreisgau sind 241 nicht in Deutschland zu Hause. 14 Erstliga-Clubshaben elf und mehr Ausländer im Kader, in sechs Teams sind deutscheSpieler sogar in der Minderheit. Dazu gehört auch Schalke 04. DerVizemeister verpflichtete mit dem Argentinier Anibal Matellan den 20.Ausländer und ist Energie Cottbus damit dicht auf den Fersen.

«Für mich ist nicht entscheidend, woher unsere Spieler kommen,sondern dass sie letztlich alle Cottbuser sind», verteidigt Energie-Präsident Dieter Krein die Personalpolitik, die dem schmalenGeldbeutel des östlichsten Elite-Clubs geschuldet ist. Der Verein,der es in der vergangenen Saison fertig brachte, als erster in derBundesliga-Geschichte eine reine Ausländer-Elf auf den Platz zuschicken, wartet neben seinen Balkan-Fußballern inzwischen auch miteinem brasilianischen Trio auf: Franklin, Brasilia und Vragel daSilva. Mit Silvio Schröter (22) und Lars Jungnickel (19) angelte sichTrainer Eduard Geyer zudem zwei talentierte Nachwuchsspieler vonseinem Ex-Verein Dynamo Dresden. Für sie gilt, was Geyer schon nachder denkwürdigen Ausländer-Premiere Anfang April gegen Wolfsburgallen Kritikern entgegen gehalten hatte: «Die jungen Deutschen sollenrackern und sich die Stammplätze durch mehr Engagement zurückerkämpfen.»

Die nach der verpatzten Europameisterschaft 2000 gefordertePflichtzahl an jungen deutschen Spielern in den Bundesliga-Teams ließsich per Dekret nicht verordnen. Der Trend geht stattdessen in dieentgegengesetzte Richtung. Neben den in unbegrenzter Zahleinsetzbaren Profis aus europäischen Ländern dürfen die Clubs seitdem 1. Juli fünf statt bisher drei Lizenzspieler plus dreiVertragsamateure aus Afrika, Amerika, Asien oder Australienbeschäftigen.

«Eigentlich bedauere ich es, dass die Beschränkung gelockert wird.Wir haben eh zu wenig deutsche Spieler in der Bundesliga», sagteBayern Münchens Trainer Ottmar Hitzfeld zu der neuen Regelung. Aufder anderen Seite hatte der Vizepräsident des Rekordmeisters, Karl-Heinz Rummenigge, die Reform sogar mit vorangetrieben. Die Bayernfürchteten um ihre internationale Konkurrenzfähigkeit. In Italienbeispielsweise fallen ab der neuen Saison jeglicheAusländerbeschränkungen. In der Serie A könnten damit theoretisch elfBrasilianer in einer Club-Mannschaft auflaufen.

Die neue Freiheit haben in Deutschland bisher nur wenige Vereinegenutzt. Werder Bremen mit dem Peruaner Roberto Silva und derHamburger SV mit dem ausgeliehenen Libanesen Roda Antarverpflichteten nach dem 1. Juli jeweils ihren vierten nicht-europäischen Profi. Bayer Leverkusen hat fünf Spieler von anderenKontinenten im Aufgebot, allerdings werden Frankie Hejduk (USA) undder Brasilianer Marquinhos als Vertragsamateure geführt. DieserEtikettenschwindel hat mit der Ausländer-Reform aber ebenso anBedeutung verloren wie der Trick mit dem «Doppelpass». Der ParaguayerRoque Santa Cruz (Spanien), der Peruaner Claudio Pizarro (Italien),der Brasilianer Amoroso (Italien) oder der Nigerianer Sunday Oliseh(Belgien) werden wahlweise auch unter ihrer zweiten Nationalitätgeführt.