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Ausland Ausland: ARD-Korrespondent als Entwicklungshelfer

Von Peter Hübner 21.11.2002, 16:19
Der frühere ARD-Sportschau-Reporter Holger Obermann hat sich nach dem Ende seiner TV-Laufbahn als Fußball-Entwickungshelfer für NOK, DFB und FIFA vor allem in Asien einen Namen gemacht. dpa
Der frühere ARD-Sportschau-Reporter Holger Obermann hat sich nach dem Ende seiner TV-Laufbahn als Fußball-Entwickungshelfer für NOK, DFB und FIFA vor allem in Asien einen Namen gemacht. dpa dpa

Kuantan/Hannover/dpa. - Neulich auf dem Flug nach Kabul traf Holger Obermann einen anderen deutschen Entwicklungshelfer. Der Mann, eingesetzt im Straßenbau, schüttelte verständnislos den Kopf. «Fußball in Afghanistan, was soll denn das?», fragte er den Fußballtrainer, der seit mehr als einem Jahrzehnt als sportlicher Entwicklungshelfer in zahlreichen asiatischen Ländern unterwegs ist. «Ich denke, Fußbälle sind ebenso wichtig wie die Pflastersteine, die Sie legen», antwortete der 61-Jährige dem Kollegen, der sich später für seine Bemerkung entschuldigte.

Für Obermann spielt der Fußball vor allem in Krisengebieten wie Afghanistan oder Ost-Timor, seinen beiden zurückliegenden Stationen, eine wichtige humanitäre Rolle. «Er bringt Kinder und Jugendliche zusammen, vermittelt ihnen Lebensfreude und Hoffnung und bietet nach Jahren der Unterdrückung erstmals wieder Gelegenheit, sich nach Herzenslust austoben zu können», fasste der in Kuantan/Malaysia lebende Asienexperte seine Erfahrungen in den beiden von Krieg und Bürgerkrieg heimgesuchten Ländern zusammen.

Vor allem in der ehemaligen portugiesischen Kolonie Ost-Timor, die 1999 nach dem Einmarsch indonesischer Milizen und einem blutigen Bürgerkrieg fast völlig zerstört wurde, ist der Fußball trotz einer nach wie vor katastrophalen Infrastruktur ein Lebenselixier. Obermann leitete dort mit Unterstützung des NOK, des DFB, des Auswärtigen Amtes und der Willi Daume-Stiftung vier Kurzzeitmaßnahmen. «Wir haben vor allem im Bereich Kinder- und Jugendfußball etwa 200 Übungsleiter ausgebildet, vier Jugendzentren installiert und Fußballschulen aufgebaut», berichtete der frühere ARD-Sportschau-Moderator.

Seine Fernseh-Karriere hat Obermann nach 25 Jahren beendet. Die guten Kontakte zu Bundesligastars wie Franz Beckenbauer zahlen sich aber noch heute aus. Als der «Kaiser» 1999 bei einer Sitzung des Asiatischen Fußball-Verbandes (AFC) über die WM-Vergabe 2006 Besuch in seinem Hotel vom ehemaligen Kaffeeplantagen-Besitzer Joao Carrascalao erhielt, der um Unterstützung für Ost-Timor bat, sagte Beckenbauer («Das ist ein Fall für Obermann») sofort die Hilfe des DFB zu. Heute ist Carrascalao NOK-Präsident von Ost-Timor und das Land seit wenigen Wochen AFC-Mitglied.

Bis zur Aufnahme in den Weltfußballverband FIFA müssen Ost-Timor und sein fußballbegeisterter Präsident Xanana Gusmao (Obermann: «Er hat sich jahrelang als Partisan im Dschungel versteckt») noch mindestens bis 2006 warten. Aber FIFA-Präsident Joseph Blatter hat Hilfe aus dem Technischen Entwicklungsfond für den Aufbau einer Liga und die Renovierung des Stadions in der Hauptstadt Dili versprochen. Das Dili-Stadion befindet sich ohne Umkleidekabinen und ohne fließend Wasser, Strom und Toiletten in einem desolaten Zustand. Für Holger Obermann zählt aber das Positive: «Mehr als 100 000 Jungen spielen Fußball, auch wenn überall nur steinige Fußballfelder gibt.»