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Ausflug in die Vergangenheit Ausflug in die Vergangenheit: Klecksen wie der Urgroßvater

Von Uta Förster 21.06.2001, 18:32

Würchwitz/MZ. - Es scheint, als habe der Besitzer der kleinen Stube über der Gaststätte in Würchwitz nur mal kurz das Frühstück und die Zeitungsschau unterbrochen, um gleich zurückzukehren. Auf dem alten Küchentisch liegt das Besteck bereit und die geschmierte Milbenkäsestulle verlockt zum Reinbeißen. Vielleicht hat der Bauer gerade etwas Wichtiges aus der Geflügelzeitung aus dem Jahre 1943 erfahren, alles stehen und liegen gelassen, um den Nachbarn darüber zu informieren? "Es soll vor allem wohnlich aussehen", erklärt der Würchwitzer Ortschronist Volker Thurm beim Rundgang durch das gestern zum Heimatabend offiziell eröffnete Kleelandstübchen. Für den Namen zeichnet Sylvia Sieg verantwortlich.

Anfang Mai begann die Würchwitzerin zunächst ehrenamtlich mit Monika Gerhardt die Räumlichkeiten einzurichten. Für Frau Sieg wurde eine Strukturanpassungsmaßnahme (SAM) daraus. Die Zeit drängte. Bis zum Kleefest sollte die Heimatstube stehen, entschied der Kleefestverein sechs Wochen vor dem Fest. Die Mundpropaganda funktionierte und die Leute in Würchwitz und Umgebung spielten mit. Sie kramten jede Menge alte Fotos und Bilder heraus und stellten Gegenstände aus Großmutters Zeiten zur Verfügung. Als Eldorado erwies sich ein seit neun Jahren unbewohnter Bauernhof in Stockhausen, wo die Frauen an einem Wochenende bei einer Entrümpelungsaktion jede Menge Utensilien heraustrugen. Wie das hölzerne Bett aus der Zeit des 19. Jahrhunderts, das karierte Bettwäsche ziert und der rollbare Stuhl. Ein Nachttisch mit Bettlektüre und ein Nachttopf ergänzen den Schlafbereich. Über dem Küchenofen hängt Wäsche zum Trocknen.

Daneben fanden eine alte Ofenbank und ein Ausguss Platz. Auch im Flur gibt es jede Menge zu sehen. Angefangen von Gerätschaften aus dem bäuerlichen und handwerklichen Bereich über ein tragbares Plumpsklo, auf dem ein Teddybär thront bis hin zu der Schulbank (19. Jahrhundert) aus Lobas. Auf dieser können die jüngsten Besucher Probesitzen machen und den Federkiel zum Schreiben ins Tintenfass tauchen. "Damit sie ein Gefühl dafür bekommen, was für eine Kleckserei und wie schwierig das war", erzählt Thurm. Zu den Raritäten im Kleelandstübchen gehört die Fahne vom Turnverein "Frisch auf Sabissa" aus dem Gründungsjahr 1904. Einem Ort, der in den 50er Jahren der Kohle weichen musste.

Anmeldungen für Führungen unter Tel.: 034426/51 15 5 oder 034426/21 34 6.