Anhaltisches Theater Anhaltisches Theater: Im Keller wächst die Phantasie
Dessau/MZ. - Michael Melerski, Bühnenbildner am Anhaltischen Theater, schafft Regisseurin Haffter das Umfeld für das Musical "Der Zauberer von Oz", das am Freitag in Dessau Premiere hat. Diese Kulisse, das stellt Haffter gleich klar, wird wenig gemein haben mit der Ausstattung des legedären Filmes mit Judy Garland. "Ich hab den Film nicht gesehen", sagt sie. Das wäre auch nicht gut gewesen. In Dessau gibt es die Musik des Filmes mit der deutschen Version des berühmten "Somewhere Over the Rainbow" und ansonsten eine Textfassung von Haffter, auf die man gespannt sein darf.
Die junge Frau, die zuletzt am Münchner Haus am Gärtnerplatz und am Opernhaus Kiel inszenierte, hat sich gemeinsam mit Bühnenbildner Melerski und Choreograph Thorsten Kreissig vorgenommen, das Publikum zu fordern. Ganz speziell dessen Phantasie. Schließlich hat sie erkannt: "Phantasie hat große Flügel, manche Jacken sind beim Menschen aber enger geworden." Mit dem "Zauberer von Oz" will Ana Haffter der Vorstellungskraft der Dessauer auf die Sprünge helfen. Dafür braucht sie nicht viel. "Die Darsteller behaupten ihre Figuren, so dass man nicht daran zweifelt." Melerski ergänzt: "Der Surrealismus entsteht durch die Figuren, die durch eine reale Welt gehen."
Auf der Bühne präsent sind in dieser Produktion vor allem die Frauen und Männer des Opernchores, aus dessen Reihen auch ein großer Teil der Solistenrollen besetzt sind. Die singen nun nicht nur in vorderster Reihe sondern tanzen auch jene Schritte, die ihnen Thorsten Kreissig vorgibt. Der Choreograph kann sich noch immer diebisch darüber freuen, welchen Schock er den Chorsolisten noch vor der Sommerpause verpasste. Beim ersten Treffen sollten sie sich zu Techno-Klängen bewegen. "Wenn man sie am Anfang einmal richtig erschreckt, kann man hinterher alles machen", ist Kreissigs Motto.
Das ging wohl auf, denn der Mann, mit dem Ana Haffter schon öfters zusammenarbeitete, ist inzwischen sehr zufrieden mit den tanzenden Sängern. "Alle haben sich geöffnet, wir hatten eine Menge Spaß und Freude", so Thorsten Kreissig. Ein Teil davon soll sich ab Freitag auch auf das Publikum übertragen. Erwachsene, so Haffter, dürften dann noch einmal fühlen, wie es war, ein Kind zu sein. Wenn irgendwo der Wind wehte, ein Fenster schlug und man zitternd darauf wartete, dass das Krolkodil unterm Bett hervor kam. Haffter, Melerski und Kreissig ist dieses Gefühl niemals fremd geworden. Und wohl auch mancher Dessauer wird wohl noch eine Ahnung davon haben. Hierzulande sind Keller schließlich mindestens genauso gruselig wie in Südafrika.