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Alternative zum Wohnen im Grünen Alternative zum Wohnen im Grünen: Ein Townhouse in der Innenstadt

Von Melanie Brandl 22.09.2008, 13:43
Von Städteplanern und Architekten wiederentdeckt: Zum Beispiel in Bremen gibt es viele der sogenannten Townhouses. «Bremer Touristik-Zentrale BTZ/dpa
Von Städteplanern und Architekten wiederentdeckt: Zum Beispiel in Bremen gibt es viele der sogenannten Townhouses. «Bremer Touristik-Zentrale BTZ/dpa Bremer Touristik-Zentrale BTZ

Berlin/dpa. - Doch jetzt beginnen Städteplaner,Bauunternehmer und Architekten das Konzept der sogenannten Townhouseswieder zu entdecken: Schmale, hohe, aneinandergereihte Häuser mitGarten mitten in der Stadt bieten eine Alternative zurDoppelhaushälfte im Speckgürtel der Großstädte.

«Die Idee der Townhouses ist eigentlich nicht neu», erklärt KlausJ. Beckmann, Leiter des Deutschen Instituts für Urbanistik (DIU) inBerlin. Eng stehende Stadthäuser mit geringem Flächenbedarf beivergleichsweise hoher Wohnqualität habe es in vielen Großstädten seitjeher gegeben. Eine besonders ausgeprägte Tradition haben sie inGroßbritannien oder den Niederlanden. «Aber auch in Bremen oderHamburg findet man sie bis heute.»

Die alte Grundidee des schmalen Stadthauses mit maximal zweiWohnungen, die auf vier bis fünf Geschosse verteilt sind, werde nunmit den heutigen Wohnansprüchen verbunden, sagt Olaf Bahner vom BundDeutscher Architekten (BDA) in Berlin. Weil Baugrund in derInnenstadt viel kostet, wird in die Höhe statt in die Breite gebaut.Moderne, oft individuell gestaltete Fassaden, Schnitte nach denVorstellungen des Eigentümers und energiesparende Raumkonzepte prägendas Townhouse des dritten Jahrtausends.

«Im Townhouse vereint sich beides: Die Vorteile des Lebens mittenin der Stadt und die Vorteile eines eigenen Häuschens mit Garten»,sagt Bahner. Die Zeiten, in denen allein das Leben im grünen fürviele das Ziel aller Wünsche war, scheinen vorbei. «Wir erleben eineregelrechte Renaissance der Innenstädte.»

Kurze Verkehrswege zur Schule und Arbeitsstätte, kulturelleAngebote und vielseitige Einkaufs- und Versorgungsmöglichkeitenlassen die Stadt als Wohnraum wieder attraktiver werden, erklärtBeckmann. «Das hat auch mit den neuen Lebens- und Haushaltsformen zutun: Es gibt viele Singles oder kinderlose Paare. Die wollen meistgar nicht weg aus der Stadt.» Aber auch in Familien gehen heute oftbeide Partner einem Beruf nach. «Wohnt man außerhalb, kosten langeWege viel Zeit und Geld.»

Um das zu sparen, versuchen viele Bauherren, mit ihrem Townhousezwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Während auf den oberenEtagen gewohnt wird, dient das Erdgeschoss laut Bahner oft als Laden,Werkstatt oder Büro.

Eine Variante sind sogenannte Baugruppen, die gemeinsam einTownhouse errichten und bewirtschaften. «Das können dann zum Beispielzwei Familien in ähnlichen Situationen sein, die sich gegenseitig beider Kinderbetreuung helfen, oder aber auch ältere und jüngereMenschen, die voneinander profitieren», erzählt Beckmann.

Ob allein oder in der Gruppe - auf jeden Fall fördernTownhouse-Besitzer die Wiederbelebung der Innenstädte. Auchstadtpolitisch sei diese Entwicklung wünschenswert, sagt Prof.Andreas K. Vetter von der Detmolder Schule für Architektur undInnenarchitektur und Autor des Buches «Townhouses»: «Es istnotwendig, die Bürger wieder in die Stadtmitte zu holen.»

Townhouses beleben aber nicht nur tote Innenstädte und schließenBaulücken - sie können auch brachliegende Flächen wie ehemaligeIndustrieanlagen und Bahnhöfe revitalisieren. Davon profitierensowohl die Kommunen, die am Verkauf von Bauland verdienen, als auchdie Bürger. Denn dadurch gibt es in Städten wieder große Wohnungenmit Garten. Laut Beckmann können die Stadthäuser die Wohnkultur sogardauerhaft verändern: «Das Townhouse wird eine Wohn- und Lebensformwerden, die zumindest die nähere Zukunft unserer Städte prägen kannund wird.»

LITERATUR: Andreas K. Vetter: Townhouses, Callwey Verlag, ISBN978-3-7667-1740-5, 64 Euro.

INFO-KASTEN: Sparen beim Wohnen in der City

Da die Grundstückspreise in der Stadt deutlich über denen auf demLand liegen, erscheint ein Hausbau mitten in der City den meistenunmöglich. Doch bei genauerem Hinsehen ist das Townhouse günstigerals vermutet: Zwar kostet der Grund in der Stadt pro Quadratmetermehr, durch seine geringe Grundfläche benötigt ein Townhouse aberauch deutlich weniger Platz als ein Häuschen im Grünen.

Gespart wird außerdem bei den Kosten für die Mobilität, also fürAuto, Benzin oder Bahnfahrkarten. Und auch bei den Energiepreisenkönnen die Stadthäuser punkten: Während ein alleinstehendes Haus ersteinmal geheizt sein will, profitiert das Townhouse von seinerSandwich-Position - es wird von beiden Seiten gewärmt.