Alphörner und Schmiedehammer
Hundeluft/MZ. - Am Sonntag war Erntefest in Hundeluft, veranstaltet vom Verein "Hundelufter Findlinge e. V." Drei Feste pro Jahr inszeniert der Verein: zu Pfingsten, am Tag des Denkmals und eben im Herbst, wenn die Ernte eingefahren ist. An dieser Tradition wolle man festhalten, auch wenn es heute im Dorf nur noch einen Landwirt im Nebenerwerb gebe, sagt Vereinsvorsitzende Karin Freihorst.
Draußen fallen Kegel. Drinnen fällt der Hammer auf den Amboss. Dorfschmied Horst Noack erstellt einen Nagel. Brot und Brezeln buk der Verein im hauseigenen Ofen. "Das halbe Dorf ist da", sagt Freihorst. Man lauscht der Herzenssache der "Anhaltiner Musikanten" aus Raguhn - ein reines Familienensemble, bestehend aus Vater, Tochter, Schwiegersohn, und auch die Enkelin singt mit. Gut gezwirbelt, wie der Bart, ist die Musik. Dann wandern die Multiinstrumentalisten in Richtung Hochgebirge. Schwiegervater und Schwiegersohn bringen ihre Alphörner in Position und spielen gut intoniert am Rande des Dorfes "Am Dorfrand". Das "Alphorntrio Anhaltino" sei, der dritte Mann ist heute nicht dabei, das nördlichste Alphorntrio Deutschlands.
Exakt gesagt, denn neben Tibet und der Schweiz zählt heute noch Finnland zu den Hochburgen der Alphörner. Das wahrlich lange Instrument wird aus jungen Fichten oder Tannen gefertigt. Der Stamm wird halbiert, ausgehöhlt, wieder zusammengesetzt und mit Rindenband umwickelt. Grifflöcher gibt es natürlich nicht. Daher steht dem Bläser nur die Naturtonskala zur Verfügung, und diese beherrschen die Hochgebirgsmusikanten aus dem platten Land vortrefflich.
Durch ihren weittragenden Ton eigneten sich Alphörner bestens als Signalinstrument. Aber, so berichtet der Schwiegersohn, das Alphorn wurde auch geblasen, um das liebe Vieh bei Unwetter zu beruhigen. In Hundeluft hört man diese Klänge gern, auch wenn hier kaum noch Vieh vorhanden ist, welches meditieren könnte. Federvieh aber gibt es noch. Deshalb steht auch ein Sack Weizen für den Gewinner des Preiskegelns bereit.
Die Erntekrone verweist weiterhin auf den Anlass des gemütlichen Beisammenseins. Der Rhythmus der Zeit ist eben ein anderer geworden. Nach Kaffee und Kuchen gibt es Fettbemmchen und vermutlich ein Bier.
Oder zwei.