Alexa Hennig von Lange Alexa Hennig von Lange: «Popliteratur hat es nie gegeben»
Berlin. - Was mit Benjamin von Stuckrad-Barres "Soloalbum" begann soll zu Ende sein? Die Popliteratur kriselt, die "Goldenen Reiter" Sibylle Berg, Uwe Kracht und Joachim Bessing schweigen, Benjamin Lebert leidet unter einer Schreibblockade. Und Alexa Hennig von Lange, bei ihrem Romandebut noch ganz "relaxt", schreibt mit "Lelle" ein Kinderbuch. Pop hin, Literatur her, Wolfgang Scheidt fragte bei der 29-jährigen Wahl-Berlinerin nach.
Sie haben gemodelt, schrieben Drehbücher für TV-Soaps, sind "Allegra"-Kolumnistin - sind Sie eine Popkünstlerin?
Alexa: (lacht) Nein, gemodelt habe ich während meiner Schulzeit, um Geld zu verdienen. Es dauert lange, bis man von der Schriftstellerei leben kann. Und für Magazine und Zeitungen schreiben viele Autoren, um präsent zu bleiben, wegen des Geldes, und weil es Spaß macht.
Wenn Sie bei Harald Schmidt und bei der Popkomm-Messe auftreten oder auf Lesetour gehen - was bedeutet Ihnen dann Popularität?
Alexa: Hauptsächlich, dass ich mein Produkt verkaufen kann. Und die Verbindung zum Publikum und das Feedback sind mir wichtig.
Gehören Sie zur "Generation Popliteratur"?
Alexa: Für mich war diese ganze Popschreiber-Geschichte nie relevant. Als zu Beginn viele junge
Autoren geschrieben haben, suchte man dafür einen Begriff. Man nannte es Popliteratur, damit alles in eine Schublade passte. Aber die Popliteratur hat es für mich nie gegeben, den Begriff hat die Industrie erfunden, nicht die Schreiber. Wir sind älter geworden, haben uns weiter entwickelt und unser Thema gefunden.
Was fasziniert die Leser an Ihren Romanen?
Alexa: Das weiß ich auch nicht. Was ich erzählen will, muss ich gefühlsmäßig selbst erlebt haben. Die Leser merken wohl, dass die Geschichten nicht frei erfunden, sondern die Gefühle ehrlich und aufrichtig sind.
Sind Ihre Bücher autobiographisch?
Alexa: Nein, ich schreibe nicht wortwörtlich das auf, was meine eigene Kindheit oder Jugend war. Ich gehe eher davon aus, wie ich mich gefühlt habe, was meine wichtigsten Themen waren. Daraus entsteht dann eine neue Geschichte. Aber sicherlich tragen die Gefühle, Gedanken und Ängste auch autobiographische Züge. Mein Thema ist das Erwachsenwerden, das Abnabeln vom Elternhaus, die Selbstfindung in der Pubertät - darum wird es in meinen Büchern auch weiterhin immer gehen.
Mit "Lelle" endet Ihre Triologie von zwei Schwestern zwischen Schnuller und Exzess - ist damit Ihr Thema erschöpft?
Alexa: Auf die Schwestern bezogen schon. Aber für mich wird das Thema "Beziehung" immer eine Rolle spielen. Nicht nur zwischen Mann und Frau, sondern die Beziehungen zwischen Menschen, die Selbstfindung, das Zu-Sich-Selbst-Kommen, das Sich-Reflektieren - das klingt jetzt furchtbar esoterisch, ist aber nicht so gemeint.