Albert II. von Belgien feiert Thronjubiläum
Brüssel/dpa. - Er kam überraschend auf den Thron und könnte seine Funktion auf ungewöhnliche Weise wieder verlieren: Albert II. feiert an diesem Samstag sein 15-jähriges Jubiläum als König der Belgier.
Aber nur wenige seiner gut zehn Millionen Untertanen würden ein Jahresgehalt darauf verwetten, dass auch in 15 Jahren noch ein Monarch in Brüssel regiert: Der Sprachenstreit hat das Königreich tief gespalten und könnte auf Dauer seine Existenz bedrohen.
Albert II. hat immer wieder zum Gemeinsinn in Belgien aufgerufen, Flamen und Wallonen zur Zusammenarbeit ermahnt. «Lasst uns in diesem Augenblick, wo kollektive Egoismen fast überall auf der Welt beunruhigende Formen annehmen, zeigen, dass Männer und Frauen unterschiedlicher Kulturen in ein und demselben Land harmonisch zusammenleben können», hörten die Belgier bereits bei Alberts Vereidigung am 9. August 1993. Zehn Tage zuvor war sein Bruder und Vorgänger, der beliebte König Baudouin, im Alter von 62 Jahren plötzlich an Herzversagen gestorben.
Weil Baudouin kinderlos blieb und sein Neffe Philippe seinerzeit noch Junggeselle war, erklomm Albert den Thron. Der heute 74-Jährige hat mit Königin Paola drei Kinder - Prinz Philippe, Prinzessin Astrid und Prinz Laurent - und eine Schar von zwölf Enkelkindern. Biologisch ist die Fortsetzung der Dynastie also gesichert. Politisch steht die Zukunft des 1831 gegründeten Königreichs indes auf wackeligen Füßen.
Seit der Parlamentswahl vom 10. Juni 2007 kämpfen vor allem flämische Politiker verschärft für mehr Eigenständigkeit des nördlichen Landesteils, wo Niederländisch gesprochen wird. Aber in der Wallonie und Brüssel, wo man überwiegend Französisch spricht, befürchten viele Bürger davon Nachteile. Der Ausgang des politischen Tauziehens mit wiederholten Regierungskrisen ist ungewiss.
Den König hat das viel Kraft gekostet - zumal er kurz nach der Wahl von einer Treppe im Palast fiel und eine neue Hüfte brauchte. In den Monaten danach musste er Vermittler, Unterhändler und sogar eine Übergangsregierung einsetzen. Letztlich geht es für Albert II. und seine Familie, die Belgiens Steuerzahler jährlich gut 13 Millionen Euro kostet, um das Überleben der Monarchie. Bräche Belgien tatsächlich eines Tages auseinander, würde ihre Funktion überflüssig: Wo kein Königreich, da auch kein König.
Selbst die eher königstreuen Wallonen zweifeln zunehmend an einer gemeinsamen Zukunft mit den Flamen. 93 Prozent von ihnen bezeichneten die belgische Staatskrise in einer Umfrage jüngst als «ernst». Fast ein Viertel glaubt mittlerweile, Belgien werde von der Landkarte verschwinden. Und falls das Land geteilt würde, wünscht die beinahe die Hälfte der Wallonen den Anschluss an Frankreich. Der König sieht jedenfalls wenig Grund zum Feiern: Albert II. ist nach Auskunft des Palastes am Jubiläumstag im Urlaub.