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Ägypten Ägypten: Irak-Krieg trifft Ägypten-Tourismus hart

Von Max Bönnemann 03.04.2003, 11:06
Wenige Touristen an den Pyramiden - je länger der Irak-Krieg dauert, desto stärker dürfte das Land der Pharaonen von vielen Urlaubern gemieden werden. (Foto: dpa)
Wenige Touristen an den Pyramiden - je länger der Irak-Krieg dauert, desto stärker dürfte das Land der Pharaonen von vielen Urlaubern gemieden werden. (Foto: dpa) Ägyptisches Fremdenverkehrsamt

Kairo/dpa. - Jolana und Colin aus Südafrika sind frustriert: Zusammen mit ihren Kindern haben sie einen zehntägigen Urlaub in Ägypten verbracht. Am Tag ihrer Rückreise blicken sie zurück: «100 US-Dollar sollten wir für die Fahrt nach Alexandria inklusive Museum und Mittagessen zahlen. Und bei den Pyramiden mussten wir außer 60 Pfund Eintritt noch 40 Pfund bezahlen, um die Pyramiden von Innen zu besichtigen. Alles in allem hatten wir das Gefühl, dass die Ägypter ihre Tourismusflaute mit höheren Preisen wettmachen.» Bei Dok Dok's Feluken-Verleih in Kairo dagegen kann von «Abzocke» keine Rede sein: 20 Pfund (3,50 Euro) kostet die Stunde Segeln bei strahlendem Sonnenschein auf dem Nil. «Bier und Cola mitnehmen ist kein Problem», lockt Kapitän Ahmed. Von einer Tourismusflaute will er nichts wissen.

Es sind solch widersprüchliche Erfahrungen, die Urlauber in Ägypten momentan machen können. Doch sollte der Krieg im Irak noch länger dauern, sagt Ministerpräsident Atif Obeid der Tourismusbrache seines Landes ganz schwere Zeiten voraus. Bei drei Monaten Krieg müsse Ägypten mit einem Ausfall an Deviseneinnahmen in Höhe von umgerechnet rund einer Milliarde Euro rechnen. Im Durchschnitt seien in Ägypten die Hotels derzeit nur zur Hälfte ausgelastet.

Als Reaktion denkt die Tourismusbranche über Sonderangebote und Werbeaktionen für Gruppenreisende nach: «Und das obwohl die Regierung davon abgeraten hat», sagt Wagdy Saad, Manager des «Amar Sina Village Hotels» in Scharm el Scheich. Schließlich müsse man weiterhin die Kosten für Strom, Wasser und Personal decken. Offiziell will es zwar niemand zugeben, aber Hotelangestellte berichten, dass in manchen Fällen bereits 40 Prozent der Mitarbeiter entlassen worden sind.

Die Bedenken ausländischer Touristen angesichts des Irak-Kriegs kann Hasan Ragab, General Manager des «Hilton Hotels» in Taba nicht teilen: «Einen sichereren Ort als hier an der israelisch-ägyptischen Grenze gibt es doch überhaupt nicht.» Taba ist nach seinen Worten derzeit nur zu 20 Prozent mit Touristen ausgelastet. Auch die Zimmer des «Sofitel» in Scharm el Scheich am Roten Meer sind nach den Worten eines Managers durchschnittlich nur zu 40 Prozent belegt. Das Hotel nahe des St.-Katharinen-Klosters am biblischen Berg Sinai steht nach Angaben eines Reiseveranstalters derzeit so gut wie leer.

Ähnlich sieht die Lager in den oberägyptischen Tempelstädten aus: Das «Mercure-Hotel» in Luxor spricht von Einbrüchen bei der Belegung von 65 auf 30 Prozent. Auch die Nil-Kreuzfahrtschiffe zwischen Luxor und Assuan sind nach Angaben von Reisenden nur zu einem Drittel belegt. Von 31 für den Monat April gebuchten Reisegruppen sind beim Veranstalter «Travellers Egypt» in Kairo ganze vier übrig geblieben.

Doch solche Einbrüche hat es in Ägypten schon häufiger gegeben, zum Beispiel nach den Anschlägen auf Touristen nahe Luxor im Herbst 1997. Und auch diesmal werde man die Situation durchstehen, gibt sich ein Manager im Kairoer Fünf-Sterne-Hotel «Nile Hilton» optimistisch.