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Afghanistan Afghanistan: Holger Obermann beendet Fußball-Mission

Von Hans-Joachim Zwingmann 02.12.2003, 16:20
Der frühere ARD-Sportschau-Reporter Holger Obermann hat sich nach dem Ende seiner TV-Laufbahn als Fußball-Entwickungshelfer für NOK, DFB und FIFA vor allem in Asien einen Namen gemacht. dpa
Der frühere ARD-Sportschau-Reporter Holger Obermann hat sich nach dem Ende seiner TV-Laufbahn als Fußball-Entwickungshelfer für NOK, DFB und FIFA vor allem in Asien einen Namen gemacht. dpa dpa

Frankfurt/Main/dpa. - Holger Obermann hat seine Fußball-Mission in Afghanistan erfolgreich abgeschlossen. Bei seiner Rückkehr nach Deutschland konnte der frühere ARD-Sportreporter nun tief durchatmen und stolz berichten: «Ich habe es geschafft, dass erstmals nach 24 Jahren wieder ein internationales Fußballspiel in dem krisengeschüttelten Land ohne Zwischenfälle stattfinden konnte. Das war für mich das größte Erfolgserlebnis in meiner Laufbahn.»

Der 67 Jahre alte Entwicklungshelfer zeichnete für die Gesamtorganisation der Partie zwischen Afghanistan und Turkmenistan (0:2) verantwortlich. Über 20 000 Zuschauer hatte dieses Ausscheidungsspiel zur Weltmeisterschaft 2006 angelockt, das unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen stattfand.

Zwei Wochen lang hatte Obermann mit den höchsten Sicherheitsstellen des Landes, einem Armee-General, dem Polizeichef sowie Vertretern der Internationalen Schutzpolizei (ISAF) verhandelt, ehe das Spiel über die Bühne gehen konnte. «Brisant war es wenige Tage vor dem Treffen geworden, als es mehrere Drohungen im Hinblick auf terroristische Anschläge gab», berichtete Obermann.

Das Spiel geriet noch in größte Gefahr, als in der Nacht vor dem Vergleich bei den Gesprächen mit der Schiedsrichter-Delegation des Weltverbandes FIFA direkt hinter dem Hotel eine Bombe explodierte. «Wir kamen alle mit dem Schrecken davon, doch wir hatten ein komisches Gefühl. Die Lage war sehr angespannt. Wir bekamen aber die Zustimmung, so dass die Begegnung am anderen Tag stattfinden konnte», erzählte Obermann.

Das Spiel verlief ohne Probleme. «Gottlob ging alles gut. Wenn nur ein einziges Menschenleben zu beklagen gewesen wäre, ich wäre bis an mein Lebensende ein unglücklicher Mensch gewesen», meinte der Fußball-Botschafter des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) nach seiner Rückkehr. Obermann konnte vor seinem Abflug tief durchatmen: Er bekam viel Lob und Zuspruch von der FIFA-Spitze, von Kabuls Bürgermeister Anwar Jekldalek, dem deutschen Botschafter und von zahlreichen Sportfunktionären des Landes.

Während seiner sechsmonatigen Tätigkeit in Afghanistan hat Obermann drei Junioren-Mannschaften (U-15, U-17 und U-19) ins Leben gerufen und das Pilotprojekt «Mädchen-Fußball» gestartet. Außerdem bildete er über 100 Trainer aus, die seine Arbeit nun fortsetzen sollen. Bei der Abschiedsfeier bekam der «Fußball- Missionar» so viele Geschenke, dass er alle gar nicht mit nach Deutschland bringen konnte. Eine 200 Jahre alte, besonders wertvolle Münze nahm Obermann aber als «Glücksbringer» mit in die Heimat.