Absolvententreffen an der FH Merseburg Absolvententreffen an der FH Merseburg: Von der Domstadt aus in alle Welt
Merseburg/MZ. - Das fällt selbst dem Merseburger Hartmut Hahmann schwer, der diesen Treff der Mittvierziger am vergangenen Sonnabend maßgeblich organisiert hat. "Übers Internet, anders kaum denkbar." Er ist einer der wenigen, die hier Fuß gefasst haben, erst in Leuna, inzwischen beim Lebensmitteluntersuchungsamt in Halle. Etwa 150 seien sie zu Beginn im Matrikel gewesen, um die 135 schließlich haben gleichzeitig das Diplom erworben. So gesehen sind 120 Leute einfach Spitze. "Irgendwie liegt das natürlich auch an der Situation dieser Hochschule", meint Marina Kühnert, die von Berlin aus mit organisiert hat.
Es hatte sie nach dem Studium zu Berlin-Kosmetik verschlagen. Kosmetik ist noch immer ihr Metier, jetzt aber im Marketingbereich. Das "Phänomen Merseburg" sei es, was zusammengeschmiedet habe, die Tatsache, dass hier alles auf engem Raum passierte. "Weil es so auch am bequemsten und billigsten war, letztendlich." Marina weiß natürlich, wer die weiteste Reise hierher hat: Christine Karim, "unsere Amerikanerin", in Wernigerode geboren, und natürlich ihr aus Bangladesh stammender Ehemann.
Die Liebe der zwei an der Hochschule war der Grund für die Odyssee, wie Christine im Gespräch mit der MZ erzählt. Es habe damals geheißen: Wenn ihr heiratet, kannst du nicht in der DDR bleiben. Also gingen sie in den Westen, nach Kaiserslautern, Neuss, Wuppertal und Bochum. "Eine schwierige Zeit, ich könnte Romane darüber schreiben." Beide promovierten, fanden im US-Bundesstaat Minnesota Arbeit. Professorin ist sie dort auf ihrem Spezialgebiet Biochemie. Und jetzt sind hier, machen gleich mit den Söhnen, 22 und 12 Jahre alt, zum ersten Mal Urlaub in Deutschland.
Merseburg war als Lehrstätte offenbar nicht schlecht? "Was ich hier gelernt habe, damit kann ich mich in der ganzen Welt sehen lassen", meint die erfolgreiche Wissenschaftlerin. Basis für einen Werdegang bis zum heute Selbsständigen war die TH auch für Lutz Werner. Am Institut für Wasserwirtschaft in Berlin ist er gelandet, hat extern seinen Doktor und nach der Wende eine Umweltfirma in der Hauptstadt aufgebaut. Neun Mitarbeiter hat er, der damalige für elf Seminargruppen zuständige Studienjahressekretär, mittlerweile. Und das Unternehmen floriert, sagt er.
Boden, Seen, Trinkwasser - alles wird nach jeweiligem Auftrag analysiert und begutachtet. Lutz Werner gehört zu denen, die häufiger hierher kommen, und das aus einem ganz bestimmten Grund. "Ich war einer der Gründer des Studentenklubs Reaktor, mit Horst Dietrich zusammen. "Und der Reaktor veranstaltet jährlich Treffen, auch mit den so genannten Fossilien", sagt er schmunzelnd. Im Oktober also ist er wieder da, jung gebliebenes "Fossil" aus Berlin.