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85. Giro d'Italia 85. Giro d'Italia: Cipollini holt Rosa Trikot

Von Andreas Zellmer 12.05.2002, 16:44

Münster/dpa. - Cipollini war im Spurt nach 211 km vor zehntausendenbegeisterten Zuschauern auf dem Hindenburgplatz in Münster nicht zugefährden. Der Exzentriker aus der Toskana feierte seinen 35. Giro-Erfolg und den insgesamt 172. Sieg in 15 Jahren.

Die Australier Graeme Brown und Robbie McEwen landeten auf denPlätzen zwei und drei hinter dem diesjährigen Sieger von Mailand-San-Remo und Gent-Wevelgem. Danilo Hondo aus Cottbus, im Vorjahrzweifacher Etappensieger, wurde Vierter. Etwa zwei Kilometer vor demZiel hatte sich ein Massensturz ereignet, bei dem sich einige Fahrerernsthaft verletzten. Den Sprint um den Sieg nahmen nur etwa 50Fahrer in Angriff.

Cipollinis Zeitgutschriften für seinen 35. Etappensieg und derErfolg beim Zwischensprint in Emsdetten reichten dem italienischenTopstar, der am Samstag beim Prolog in einem Aufsehen erregendenTigerdress angetreten war, für den Sprung an die Spitze. Grundlagewar eine gute Prolog-Platzierung in Groningen mit nur 15 Sekundenhinter Dominguez. Dort hatten zum Giro-Auftakt über 6,5 km diedeutschen Teilnehmer einen starken Eindruck hinterlassen. DerHannoveraner Grischa Niermann vom niederländischen Rabobank-Team fuhrin 8:22 Minuten auf Rang sieben und war vier Sekunden schneller alsder zehntplatzierte Berliner Torsten Hiekmann vom Telekom-Team, mit22 Jahren der jüngste aller 198 Giro-Starter.

Der ungewöhnliche Giro-Auftakt im Norden konnte als Erfolgverbucht werden. Über 100 000 Zuschauer in Groningen versprühtensüdländisches Temperament. Auf dem Weg nach Münster hatten sich dieniederländischen Ortschaften mit viel rosa Tüll herausgeputzt. InMünster verwandelten rund 150 000 Zuschauer die Stadt, die sich dieGiro-Einladung alles in allem rund 350 000 Euro kosten ließ, trotzkühler Witterung in eine Party-Meile. Der Papst brachte in derFahrrad-Stadt Münster bei seinem Besuch 1987 nicht so viele Menschenauf die Beine. Allerdings erreichte die Begeisterung nicht dieAusmaße des Freiburg-Ausflugs der Tour de France vor zwei Jahren.

«Ein Super-Einstand für Torsten bei seinem Giro-Debüt. Wir sindsehr zufrieden. Er macht uns hier bestimmt noch viel Freude», sagteTelekom-Teamchef Frans van Looy. Er vertrat Rudy Pevenage, der zurHochzeit seiner Tochter nach Belgien gereist war. Hiekmanns Team-Kollege Matthias Kessler (Nürnberg), dem im Gesamtklassement imFinale am 2. Juni in Mailand aus Telekom-Sicht am meisten zugetrautwird, blieb beim Prolog in 8:43 unter seinen Möglichkeiten. «Der Kurswar mit den vielen Kurven saugefährlich. Hätte ich nicht einmal eineVollbremsung gemacht, hätte ich lang gelegen», sagte Kessler. Derkomplizierte Prolog-Parcours forderte ein Opfer: FrancescoCasagrandes Helfer Gorazd Stangelj aus Slowenien schied nach einemSchlüsselbeinbruch aus.

Topsprinter Cipollini war beim Prolog wieder für eine Extravaganzgut: Er trat als Tiger auf. Trikot, Rennschuhe und seinDienstfahrzeug waren gelb-schwarz-gestreift. Der 34-facheEtappengewinner, der zum Start der zweiten Etappe am Montag in Kölnin Rosa erscheinen wird, fuhr mit 8:27 eine für ihn sehr ansprechendeZeit. Genau wie der Gerolsteiner-Kapitän Davide Rebellin(Italien/8:22) auf dem sechsten Platz. Cipollinis modische Gagskosteten ihn 300 Schweizer Franken Strafe der Jury, die er aus derPortokasse bezahlt haben dürfte.

Der italienische Radprofi Mario Cipollini (Acqua&Sapone) jubelt am Sonntag (12.05.2002) in Münster über seinen Sieg auf der ersten Etappe des Giro d'Italia über 211 Kilometer vom niederländischen Groningen in die Domstadt.
Der italienische Radprofi Mario Cipollini (Acqua&Sapone) jubelt am Sonntag (12.05.2002) in Münster über seinen Sieg auf der ersten Etappe des Giro d'Italia über 211 Kilometer vom niederländischen Groningen in die Domstadt.
dpa