60 Jahre Trabi 60 Jahre Trabi: 5001 Kilometer nach Mallorca

Beuna - Auf der Hinfahrt lief alles gut, aber auf Mallorca hatte mein Trabi plötzlich ganz weiße Zündkerzen. Wahrscheinlich durch die salzige Luft. Kein Problem: Neue rein, weiter ging’s. Als Trabi-Fahrer hat man ja immer Zündkerzen dabei.
Es war im Sommer 2003. Meine damalige Frau hatte schon lange von Mallorca geschwärmt, aber ich steige in keinen Flieger - das hat sich bis heute nicht geändert. Da entstand mit meinem Kumpel Steffen Böhse die Idee, doch stattdessen den Trabi zu nehmen. Und so wurde der hellgraue Kombi, Baujahr 1988, unser Reisegefährt für zwei Wochen. Die Hinfahrt dauerte drei Tage: über den Brennerpass, vorbei am Gardasee und an Genua, dann schön an der Küste entlang über Monaco und Barcelona zur Fähre nach Palma. Wir haben eine Menge gesehen. Und die Klimaanlage hatten wir immer dabei: die Fensterkurbel.
Der Trabi zwischen Ferrari und Porsche
In Monaco wollten wir natürlich unbedingt mal bei den Schönen und Reichen vorbeigucken. Ich parkte den Trabi vor einem Spielcasino - zwischen Ferraris und Porsches. Das war zwar nicht erlaubt, aber wir haben schnell ein paar tolle Fotos geschossen. Und die Leute dort haben eifrig uns und unser auffälliges Gefährt abgelichtet. Sowieso haben die Menschen immer sehr interessiert und freundlich reagiert.
In Palma, an der Strandpromenade, ist mir fast einer auf die Motorhaube gekracht. Zum Glück ist nichts passiert. Er rief: „Wo geht’s denn hier nach Merseburg?“. Ein Schafstädter, also ganz aus unserer Nähe. Das war lustig.
Die Erlebnisse habe ich alle unterwegs notiert. Mein Reisetagebuch war ein Schulheft, das ich auf dem Lenkrad festgemacht hatte. Darin landete dann auch die Panne auf dem Rückweg: ein Kupplungsschaden zwischen Barcelona und Andorra. Zum Glück konnten wir auch das selbst reparieren, wir hatten eine neue Kupplungsscheibe dabei. Wie auf dem Hinweg, schliefen wir nach der Mallorca-Woche auch auf der Heimreise immer im Auto. Die Rückbank runtergeklappt, konnte man sich in voller Länge hinlegen. Mit meinen 1,60 Meter war das erst recht kein Problem. Am Ende kamen wir bei der Tour auf 5 001 Kilometer - und der Trabi brauchte erst mal neue Bremsen.
Jetzt habe ich ihn leider nicht mehr. Mir fehlte die Zeit, ich habe ihn voriges Jahr an einen Kumpel weitergereicht. Bis vor drei Jahren war der Trabi mein Alltagsfahrzeug gewesen. Dann habe ich mir einen Opel Vectra gekauft. Das war eine Umstellung! Von 26 PS auf 170. Da kamen einige Blitzerbilder zusammen. Früher war ich stets nach Gehör gefahren - das funktioniert heute nicht mehr.
Es fiel mir schon schwer, mich von dem Auto zu trennen, das ich mehr als zwanzig Jahre gefahren bin. Aber es ist ja nicht aus der Welt. Zum Trabi-Treffen nach Anklam fahre ich trotzdem weiter jedes Jahr mit einem Freund. Und eine Tour wie damals, die werde ich demnächst auch wieder machen, das steht schon fest - mit dem Trabi, versteht sich...
Aufgeschrieben von Antonie Städter