2. Bundesliga 2. Bundesliga: Karlsruhe: Aufstiegs- statt Abstiegskandidat
Karlsruhe/dpa. - Finanziell immer noch gebeutelt, aber sportlich auf dem Weg nach oben: Nach mageren Jahren darf der Karlsruher SC nun als Tabellendritter der 2. Bundesliga vom Wiederaufstieg ins Oberhaus träumen. Doch Trainer Lorenz-Günther Köstner bremst nach drei Siegen hintereinander die sprunghaft gestiegenen Erwartungen. «Es werden mit Sicherheit auch wieder Niederlagen kommen», warnte der 51-Jährige vor der Partie am Sonntag bei seinem früheren Verein SpVgg Unterhaching. Seine Mannschaft habe noch mit mangelnder Konstanz und jugendlicher Unerfahrenheit zu kämpfen. Gern verweist Köstner dabei auf das peinliche 0:4 im DFB- Pokal beim Regionalligisten TSG Hoffenheim.
Seit dem Bundesliga-Abstieg 1998 lebt der KSC vor allem von der Vergangenheit. Erst kürzlich feierten die Helden um «Euro-Eddy» Schmitt ausgiebig das zehnjährige Jubiläum des 7:0-Sieges im UEFA-Cup gegen den FC Valencia. Bis in die Regionalliga musste der Verein, der zeitweise vor dem finanziellen Ruin stand, runter. Aber in dieser Saison hat sich die Mannschaft zur Überraschung vieler vom Abstiegs- zum Aufstiegskandidaten gemausert. Mit nur 14 Gegentreffern ist die KSC-Abwehr sogar Spitzenreiter.
Köstner gelang es in den vergangenen Monaten, aus der Geldnot eine Tugend zu machen. Nicht weniger als sieben Stammspieler kommen aus der eigenen Jugend- oder Amateurabteilung. Der Kader ist der zweitjüngste der Liga. «Wir haben noch nichts erreicht. Wir haben nur 20 Punkte gegen den Abstieg», betont der KSC-Coach. Dennoch präsentierte sich seine Not-Elf mitunter so überzeugend, dass sich selbst Köstner unlängst nicht scheute, einen Vergleich zum ungeliebten Nachbarn VfB Stuttgart zu ziehen. «Auch ich habe eine Mannschaft mit Leidenschaft, die unbedingt weiterkommen will», erklärte er. «Dass sie noch nicht immer so kann, wie sie es gerne will - das steht auf einem anderen Blatt.»
Der Grat, auf dem sich der KSC derzeit bewegt, ist schmal. Eine Verletzungsserie könnte der dünne Kader kaum verkraften und Neuverpflichtungen stehen außerhalb jeder Diskussion. Denn das Geld ist nach wie vor knapp im Wildpark: Bis zum Jahresende darf die Überschuldung der Badener nach einer Auflage der Deutschen Fußball Liga (DFL) nicht höher als im Vorjahr sein - sonst droht ein Punktabzug. Zum Bilanzstichtag am 30. Juni hatte der KSC diese Grenze allerdings bereits um rund 600 000 Euro überschritten. «Wir werden diese Auflage definitiv erfüllen können», versicherte Sportdirektor Rolf Dohmen. Deshalb müsse der Club auch, wie im Fall des Stürmers Iwan Saenko bereits öffentlich diskutiert, keinen Spieler in der Winterpause verkaufen: «Wir müssen das nicht tun und das war auch noch nie im Gespräch.»