1. FC Köln 1. FC Köln: Özalan Alpay vor dem Rauswurf
Köln/Hamburg/dpa. - Auf die nicht geahndete Tätlichkeit desnervenschwachen Übeltäters gegen seinen Gegenspieler Guy Demelreagierte Uwe Rapolder umgehend: Er strich ihn aus dem Kader für dasNachholspiel am Dienstag gegen Duisburg.
Diese Entscheidung des Kölner Trainer ist nicht nur ausdisziplinarischen Gründen nahe liegend. Selbst bei den eigenen Fansist die Akzeptanz für den zu Saisonbeginn verpflichteten 32 Jahrealten Abwehrspieler fast auf den Nullpunkt gesunken. Spätestens seitdem Skandalspiel in der WM-Relegation zwischen der Türkei und derSchweiz am 16. November ist er in allen Stadien der Buhmann. ImAnschluss an die Partie in Istanbul war er auf dem Weg in die Kabinenzusammen mit anderen Spielern handgreiflich geworden.
Doch selbst die Anhörung in der FIFA-Zentrale am Dienstag, woAlpay zu den Vorfällen in Istanbul Stellung nehmen musste, verhalfnicht zu innerer Einkehr. Nur vier Tage später wurde er erneutauffällig: Schon in der Halbzeit des Spiels beim HSV soll erGegenspieler Demel beschimpft haben, wenig später setzte er ihn mitEllbogencheck fast K.o. «Alpay war sehr aggressiv», klagte HSV-Kapitän Daniel van Buyten. DFB-Chefankläger Horst Hilpert leitete amSonntag ein Verfahren gegen den Türken ein.
Bei aller Verärgerung über den Vorfall warb FC-Manager AndreasRettig um eine faire Beurteilung des Abwehrspielers und warnte voreiner Vorverurteilung. «Bei allem was passiert, zeigt man jetzt mitdem Finger auf Alpay.» Gleichwohl sprach auch Rettig schon amSonntagmorgen «arbeitsrechtliche Konsequenzen» aus.
Offenbar hat die Stimmungsmache in der türkischen Presse währendder EM in England tiefe Spuren hinterlassen. Sein faires Verhalten imSpiel gegen Kroatien (0:1) am 12. Juni 1996 brachte ihm internationalzwar viel Anerkennung, aber in der Türkei jede Menge Kritik ein. DaAlpay den gegnerischen Angreifer Goran Vlaovic nicht per Foulspiel amTorerfolg gehindert hatte, bezichtigten ihn heimische Medien indirektdes Vaterlandverrats. Den Tag danach verbrachte der tragische Heldallein in seinem Zimmer. Den Fair-Play-Preis hätte er am liebstenzurückgegeben.