1. FC Köln 1. FC Köln: Die ewige Unruhe
Köln/dapd. - Ein heftiger Machtkampf hinter den Kulissen und massiver Ärger mit einer Gruppe von Fans stören beim 1. FC Köln die Konzentration auf den Abstiegskampf. Vor dem Schlüsselspiel gegen den VfB Stuttgart (Samstag, 15.30 Uhr) reagierte Trainer Frank Schaefer genervt auf das sich zuspitzende Gerangel zweier rivalisierender Parteien um die Posten des Präsidenten und seiner Stellvertreter, das am Montag auf einer Mitgliedersammlung in der Köln-Arena entschieden werden soll.
„Ich denke, dass es momentan schwierig ist, nichts mitzubekommen. Es ist schon eine Situation, mit der sich alle beschäftigen“, sagte Schaefer zu den Turbulenzen um die Machtergreifung im Geißbock-Klub. „Das ist die wichtigste Partie der jüngeren Vereinsgeschichte“, sagte Schaefer und sieht sich mitten in den schicksalhaften Tagen weiterem Konfliktstoff ausgesetzt. Denn das Verhalten der gewaltbereiten Fans drückt die Stimmung noch tiefer.
„Bei allem Respekt vor unseren Fans muss man grundsätzlich sagen, dass das, was gerade passiert, nicht akzeptabel ist“, sagte Schaefer dem Online-Dienst „Sport1“. Es könne nicht sein, dass die Mannschaft sich nur noch mit Sicherheitskräften bewegen könne und ständig die Polizei um sich herum habe. Dem Nachfolger von Stale Solbakken wird nach seinem missratenen Einstand mit dem 0:3 im Derby am vorigen Sonntag in Gladbach die Arbeit intern sehr schwer gemacht. Das Duell um die Spitzenposition im Verein zwischen Karl-Heinz Thielen, einer FC-Ikone wie der zurückgetretene Präsident Wolfgang Overath, und seinem Rivalen Werner Spinner wirkte bis tief in die Mannschaft hinein.
Lukas Podolski, nassforsch wie so oft, sprach sich für Ex-Nationalspieler Thielen aus, obwohl die offiziellen Kandidaten des FC-Verwaltungsrats Spinner, Markus Ritterbach und Toni Schumacher sind. „Die Arbeitsverträge verbieten es Spielern, sich unabgestimmt gegenüber den Medien zu äußern. Das gilt auch für Lukas Podolski“, sagte Hauptgeschäftsführer Claus Horstmann, der wohl um seinen Job fürchten müsste, wenn Thielen Klubchef wird.
Zwtl.: Podolski-Wechsel noch immer unbestätigt
Podolski wurde zurückgepfiffen und zum kleinlauten Einlenken gezwungen. „Meine Aussage war möglicherweise etwas voreilig. Ich denke, dass unsere Mitglieder unabhängig davon die richtige Entscheidung im Sinne des Vereins treffen werden“, erklärte der Nationalspieler, der gegen Stuttgart wohl sein zweitletztes Heimspiel für Köln vor seinem wahrscheinlichen, aber noch immer unbestätigten Abgang zum FC Arsenal bestreiten wird. Im Umfeld war die Vorbereitung auf die Schlüsselpartie alles andere als gut, und das für eine Mannschaft, die bei entscheidenden sportlichen Werten noch schlechter ist als der Tabellenletzte Kaiserslautern. Der fünfte Abstieg ist in den vergangenen Wochen immer näher gerückt.
Mit Abstand die meisten Gegentore (66) und auch die meisten Niederlagen haben die Kölner kassiert, die auch die deutlich schwächste Tordifferenz (-30) aufweisen. Es gibt keinen Präsidenten im Verein, keinen Sportdirektor und mit Schaefer einen Trainer, der zwar als Fachmann anerkannt ist und bei den Fans geschätzt wird, aber vor einem Jahr in der exakt gleichen Situation abgelöst wurde, weil ihm die Rettung des Teams nicht zugetraut wurde.
Der Coach setzt seinen Spielern nur noch ein Minimalziel. „Realistisch und am nächsten liegend ist das Ziel, den Relegationsplatz zu halten“, sagte Schaefer. Der direkte Gegner heißt Stuttgart, aber mit Hertha BSC liefern sich die Kölner ein Fernduell. Gewinnt der FC nicht gegen Stuttgart und gelingt den Berlinern gegen Lautern ein Heimsieg, fällt das Team auf einen direkten Abstiegsplatz zurück. Gegen die zuletzt furios aufspielenden Schwaben fällt Innenverteidiger Henrique Sereno aus. Schwerer als personelle und taktische Probleme zu lösen ist für Schaefer aber die Aufgabe, die Unruhe vom Team fernzuhalten.