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1. Bundesliga 1. Bundesliga: Nürnberger Negativrekord: Sechster Abstieg macht Wolf Angst

Von Arne Richter und Heinz Büse 11.05.2003, 15:09

Dortmund/Nürnberg/dpa. - Die Hoffnung auf eine Rettung war schon lange verloren, jetzt geht beim 1. FC Nürnberg sogar die Angst vor dem totalen Absturz um. «Wir müssen aufpassen, dass wir nicht weiter nach unten durchgereicht werden. Das wird eine ganze schwierige Saison», sagte Trainer Wolfgang Wolf nach dem 1:4 (0:1) bei Borussia Dortmund mit Blick auf die kommende Spielzeit in der 2. Liga. Durch den bevorstehenden sechsten Abstieg aus der Fußball-Bundesliga tragen sich die Franken in die Rekordbücher der Bundesliga ein. Als Vorletzter der Tabelle mit 30 Punkten soll sich die Mannschaft in den ausstehenden zwei Spielen nur noch «teuer verkaufen», so Wolf.

An der unrühmlichen Bestmarke des neunmaligen deutschen Meisters hatte auch «Club»-Präsident Michael A. Roth nach der Partie am Samstag im Westfalenstadion trotz der da noch minimal bestehenden Möglichkeit des Klassenverbleibs keinen Zweifel. «Wir wissen, dass wir weg sind», betonte er. Im neunten Jahr seiner Amtszeit steht Roth vor einem Scherbenhaufen. Lautstark beschimpften die «Club»-Anhänger im Stadion den Vereinschef und machten ihn für den erneuten Abstieg nach 1969, 1979, 1984, 1994 und 1999 verantwortlich.

Roths Rechnung, dem entlassenen Trainer Klaus Augenthaler und dem ebenso geschassten Manager Edgar Geenen die Schuld für den Niedergang mit nur neun Punkten in der Rückrunde zu geben, geht nach Ansicht der Fans offensichtlich nicht auf. Wie schon oft zeigte sich der Unternehmer zuletzt spendabel und sprang ein, als die Hausbank kurzfristig Kredite kündigte. Wie lange sich die Nürnberger jedoch allein von Roths Geldbeutel leiten lassen wollen, bleibt abzuwarten.

Der mehr als künftiger Aufbauhelfer denn als «Feuerwehrmann» in höchster Not verpflichtete Wolf will auch nach der zweiten Niederlage unter seiner Regie nur nach vorne blicken. «Für mich ist es vorbei mit der Bundesliga. Alles andere ist Augenwischerei. Wir planen ja schon seit einer Woche nur für die 2. Liga», sagte der 45-Jährige. Auf Wolf wartet in seiner vorübergehenden Doppelfunktion als Coach und Manager viel Arbeit. Die notorisch finanzschwachen Nürnberger müssen in der 2. Liga mit einem deutlich knapperen Etat auskommen.

«Wir müssen da genau rechnen. Es wird natürlich eng», hatte Finanzchef Bernhard Kemper vor der Dortmund-Pleite gesagt. Schon vor der Beurlaubung von Augenthaler und Geenen betrug die Lücke im Etat 1,5 Millionen Euro. Die Lizenz für die Spielzeit 2003/04 erhielt der «Club» nur mit bis zum 11. Juni zu erfüllenden Auflagen.

Mit großer Wahrscheinlichkeit werden Leistungsträger wie Torwart Darius Kampa und Spielmacher David Jarolim den Verein verlassen. Wer als Ersatz geholt werden kann, ist vorerst fraglich. Während aus der Führungsriege Stimmen laut werden, mit jungen Spielern den kompletten Neuanfang zu wagen, will Roth «auch erfahrene Profis» verpflichten.

In der sportlichen Zielsetzung hat Roth offenbar ehrgeizigere Pläne als beispielsweise Wolf. «Unser Ziel ist es, sofort wieder aufzusteigen», hatte der Präsident gesagt. Der Trainer gibt sich nach seinen ersten Eindrücken in Nürnberg sehr vorsichtig und warnt vor dem zweiten Absturz in die Regionalliga. Dorthin hatte sich der FCN schon 1996 für eine Saison verabschieden müssen.