1. Bundesliga 1. Bundesliga: Lehmann-Blackout: BVB lässt Bayern ziehen

Gelsenkirchen/dpa. - Durch klare Fehlentscheidungen haben wirvier Punkte verloren», giftete Rudi Assauer nach dem 2:2 (2:0) undstellte die Urteilskraft der Schiedsrichter im Schalker Hexenkesselin Frage: «In strittigen Fällen entscheiden sie immer gegen uns. Dashat nur etwas mit der besonderen Atmosphäre in der Arena zu tun.»
Sogar der besonnene Frank Neubarth, der falsche Pfiffe sonst mitgroßer Gelassenheit hinnimmt, vermutete in seiner ersten ErregungMethode. «Das ist langsam kein Zufall mehr.» Doch schon kurz daraufrelativierte der Coach dies und ging stattdessen mit Victor Agali insGericht. Der Nigerianer sah nach einem Ellenbogencheck gegen Dede dieRote Karte (38.) und schwächte so seine Elf, die durch einenSonntagsschuss von Sven Vermant (13.) und von Nico van Kerckhoven(16.) bis dahin komfortabel mit 2:0 geführt hatte. «DieseUndiszipliniertheit darf Victor nicht passieren, auch wenn er vonDede durch einen Schlag gegen den Hals provoziert wurde», sagteNeubarth. Agali zeigte sich einsichtig: «Ich hatte einen Blackout.»
Anders als Agali blieb Dede unbehelligt, sah keine Karte. Assauerwill das nicht akzeptieren. Für den Manager war Dedes Vergehen gar«schlimmer» als Agalis «Wischer». Zudem sei Agali erst bestraftworden, nachdem «10 Mann auf der Dortmunder Bank» aufsprangen. «Diehaben Theater gemacht ohne Ende. Danach fiel die Entscheidung.»Assauer kündigte einen Protest beim DFB-Sportgericht an.
Schiedsrichter Herbert Fandel (Kyllburg) erklärte, dass er durchden Assistenten aufmerksam wurde auf Agalis Tätlichkeit: «Es hat sichin meinem Rücken abgespielt. Von Dede wurde mir nichts berichtet.Also konnte ich nichts ahnden.» Dabei war Linienrichter Mike Pickeldicht am Tatort wie auch Matthias Sammer, der von Dedes Foul aberauch nichts mitbekam. «Ich habe eine Sehschwäche»», sagte der Coach.«Im Fernsehen habe ich es natürlich auch gesehen.»
Fußball gespielt wurde im Prestigeduell vor 60 878 Fans auch noch.Dortmund nutzte mit einem Mann mehr die Räume im zweiten Durchgangglänzend und schien nach Toren von Jan Koller (52.) und Ewerthon(58.) auf dem Weg zum ersten Derbysieg seit 14. November 1998. Dochwieder blieb Sammer als Coach der Erfolg gegen Schalke versagt. «Dasswir nach dem 2:2 einige Gänge zurückschalten, ist unerklärlich», soSammer, der mit der Leistung drei Tage vor dem «Rückspiel» gegen RealMadrid in der Champions League aber zufrieden war. «Man hat von der1. Minute an gesehen, dass wir gewinnen wollten.» Der auf zehn Zählergewachsene Rückstand auf Bayern interessierte Sammer nicht: «Wichtigist, dass wir den Abstand auf Schalke gewahrt haben. Warten wir ab.»
Dass der Meister «mit leeren Händen dasteht» (Sammer), ist auchein «Verdienst» von Jens Lehmann. Der Ex-Schalker sorgte in der 80.Minute mit Gelb-Rot für personellen Gleichstand und ein Novum in derBundesliga-Historie. Noch nie musste ein Profi vom Platz, weil er deneigenen Mitspieler attackierte. Doch nach dem zu Unrecht wegenAbseits nicht gegebenen Tor von Tomasz Waldoch rastete der Keeperaus, sprintete aus seinem Kasten und bedrängte Marcio Amoroso.
«Man kann das manchmal nicht so kontrollieren», sagte Lehmann, derbereits vorbelastet und von Fandel in der Pause vor derlei Ausflügengewarnt worden war, im SAT.1-Interview. Lehmann räumte seine «etwasdoofe Reaktion» ein und zeigte am Sonntag beim Training Reue: Erentschuldigte sich bei den Mitspielern, was ihn vor einer Geldstrafedurch den Verein aber nicht bewahrte. «Das war eine großeUndiszipliniertheit. Mit der Entschuldigung ist die Sache abererledigt. Wir brauchen jetzt keine Nebenkriegsschauplätze», sagteSportmanager Michael Zorc mit Blick auf das schwere Duell gegen Real.Zuvor hatte Manager Michael Meier Klartext geredet: «Lehmann setztden Erfolg von Borussia Dortmund aufs Spiel.»