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1. Bundesliga III 1. Bundesliga III: Eklat um Amoroso stört BVB-Betriebsfrieden

Von Heinz Büse 25.03.2002, 16:18
Das Archivbild zeigt Marcio Amoroso und seinen Trainer Matthias Sammer. Amoroso rechnet jetzt mit dem BVB-Trainer ab und will den Verein verlassen. (Foto: dpa)
Das Archivbild zeigt Marcio Amoroso und seinen Trainer Matthias Sammer. Amoroso rechnet jetzt mit dem BVB-Trainer ab und will den Verein verlassen. (Foto: dpa) dpa

Dortmund/dpa. - Der Eklat um Marcio Amoroso hat denBetriebsfrieden bei Borussia Dortmund empfindlich gestört. Weil sichder erfolgreichste Bundesliga-Torschütze am Sonntagabend beim 3:0gegen Energie Cottbus in der 66. Minute zunächst weigerte, denAuswechselwünschen von Matthias Sammer nachzukommen und seinenTrainer damit vor 65 000 Zuschauern bloßstellte, hielt sich dieFreude über den Pflichtsieg in Grenzen. Aus Sorge um störendeBegleitmusik, die im zuletzt erfolgreichen Ensemble ausgerechnet vordem großen Finale für folgenschwere Disharmonien sorgen könnte,spielte «Orchesterchef» Sammer die Geschehnisse herunter: «Er warsauer, ich war sauer. Aber es wird keine zwei Minuten dauern, dannist das Problem aus der Welt.»

Doch so schnell, wie es sich der Coach vorstellt, wird die Sachenicht zu beheben sein. Vor allem die Reaktion der Fans, die den inder 68. Minute erfolgten Wechsel von Amoroso mit Pfiffen bedachten,traf den Erfolgstrainer bis ins Mark. Wie verstimmt er über dendivenhaften Auftritt des Angreifers war, ließ er bereits an derAußenlinie erkennen. Mit deutlichen Gesten und versteinerter Mienewies er dem Brasilianer den Weg in die Kabine. Nicht minder groß warder Frust bei Amoroso, der das Westfalenstadion vorzeitig verlassenwollte, allerdings auf die Schnelle keinen Chauffeur fand.

Nach dem Schlusspfiff blieb der Ärger von Sammer trotz seinerBeschwichtigungsversuche unverkennbar. «Wir lassen uns nichtveralbern», schimpfte der Disziplinfanatiker, «wenn ich meinen Kumpelan der Außenlinie stehe lasse, ist das nicht Ordnung.» Mit derAuswechslung habe er dem Brasilianer keinesfalls schaden wollen:«Meine ganze Kraft liegt darin, ihn zu unterstützen, und nicht, ihnniederzumachen. Ich bin nicht nur für Einzelne, sondern für denganzen Laden verantwortlich.»

Amoroso selbst war zu keiner öffentlichen Stellungnahme bereit.Nach Auskunft seines Landsmanns Leonardo Dede gab sich der DortmunderRekordeinkauf jedoch einsichtig und entschuldigte sich noch in derKabine für sein Verhalten. Auch jenseits des Rasens bestätigte Dedeseinen Ruf als mannschaftsdienlicher Spieler. Mit erklärenden Wortentrug er zur Deeskalation bei: «Marcio war traurig, weil er kein Torgemacht hat. Er ist ein großer Spieler, wir müssen Verständnis fürihn haben.»

Auch Manager Michael Meier war um Schadensbegrenzung bemüht. «Mankann das auch hochspielen. Der eine oder andere wird versuchen,daraus eine Affäre zu machen. Aber wir lassen uns in unserer Ruhenicht stören», warb Meier für eine unaufgeregte Sicht der Dinge. Dieglänzende Ausgangsposition, die sich der BVB nach Toren von Ewerthon(28.), Tomas Rosicky (35.) und Giuseppe Reina (80.) erarbeitet hat,soll nicht aufs Spiel gesetzt werden. Allerdings verpasste es derTabellenzweite, gegen die nach der Gelb-Roten Karte für Timo Rost(17.) dezimierten Gäste etwas für das Torverhältnis zu tun.

Die Zeiten, in denen sich Cottbus-Coach Eduard Geyer über dieErfolglosigkeit seiner Profis in Auswärtsspielen ärgert, sind langevorbei. Emotionslos dozierte er über die bekannte Schwäche: «AlleMannschaften aus dem Tabellenkeller konnten am Samstag nicht punkten.Da habe ich gedacht, meine Mannschaft tritt mit mehr Mut auf.» Nachder zwölften Schlappe in der Fremde gilt das ganze Augenmerk nun demkommenden Kellerduell mit dem SC Freiburg. Gelingt dem Tabellen-14.der sechste Heimsieg in Folge, dürfte sich das Thema Abstieg dannfast erledigt haben.