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1. Bundesliga 1. Bundesliga: Häßler tritt vom Rücktritt zurück

Von Arne Richter und Kathrin Zeilmann 29.04.2003, 15:30
Thomas Häßler vom Fußballverein TSV 1860 München fasst sich am Dienstag (29.04.2003) auf dem Vereinsgelände in München an seinen Mund. Die Ankündigung Häßlers über einen eventuellen vorzeitigen Rücktritt sorgte auf dem Vereinsgelände am Dienstag zunächst für Verwirrung. (Foto: dpa)
Thomas Häßler vom Fußballverein TSV 1860 München fasst sich am Dienstag (29.04.2003) auf dem Vereinsgelände in München an seinen Mund. Die Ankündigung Häßlers über einen eventuellen vorzeitigen Rücktritt sorgte auf dem Vereinsgelände am Dienstag zunächst für Verwirrung. (Foto: dpa) dpa

München/dpa. - Thomas Häßler hat mit einer Kehrtwende innerhalb weniger Stunden den eines Ex-Weltmeisters unwürdigen Abschied beim TSV 1860 München verhindert. Nach einem Gespräch mit Sportdirektor Dirk Dufner nahm der 36-Jährige am Dienstag Abstand von seinem am Vormittag angebotenen Rücktritt. «Ich werde meinen Vertrag erfüllen und die vier Wochen hier über die Bühne bringen. Wir sollten das mit Anstand beenden», sagte der 101fache Nationalspieler vor dem Training am Nachmittag. Noch in den Morgenstunden schien der Streit zwischen dem Regisseur und Clubchef Karl-Heinz Wildmoser mit dem angekündigten Abschied Häßlers einem unrühmlichen Höhepunkt entgegenzustreben.

Präsident Wildmoser hatte Häßler nach dem Bundesliga-Spiel gegen Borussia Dortmund (0:0) am Samstag hart kritisiert und ihm neben schlechten Leitungen indirekt Habgier und eine unprofessionelle Außendarstellung vorgehalten. Die Vorwürfe haben den zuletzt bei den «Löwen» äußerst unzufrieden wirkenden Häßler offenbar dazu bewogen, vier Spiele vor Saisonende an einen freiwilligen Rückzug zu denken.

Die Ankündigung des Rücktritts sorgte auf dem Vereinsgelände am Dienstag zunächst für Verwirrung. Trainer Falko Götz stritt jegliche Kenntnis über den angeblichen Abschied des zuletzt nur noch mit Kurz- Einsätzen bedachten Spielmachers ab. Wildmoser gab dem Weltmeister von 1990 und Europameister von 1996 mehrere Tage Bedenkzeit. Die grundsätzliche Kritik an dem bei den Fans nach wie vor sehr beliebten und bei seinem neunminütigen Kurzeinsatz gegen Dortmund vom Publikum gefeierten Berliner hielt der Vereinschef aber fest: «Dazu ist alles gesagt. Sein Verhalten war nicht so, wie ich mir das wünsche.»

Auch Häßler zeigte sich trotz der Aussprache mit «Vermittler» Dufner unversöhnlich: «Dann ist das Ding hier erledigt», spielte er auf seinen definitiven Abschied aus München Ende Mai an. Häßler hatte schon nach dem Dortmund-Spiel Unmut über seine Lage geäußert: «Was hier abläuft, verstehe ich nicht.» Rudi Völler hatte sich vor der Kehrtwende für ein Einlenken der Streithähne ausgesprochen. «Mit Karl-Heinz Wildmoser kann man Pferde stehlen. Ich denke die beiden finden noch die Möglichkeit einer Annäherung», so der DFB-Teamchef.

Häßler war vor vier Jahren zu den «Löwen» gewechselt und hatte bereits nach der letzten Saison nur nach langen Diskussionen einen Vertrag für ein weiteres Jahr bekommen. Wegen der angespannten Finanzlage hatten die Münchner von einer erneuten Verlängerung des Vertrags mit dem angeblich mit 1,5 Millionen Euro pro Jahr entlohnten Mittelfeld-As Abstand genommen. Nach seiner erneuten Knieoperation im Januar war Häßler unter Götz nur zu zwei Kurzeinsätzen gekommen. Offenbar sollte der als sensibel geltende «Icke» durch Kurzeinsätze bis zum Saisonschluss exakt auf 400 Bundesliga-Einsätze kommen.

Am Abschied Häßlers aus München nach der Saison wird sich nichts ändern. Offenbar ist damit auch die Bundesliga-Karriere des stillen Stars beendet. Sein erstes Spiel im Oberhaus hatte der 1,66 m große Profi am 29. September 1984 im Trikot des 1. FC Köln bestritten. In seinen 396 Bundesliga-Partien erzielte er für Köln, Karlsruhe, Dortmund und die «Löwen» 68 Tore. Von 1990 bis 1994 spielte er für vier Jahre bei Juventus Turin und AS Rom in Italiens Seria A.