1. Bundesliga 1. Bundesliga: FC Energie Cottbus wehrt sich
Cottbus/dpa. - «Auf reine Lügen hinwird ermittelt. Das ist Rufmord, da bleibt immer etwas hängen», sagtePräsident Dieter Krein, neben Manager Klaus Stabach einer derBeschuldigten, im «Tagesspiegel» (Freitag). Trainer Eduard Geyerbefürchtet keine negativen Auswirkungen auf das nächsteBundesligaspiel am Sonntag in Freiburg: «Keiner lässt sich hängen.»
Der Bundesligist wirft der Staatsanwaltschaft Cottbus, die gegenKrein und Stabach wegen «Verdachts der Untreue» ermittelt, vor,offensichtlich ausschließlich auf Aussagen eines Spielervermittlersaus der Schweiz das Verfahren eingeleitet zu haben. «DieStaatsanwaltschaft Cottbus wird sich die Frage gefallen lassenmüssen, ob hier nicht das Ansehen und der gute Ruf des Vereins durchvoreilige Hausdurchsuchungen beschädigt worden ist», heißt es auf derInternetseite des FC. Eine Anhörung wäre angemessener gewesen.
«Wenn man an verschiedenen Orten zeitgleich ermitteln will, sollteman die Beschuldigten nicht warnen», erklärte daraufOberstaatsanwältin Petra Hertwig. «Mit Sicherheit wird manirgendwann, wenn die Dokumente gesichtet sind, die Beschuldigten zuden Vorwürfen auch anhören», sagte die Sprecherin der CottbuserStaatsanwaltschaft der dpa. Aber bis dahin werde «noch eine Weilevergehen». Einige Beschuldigte haben Einspruch gegen dieBeschlagnahmungen eingelegt. «Das verzögert die Sache natürlich», soPetra Hertwig, die auch ein Verfahren wegen Steuerstraftaten nichtmehr ausschließt. «Wir haben noch keines eingeleitet, aber es liegtnicht so fern», erklärte die Sprecherin.
Energie geht davon aus, dass sich die Staatsanwaltschaft nurungenügend über die üblichen Abläufe eines Spieler-Transfersinformiert habe. «Das stimmt nicht. Natürlich haben wir das getan»,entgegnete Petra Hertwig. Krein und Stabach wird vorgeworfen, beimVerkauf von Kevin McKenna zum schottischen Verein Heart of Midlothianeinen Teilbetrag von 400 000 Mark an den Vereinskonten vorbei auf einKonto der Firma Moreno Soccer mit Sitz in Lima geschleust zu haben.Nach Energie-Darstellung ist dies die Provision für denSpielervermittler Willi Hoppen gewesen, der eine Firma in Limabesitzen soll.
Ein zuvor mit Hoppen als Mindesterlös von 650 000 Markfestgelegter Betrag ging an Energie, 400 000 Mark von der Gesamtsummevon 1,05 Millionen Mark flossen an den Spielervermittler - dies solleine branchenübliche Praxis sein. Ein in der Öffentlichkeitaufgetauchtes Dokument des FC Energie mit den Unterschriften vonKrein und Stabach, auf dem die Ablöse für McKenna auf 1,8 MillionenMark beziffert wird, ist nach Angaben von Vereinssprecher RonnyGersch in Zusammenhang mit einem Probetraining des Profis bei ArsenalLondon bereits im Januar 2001, zwei Monate vor dem Wechsel nachSchottland, erstellt worden.
Offenbar untersucht die Staatsanwaltschaft auch möglicheUnregelmäßigkeiten beim Transfer des einstigen Energie-SpielersFerenc Horvath. Manager und Präsident werden zudem beschuldigt, imZusammenhang mit dem Umbau der VIP-Logen im Stadion auch Leistungenan ihren Privathäusern über den FC Energie abgerechnet zu haben. «Diekonkreten Vorwürfe kennt der FC Energie noch nicht», sagte am FreitagEnergie-Anwalt Wolfgang Schreiber auf der obligatorischenPressekonferenz vor dem Bundesliga-Spiel, bei der Krein und Stabachdiesmal fehlten. «Wir üben Zurückhaltung», sagte Schreiber. Erverwies auf die «fehlende Akteneinsicht». Es sei die Absicht, «dieerhobenen Vorwürfe so schnell als möglich aus der Welt zu schaffen»,heißt es in einem Energie-Schreiben.