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US-Fußball US-Fußball: Christian Tiffert wurde in Seattle aussortiert

Von Christoph Karpe 07.03.2013, 12:46
Christian Tiffert trug ein Jahr lang das Trikot der Seattle Sounders.
Christian Tiffert trug ein Jahr lang das Trikot der Seattle Sounders. Imago Lizenz

Halle/Seattle/MZ - Gleich fängt der Champions-League-Kracher in Dortmund an. Sogar am anderen Ende der Welt wird der übertragen. Doch Christian Tiffert hat keine Lust darauf, den Fernseher einzuschalten. „Fußball hat mittags so gar kein Flair“, sagt er.

Kurz nach 12 Uhr ist es gerade in Seattle, an der amerikanischen Westküste. Da spielt er lieber mit seinen Kindern Mila (4) und Liam (2). Denn zum Fußball und dem Geschäft ringsherum hat Tiffert gerade sowieso ein ernüchtertes Verhältnis, das ihm mehr Freizeit bringt, als ihm lieb ist. Die Kleinen freut es, den Papa nur bedingt.

Aus dem Internet erfahren

Christian Tiffert ist „richtig sauer“. Und zwar auf seinen Verein die Seattle Sounders. Die Klubchefs spielten dem 31-Jährigen gerade den miesesten Streich, den der Hallenser in seiner langen Karriere erlebt hat. „Aus dem Internet, wo ich gerade zufällig etwas surfte, habe ich erfahren, dass ich raus bin. Knall auf Fall“, erzählt Tiffert. Stunden vor dem ersten Spieltag der Saison in der nordamerikanischen Major League Soccer (MLS) am letzten Sonnabend wurde er beim Halbfinalisten der letzten Serie einfach aus der Kaderliste gestrichen und zum entscheidenden Stichtag bei der Liga nicht als Spieler gemeldet. Was nichts anderes heißt: Tiffert ist arbeitslos - obwohl er eigentlich einen noch gültigen Vertrag hat.

Ein kurzfristiger Wechsel ist unmöglich. Kein Erstliga-Klub in Nordamerika kann ihn mehr engagieren, weil auch deren Aufgebote unverrückbar feststehen. In Europa ist das Transferfenster zu. Tiffert ist zur Untätigkeit gezwungen. „Ich halte mich nur privat und solo auf dem Vereinsgelände der Sounders etwas fit. Hier gibt es ja auch keine Amateurmannschaft, in der man noch mitspielen könnte“, sagt der Hallenser, der seine Heimatstadt vor 15 Jahren verlassen hat.

Christian Tiffert erläutert die Hintergründe seines Alptraums: „In der MLS ist alles genau geregelt. Die Klubs dürfen finanziell nur in einem Limit agieren. Spieler verdienen im Jahr maximal 350 000 Dollar. Nur drei Profis pro Mannschaft dürfen darüber liegen. Ich war einer davon. Doch obwohl ich in der letzten Saison ganz gut gespielt habe und der Trainer mir auch versicherte, mich behalten zu wollen, passte ich plötzlich nicht mehr ins Schema“, sagt er.

Ein neuer Stürmer sei wichtiger, entschieden die Oberen. „Der ehemalige Wolfsburger Obafemi Martins ist angeblich der Kandidat“, weiß Tiffert. Doch obwohl der Nigerianer, jetzt in Diensten beim spanischen Klub UD Levante, erst im Mai kommen soll, musste der Platz jetzt schon freigeräumt werden.

„Ich verstehe das Prozedere und die wirtschaftlichen Zwänge. Die wurden mir auch schon vor drei Wochen erläutert, als sich erstmals andeutete, dass sie irgendetwas mit mir vorhaben. Doch das alles ist unschön gelaufen.“ Vor allem ärgert es ihn, da er erst vor ein paar Wochen die Familie hinterhergeholt und sich in Seattle in einem Häuschen eingerichtet hat.

Verhandlung über Entschädigung

Die Sounders wollen Tiffert ausbezahlen. Der jedoch streitet noch um eine Entschädigung „Sechs Monate liege ich nun schließlich auf Eis.“ Dann will er zurück nach Deutschland, in die Nähe von Stuttgart. „Ich muss mal sehen, vielleicht kann ich mich beim Drittligisten Kickers fithalten. Im Sommer bin ich für alles offen. Noch fühle ich mich richtig fit“, sagt Tiffert. Doch Illusionen hat er keine: „Eine große Karriere werde ich nicht mehr machen. Ich würde auch in die zweite oder dritte Liga gehen. Egal.“

Und so kommt das Thema auf Halle. „Der HFC hat sich rausgemacht, und ich finde es gut, dass in der Phase, in der es nicht lief, die Nerven und der Trainer behalten wurde“, sagt Tiffert. Soll er doch zurückkehren? Da weicht Christian Tiffert aus. Er macht sich gerade über anderes Gedanken.