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MBC-Zugang Tremmel Darden Tremmel Darden: MBC-Zugang im Interview über Weißenfels Basketball und Profi-Leben

Von Daniel George 07.12.2018, 10:06
Tremmell Darden (2.v.li.) im Duell gegen Petteri Koponen (Bayern München)
Tremmell Darden (2.v.li.) im Duell gegen Petteri Koponen (Bayern München) Holger John

Weißenfels - Eis kühlt seine Knie, als Tremmell Darden die MZ zum Interview empfängt. Die erste Trainingseinheit des Tages liegt hinter dem 36 Jahre alten Zugang des Mitteldeutschen Basketball Clubs (MBC), eine zweite steht noch an – die geschundenen Knochen müssen regenerieren.

14 Jahre als Profi haben ihre Spuren hinterlassen, doch Darden ist noch immer fit. Der US-Amerikaner hat in der Euroleague, der europäischen Königsklasse, für Spitzenmannschaften wie Real Madrid, Zalgiris Kaunas oder Olympiakos Piräus gespielt.

Nun soll der Flügelspieler den Bundesligisten aus Weißenfels zum Klassenerhalt führen. Daniel George hat sich vor dem Auswärtsspiel am Sonnabend in Bayreuth (Beginn: 20.30 Uhr) mit ihm unterhalten.

Herr Darden, Sie haben als Basketball-Profi in großen Städten gelebt – Madrid oder Piräus zum Beispiel. Wie fühlen Sie sich nun in Weißenfels?

Tremmell Darden: Gut! Der Supermarkt ist in der Nähe und ich bin gerade dabei, ein paar gute Restaurants zu finden. Außerdem ist das nichts Neues für mich. Ganz zu Beginn meiner Karriere in Europa habe ich in der Türkei in einer kleinen Stadt gespielt, noch kleiner als Weißenfels. 2004 war das. Also ein bisschen schließt sich jetzt der Kreis.

Ihre Verpflichtung gilt für den MBC als Transfer-Coup. Warum haben Sie sich für einen Wechsel nach Weißenfels entschieden?

Ich hatte eine lange und erfolgreiche Karriere. Dafür bin ich Gott sehr dankbar. Er hat mir das Talent und den Körper gegeben, um den Strapazen standzuhalten. Jetzt will ich etwas zurückgeben. Ich will das junge Team anführen und mit dem MBC die Play-offs erreichen.

Der MBC steht mit nur einem Saisonsieg auf dem vorletzten Tabellenplatz. Aktuell kann es doch nur um den Klassenerhalt gehen.

Der kommt ja automatisch, wenn wir um die Play-offs kämpfen. Du musst dir hohe Ziele setzen – und dann jeden Tag im Training hart dafür arbeiten.

Warum ist es Ihnen so wichtig, voranzugehen?

Ich hatte in meinem dritten Jahr in Europa das Glück, mit vielen erfahrenen Spielern zusammenzuspielen. Ich weiß also, wie wichtig es ist, von solchen Veteranen etwas zu lernen. Denn ich habe es damals getan, weil ich ihnen zugehört habe.

Was haben Sie gelernt?

Wie wichtig die Ernährung ist zum Beispiel. Früher hatte ich einen sehr süßen Zahn (lacht). Jetzt nasche ich nur noch selten. Dasselbe mit Hamburgern: Da habe ich früher richtig reingehauen. Jetzt gönne ich mir nur noch alle paar Monate einen. Ich achte einfach darauf, dass ich meinem Körper gesunde Sachen anbiete. Ein weiterer Punkt ist das Dehnen. Ich habe gelernt, dass du damit nie früh genug nach dem Training oder nach den Spielen anfangen kannst. Das sind kleine Dinge, die im ersten Moment nicht so wichtig erscheinen, aber die es am Ende ausmachen. Als Profi ist dein Körper schließlich dein Kapital.

Sie wirkten in ihren bisherigen zwei Auftritten für den MBC sehr präsent, aber bei der Niederlage gegen Bayern München gelang Ihnen kein einziger Korb. Wie sehr hat Sie das gewurmt?

Ich weiß nicht, wie lange ich schon kein Null-Punkte-Spiel mehr hatte. Aber nun war es eben so, weil meine Hauptaufgabe darin Bestand, den Ball zu bewegen. Denn mit dem Spielrhythmus hatten wir zuletzt große Probleme. Ich werde auch weiterhin alles dafür tun, damit unser Team erfolgreich ist. Ich muss als Routinier selbstlos vorangehen. Und ich bin mir sicher: Unser starker Auftritt gegen Bayern war keine einmalige Nummer. Wir müssen Geduld haben. Das fehlt vielen Menschen im Profigeschäft zwar. Aber ich bin mir sicher, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen.

Wird Ihre 15. Spielzeit als Profi auch Ihre letzte sein?

Ich würde gerne noch eine weitere Saison spielen. Ich bin auch überzeugt, dass ich immer noch 15 Minuten in der Euroleague auf dem Parkett stehen, verteidigen und offene Würfe treffen könnte. Jetzt will ich aber dem MBC helfen. Und es hängt natürlich auch von unserem Erfolg ab, wie es bei mir persönlich weitergeht. Warum sollte der Klub mich in Zukunft weiter bezahlen wollen, wenn ich dem Team nicht helfen sollte? Wenn sie einen jüngeren Spieler für vermutlich weniger Geld holen könnten? Alles hängt vom weiteren Saisonverlauf ab.

Hand aufs Herz: Wie haben Sie es bislang geschafft, eine so lange und erfolgreiche Karriere zu haben?

Du musst Opfer bringen in unserem Job. In Europa als US-Profi zu spielen, stellt deine Liebe für das Spiel auf eine harte Probe. Es ist mental noch anstrengender als physisch. Du musst dich immer wieder an eine neue Kultur gewöhnen. Du bist weit weg von Zuhause, jetzt gerade ist das wieder sehr präsent, weil Weihnachten vor der Tür steht und die Familie fehlt. Aber: Wenn Liebe zum Spiel deine Motivation ist, ist Erfolg dein Schicksal. Wenn du etwas liebst, kämpfst du dich durch alle Herausforderungen. Und diese Einstellung versuche ich der Mannschaft mitzugeben, damit wir erfolgreich sind.

(mz)