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Turnier auf den Philippinen Volleyball-WM: „Opa“ und „kleiner Bruder“ wollen Medaille

Rückkehr nach Leidenszeit, Chillen in Ungarn und Medaillenträume: Georg Grozer und Erik Röhrs wollen bei der Volleyball überraschen. Was ihnen Hoffnung macht.

Von David Langenbein, dpa 09.09.2025, 09:55
Röhrs (l.) und Grozer (M.) verstehen sich auf und neben dem Feld.
Röhrs (l.) und Grozer (M.) verstehen sich auf und neben dem Feld. Georg Wendt/dpa

Berlin/Pasay City - Volleyball-Ausnahmespieler Georg Grozer ist wieder mit seinem besten Kumpel vereint. Gemeinsam mit Außenangreifer Erik Röhrs will der 40-Jährige bei der WM auf den Philippinen noch mal den ganz großen Erfolg schaffen.

Die Frage nach dem Ziel ist kaum gestellt, als schon blitzartig das Wort „Medaille“ aus Grozers Mund kommt. „Die Mannschaft hat ein Riesenpotenzial“, sagt er der dpa. Am Samstag starten die DVV-Männer in Pasay City gegen Bulgarien (11.30 Uhr MESZ/zdf.de) in das Turnier.

Der Diagonalangreifer genießt die Zeit mit dem Team und freut sich vor allem, dass Röhrs nach seiner Leidenszeit wieder dabei ist. „Ich habe meinen kleinen Bruder wieder zurückbekommen. Ich freue mich, dass wir auf dem Spielfeld zusammen zocken und die WM teilen können“, sagt Grozer.

Röhrs musste eine Rippe entfernt werden

Auf dem Weg zur überraschenden Olympia-Qualifikation im Herbst 2023 hatten sich die beiden das Zimmer geteilt. Es passte sofort. Doch statt dann auch den Lohn des Erfolgs bei Olympia in Paris zu teilen, musste Röhrs aus der Ferne zuschauen. Wegen einer Durchblutungsstörung musste er operiert werden und sogar um seine Karriere bangen. 

„Ich war schon ein bisschen besorgt nach der OP, weil sowohl die Rippe, als auch ein, zwei Muskeln, die da anliegen, entfernt werden mussten. Dass ich vielleicht anders schlagen muss oder Schmerzen beim Schlagen habe oder vielleicht auch ein bisschen die Kraft beim Schlagen verliere“, erzählt Röhrs. „Aber ich muss sagen, dass wir da in der Reha und allgemein im Krafttraining so gut gearbeitet haben, dass ich eigentlich kaum Einschränkungen habe.“

Beim italienischen Club Vero Volley Monza konnte er schnell wieder einsteigen und steigerte sich in der Saison kontinuierlich. Und auch im Nationalteam bekommt er von Bundestrainer Michal Winiarski inzwischen viel Vertrauen. „Ich habe bei der VNL jedes Spiel angefangen und auch in der Vorbereitung viel gespielt. Das ist schon ein großer Schritt“, sagt der 24-Jährige. In Italien hat er eine Entwicklung gemacht und viel Verantwortung übernommen. „Es ist einfach schön, dass ich das jetzt auch bei der Nationalmannschaft zeigen darf.“

Die große Volleyball-Familie Grozer

Und dazu hat er jetzt den besten deutschen Volleyballer der vergangenen Jahrzehnte an seiner Seite. Schon Georg Grozers Vater spielte für die ungarische und deutsche Nationalmannschaft. Seine neue Frau Helena ist tschechische Nationalspielerin. Anfang Juni traf sie in der Nationenliga auf Stieftochter Leana Grozer.

„Das war magisch. Das war für unsere Familie etwas ganz Besonderes“, sagt Papa Grozer. „Das hat sie noch mal näher zusammengebracht.“ Die 18 Jahre alte Leana Grozer schaffte in dieser Saison ihren Durchbruch und war maßgeblich am Schweriner Meistertitel beteiligt. Bei der Frauen-WM wäre sie wohl auch dabei gewesen, hätte sie nicht eine Krankheit aus der Bahn geworfen. „Sie hatte eine Salmonellenvergiftung. Da war es schwer, was zu machen dagegen“, sagt Georg Grozer. Sie habe sogar ins Krankenhaus gemusst, inzwischen gehe es ihr aber wieder besser.

In der Volleyball-verrückten Familie ist Röhrs inzwischen Ehrenmitglied, besuchte die Grozers auch ein paar Tage in Ungarn. „Wenn wir Volleyball spielen, müssen wir natürlich konzentriert bleiben, und wenn wir privat sind, können wir ein bisschen mehr chillen und mehr Blödsinn machen“, sagt Grozer.

Mit Grozer ist immer eine Überraschung drin

Doch jetzt gilt der ganze Fokus dem großen Turnier. Das Team hat sich im Vergleich zu Paris deutlich verändert. Lukas Kampa und Christian Fromm haben ihre Laufbahn in der DVV-Auswahl beendet. Johannes Tille wird Vater und Julian Zenger muss sich einer OP unterziehen. 

Noch ist schwer einzuschätzen, wie weit die neue Truppe ist. „Wir haben wertvolle Spieler verloren, mit viel Erfahrung, in verschiedenen Positionen“, sagt Grozer. Dafür kamen talentierte Spieler dazu. „Wenn wir loslegen, in einen Flow kommen und zeigen, was wir können, kann wirklich eine Medaille drin sein“, glaubt der neue Kapitän. 

Dass mit Grozer immer eine Überraschung drin ist, zeigte sich bei WM-Bronze 2014, nach der Olympia-Quali aber auch in Paris. Zwar scheiterte das DVV-Team in einem Fünf-Satz-Krimi im Viertelfinale am Gastgeber. Doch kein anderes Team nahm den Franzosen in der K.o.-Phase überhaupt einen Satz ab. 

Jetzt hat der Routinier auch wieder seinen „kleinen Bruder“ an der Seite, der gerne bei verschiedenen Themen unterstützt. Ob er denn eigentlich aktuell einen Spitznamen habe, fragt Grozer Röhrs. „Opa“, sagt der. „Opa“, bestätigt Grozer und lacht laut auf.