1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Sportmix
  6. >
  7. Handball-Weltverband: Umstrittener Präsident wiedergewählt: DHB spricht von Farce

Handball-Weltverband Umstrittener Präsident wiedergewählt: DHB spricht von Farce

Der umstrittene Ägypter Hassan Moustafa bleibt Präsident des Handball-Weltverbandes IHF. Technikchaos prägt den Kongress. Wieso der DHB und sein Kandidat von einem unfairen Verfahren sprechen.

Von dpa Aktualisiert: 21.12.2025, 15:38
Der Ägypter Hassan Moustafa bleibt Präsident des Handball-Weltverbandes IHF. (Archivbild)
Der Ägypter Hassan Moustafa bleibt Präsident des Handball-Weltverbandes IHF. (Archivbild) Soeren Stache/dpa

Kairo - Der Deutsche Handballbund hat die Wiederwahl des umstrittenen Weltverbandspräsidenten Hassan Moustafa massiv kritisiert. „Wie zu erwarten, war das Verfahren nicht fair: außer Dr. Moustafa hatte am Vortag des Kongresses kein Kandidat die Chance, sich bei den Treffen der Kontinentalverbände zu präsentieren“, sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann, der gemeinsam mit Vorstandsboss Mark Schober in Kairo war.

Zuvor hatte sich der 81 Jahre alte Moustafa, der aufgrund seines Führungsstils und langen Amtszeit in der Branche „Pharao“ genannt wird, klar gegen seine drei Gegenkandidaten um den Deutschen Gerd Butzeck durchgesetzt. Insgesamt 176 Mitgliedsverbände des Weltverbands IHF waren anwesend und verfügten über jeweils eine Stimme - 129 entfielen auf den Ägypter. 

Butzeck hatte 20 Stimmen erhalten, der Slowene Franc Bobinac 24 und der Niederländer Tjark de Lange 3. „Das Ergebnis diese Wahl müssen wir respektieren, aber das System One-Nation-One-Vote mit 176 stimmberechtigten Nationalverbänden ist ein Hindernis für die Entwicklung jedes Weltsports“, beklagte Schober. 

Als Unterstützer Moustafas gelten insbesondere die über 50 afrikanischen Verbände, die mitunter nicht einmal ein Handball-Nationalteam haben. „Ich verspreche, dass ich Tag und Nacht arbeiten werde, um unseren Sport in jeder Ecke der Welt zu promoten. Gemeinsam können wir viele Dinge erreichen. Wir haben einen tollen Sport, aber wir müssen zusammenarbeiten“, appellierte Moustafa nach seiner Wiederwahl an die Mitgliedsverbände.

Michelmann schimpft über Wahl-Ablauf

Wie im Livestream zu beobachten war, kam es während der Wahl zu Problemen mit dem Votingsystem sowie der Internetverbindung. Die Abstimmung wurde um mehrere Stunden verschoben. „Der Ablauf des Kongresses war eine Farce und dem internationalen Handball unwürdig, weil es alleine vier Stunden dauerte, bis die Technik der Wahl funktionierte“, kritisierte Michelmann. Butzeck befand, dass man sich bei der Wahl für Stillstand statt Fortschritt entschieden habe.

Erstmals seit 2009 hatte Moustafa Gegenkandidaten

Seit 2000 steht Moustafa nun schon an der Spitze der IHF - und wird dort mindestens vier weitere Jahre bleiben. Erstmals seit 2009 hatte der Afrikaner Gegenkandidaten, weil viele seiner Kritiker um die Zukunft des Sports und den olympischen Status fürchten. Dabei war der Afrikaner einst selbst mit dem Ziel angetreten, den Sport zu globalisieren. 

Dieses Ziel erreichte er bislang nicht. Es sind fast jährlich die gleichen Nationen, die Großturniere ausrichten - und gewinnen. „Handball verdient mehr. Wir brauchen mehr weltweite Sichtbarkeit und mehr Sponsoren. Wenn wir heute nicht handeln, riskieren wir, den olympischen Status und Relevanz in vielen Teilen der Welt zu verlieren“, hatte Butzeck in seiner Bewerbungsrede gesagt. 

Moustafa weist Manipulationsvorwürfe zurück

Moustafa ist einer der am längsten amtierenden Spitzenfunktionäre im internationalen Sport. Kritiker werfen ihm einen autoritären Führungsstil, fehlende Transparenz und zu geringe Modernisierung des Welthandballs vor. Zudem wurde die IHF unter Moustafas Führung mit Manipulationsvorwürfen in Verbindung gebracht. Die Vorwürfe betrafen etwa eine Schiedsrichteransetzung bei der asiatischen Olympia-Qualifikation 2007. „Ich habe mit den Manipulationen nichts zu tun“, hatte Moustafa stets betont.

Der deutsche Kandidat Gerd Butzeck erhielt nur rund 11 Prozent der Stimmen. (Archivbild)
Der deutsche Kandidat Gerd Butzeck erhielt nur rund 11 Prozent der Stimmen. (Archivbild)
picture alliance / dpa