Basketball Trinchieris Bayern-Abschied gerät trist
Mit einem Halbfinal-Aus gegen Ulm wollte sich Andrea Trinchieri nicht verabschieden. Der Italiener verlässt Bayern nach drei turbulenten Jahren. In der Bundesliga ist das Dauerduell unterbrochen.
München - Inmitten der lautstarken Ulmer Basketball-Party sprach Bayerns Trainer Andrea Trinchieri seine Abschiedsworte. Nur wenige Minuten nach dem bitteren Playoff-Aus im Halbfinale hatte der charismatische Italiener, dessen Abgang seit Monaten als offenes Geheimnis galt, seine dreijährige Zeit in München fertig bilanziert.
„Das war mein letztes Spiel in meiner Zeit als Bayern-Coach. Es ist vorbei, es war ein großartiger Ritt. Ich denke, diese Gruppe hätte einen Titel mehr verdient gehabt“, sagte Trinchieri, der im Sommer 2020 übernahm und insgesamt zwei Pokalsiege einfuhr.
Ein Meisterschaftsfinale ohne Pokalsieger Bayern und Titelverteidiger Alba Berlin, eine Bundesliga ohne Trinchieri: Im deutschen Basketball scheinen neue Zeiten anzubrechen. Und der Trainer verabschiedete sich nach dem 102:104 bei Überraschungsfinalist ratiopharm Ulm so, wie man es von ihm gewohnt war: mit Selbstkritik, aber auch mit Verbalattacken und starker Bildsprache in Richtung der Unparteiischen.
Ärger über Schiedsrichter
„Manche Schiedsrichter glauben, sie seien die Polizei: Du parkst dein Auto fünf Zentimeter über der Linie, und sie geben dir ein Ticket“, sagte Trinchieri. „Doch wir sind keine Autos, hier geht es nicht ums Parken, sondern um zwei kämpfende Teams.“ Das technische Foul, das er in der packenden Verlängerung kassierte, wurmte Trinchieri besonders. „Das ist das Einzige, was ich heute bedauere. Grazie e arrivederci.“
Der 54-Jährige, der einst „einen Pool voller Rotwein leer trinken“ wollte, verabschiedete sich zwar mit Stolz, aber ohne die ersehnte Meisterschaft, die er von 2015 bis 2017 mit Bamberg gleich dreimal holte. Geschäftsführer Marko Pesic sagte: „Er hatte nie seinen vollen Kader zur Verfügung, wie er vor der Saison geplant war. Das tut mir vor allem für ihn leid. Er ist ein Profi, der Basketball als Berufung sieht und nicht als Beruf.“ Auch in diesen Playoffs fehlten in Kapitän Vladimir Lucic, Othello Hunter und Augustine Rubit wieder drei Leistungsträger. Der frühere Real-Madrid-Trainer Pablo Laso soll in München auf Trinchieri folgen.
Personeller Umbruch bei den Bayern
Lob für den scheidenden Trainer gab es auch vom Gegner. Ulms Chefcoach Anton Gavel - als Profi für Bamberg und Bayern aktiv - hob die beiden Euroleague-Viertelfinals der Bayern in den Trinchieri-Jahren hervor und sagte: „Es war auch für mich als Trainer wichtig, von jemandem wie Andrea zu lernen und ihn zu beobachten.“ Auch Geschäftsführer Pesic schwärmte. „Andrea hat uns sein Herz gegeben, er war immer zu 100 Prozent da, dass wir erfolgreich spielen.“ Er könne „nur Positives sagen“.
Wie groß der personelle Umbruch beim nationalen Krösus ausfällt, ist nicht abzusehen. In Isaac Bonga, Niels Giffey, Andreas Obst, Elias Harris und Nick Weiler-Babb spielen zahlreiche starke deutsche Akteure in München. In diesem Sommer könnte Aufbauspieler Justus Hollatz folgen, auch wenn entsprechende Gerüchte aktuell noch dementiert werden. Einen weiteren Schritt in Richtung europäische Spitze wollen die Münchner im Sommer 2024 machen, wenn es vom kleineren Audi Dome in den modernen Arena-Neubau SAP Garden im Olympiapark geht. Ehrenpräsident Uli Hoeneß sprach bereits von „einer neuen Epoche“, die mit dem Umzug bevorstehe.