NHL Seider freut's: Detroit in Olympia-Saison mit starkem Start
Moritz Seider ist noch immer erst 24 Jahre alt - und spielt bereits seine sechste Saison in der NHL. Die ist etwas ganz besonders. Das liegt nicht nur am überragenden Start der Detroit Red Wings.

Los Angeles - Nach dem verrückten Ende einer intensiven Partie stand Moritz Seider noch verschwitzt und äußerlich unbeeindruckt in der Kabine und analysierte den guten Saisonstart der Detroit Red Wings. „Das war heute einfach ein sehr, sehr wichtiger Sieg für die Moral“, sagte der 24 Jahre alte Kapitän der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft nach dem 4:3 nach Penaltyschießen gegen die Los Angeles Kings.
Acht Siege aus elf Spielen, kein Team in der Eastern Conference ist besser: Erstmals in der NHL-Karriere Seiders erscheinen die Playoffs wie das logische Ziel der Hauptrunde. „Wir haben jetzt schon ein Achtel gespielt, und ich glaube, wir sind auf einem sehr, sehr guten Weg“, urteilte der Verteidiger.
Ein Argument für die Red Wings war der Sieg in der kalifornischen Metropole, den Detroit nach einer emotionalen Achterbahnfahrt beklatschen durfte. Bis zwei Minuten vor Schluss hatten die Gäste in Los Angeles 3:1 geführt und dann binnen Sekunden zwei Tore kassiert. In der Verlängerung jubelten die Kings-Fans bereits über den vermeintlichen Siegtreffer, die Red Wings rutschten frustriert vom Eis - doch das Schiedsrichter-Team ahndete einen Regelverstoß nach Ansicht der Videobilder und nahm das Tor zurück.
Im Penaltyschießen traf dann einzig Lucas Raymond für die Red Wings und stand damit auch symbolisch für die zusätzliche Verantwortung, die er und Seider in dieser Saison übernommen haben.
Seider hat vom Trainer mehr Verantwortung übertragen bekommen
Der 23 Jahre alte Angreifer und der ein Jahr ältere Verteidiger Seider sind von Trainer Todd McLellan zu stellvertretenden Kapitänen der Red Wings ernannt worden. „Das ist schon eine unheimlich große Ehre, vor allem für so einen Verein, ein Original-Six-Team, da irgendwie vorne mit dabei zu sein“, sagte Seider. Die Red Wings zählen zu den NHL-Teams mit der größten Historie.
Der beste deutsche Abwehrspieler ist trotz seines jungen Alters bereits in seiner sechsten NHL-Saison und zählt auch in Nordamerika zu den absoluten Spitzenkräften in der Defensive. Neben seinen vier Torbeteiligungen wirkt Seider vor allem durch seine enorme Ruhe und Spielintelligenz positiv auf das Spiel ein.
McLellan, der auch schon die Edmonton Oilers mit NHL-Superstar Leon Draisaitl trainiert hat, hält große Stücke auf Seider. „Er ist wie ein Schwamm. Er will alles aufsaugen, deswegen würde ich bei ihm keine Grenzen sehen. Es steckt noch eine Menge in ihm“, sagte der Coach, der den Abwehrspieler fördern und fordern will. Gegen die Kings löste Seider mehrfach Unterzahlsituationen gegen zwei Angreifer ohne Panik.
Seider: Olympia-Team Deutschlands wird gut sein wie nie
Diese Qualitäten machen ihn auch für die Nationalmannschaft so wertvoll, mit der er im Februar bei den Olympischen Winterspielen für Glücksmomente sorgen will. Erstmals seit 2014 sind die NHL-Stars wieder freigestellt für das olympische Turnier, damals war die deutsche Mannschaft in Sotschi allerdings nicht qualifiziert. 2010 waren bislang letztmals deutsche NHL-Profis dabei, Seider erwartet nun „das beste Team, das wahrscheinlich jemals für Deutschland auf dem Eis stehen wird“.
Draisaitl will dann dabei sein, JJ Peterka (Utah Mammoth), Lukas Reichel (Vancouver Canucks), Tim Stützle (Ottawa Senators), Philipp Grubauer (Seattle Kraken) - die Qualität der deutschen Mannschaft wird hoch sein. Allerdings gilt das auch für die anderen Mannschaften, „und da ist deutlich mehr Tiefe vorhanden“, betonte Seider, der einst in Mannheim ausgebildet wurde.
Hoffnungen auf einen erneuten Coup wie 2018, als Deutschland unter dem damaligen Bundestrainer Marco Sturm sensationell Silber gewann, hat Seider aber dennoch. „In einem K.o.-Spiel kann alles passieren“, sagte er. „Ich glaube, dafür sind wir bekannt, dass wir mit viel Leidenschaft, mit viel Wille und Stolz agieren werden.“
Großen Austausch untereinander gebe es mit den NHL-Kollegen aber noch nicht. „Ich glaube, wir müssen uns alle erst mal auf unsere Saison konzentrieren“, sagte Seider. Läuft seine Saison weiter wie bisher, wird er mit Selbstvertrauen und Playoff-Perspektiven nach Italien reisen können.
 
                 
                 
                