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Vor der Basketball-Endrunde Druck durch Roland Kaiser: Alba leidet in der Seuchensaison

Zum 35. Mal in Serie erreicht Alba Berlin die Basketball-Playoffs. Die Vorausscheidung und eine gefühlt leere Halle sind trotzdem Symbol für einen sportlichen Absturz seit 2022.

Von Patrick Reichardt und Nicolas Sowa, dpa 14.05.2025, 11:03
Trainer Calles führt sein Team doch noch in die Playoffs.
Trainer Calles führt sein Team doch noch in die Playoffs. Andreas Gora/dpa

Berlin - Am Ende war Roland Kaiser für die Basketballer von Alba Berlin der größte Antreiber. Als ob das historische erste Verpassen der Playoffs oder ein drohendes Duell mit Primus FC Bayern nicht Druck genug wären, stand dem abgestürzten Ex-Meister nun auch noch die sportliche Heimatlosigkeit für einen Abend bevor. 

Denn: Am Donnerstag, wenn bei einer Niederlage die alles entscheidende Partie um das letzte Playoff-Ticket stattgefunden hätte, ist Schlager-Ikone Kaiser in der gewaltigen Berliner Arena am Ostbahnhof auf der Bühne. Für Basketball ist da kein Platz. Möglicher Ausweichort wäre das mehr als 200 Kilometer entfernte Weißenfels gewesen.

„Morgen muss, sonst haben wir keine Halle“

„Gestern kam Himar (Ojeda) in die Kabine und sagte: Morgen muss, denn sonst haben wir keine Halle. Wir wussten nicht, wo wir dann spielen sollten am Donnerstag“, berichtete Tim Schneider nach dem wackeligen 81:78 gegen Pokalsieger Syntainics MBC über die prägnante Ansprache des Sportdirektors. Alba hat die 35. Playoff-Teilnahme nach einer Seuchensaison doch noch geschafft und trifft in Runde eins auf Ex-Meister Ratiopharm Ulm.

Die Albatrosse haben sich zwar - auch infolge des Trainerwechsels von Israel Gonzalez zu Pedro Calles - gerade noch so zum absoluten Minimalziel Playoffs gerettet. Doch sonst gibt es nicht viele gute Nachrichten für den einstigen Serienchampion: keine Halle für ein mögliches Entscheidungsspiel, gerade einmal 5.900 Zuschauer in der bislang wichtigsten Partie der Saison und der vergangene Woche verkündete Ausstieg aus der Euroleague. 

Baldi will nicht enden wie Leverkusen oder Köln

Alba droht sich ein paar Jahre nach Bamberg aus dem Kreis der ganz Großen in Deutschland zu verabschieden. Der Wechsel vom Premiumwettbewerb Euroleague in die deutlich weniger bedeutende Champions League könnte zum Anfang vom Ende einer glorreichen Ära werden. Alba will durch den Ausstieg zwar Geld sparen, droht aber drei Jahre nach dem letzten Meistertitel auch weiter an Bedeutung zu verlieren.

„Wir haben gewisse Prinzipien, die haben uns dahin kommen lassen, wo wir heute sind. Dazu gehört, dass wir alles so machen, dass es definitiv ein Morgen und auch ein Übermorgen gibt“, sagte Geschäftsführer Marco Baldi in einem Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Baldi zog den Vergleich zu Bayer Leverkusen und Köln, die inzwischen nicht mehr existierten.

Das höchste Gut sei, „dass wir stabil sind“. Die Euroleague wurde für Alba zuletzt nicht nur zum sportlichen Fiasko, sondern auch noch zu einem dicken Draufzahlgeschäft. Baldi übte offen Kritik an dem von einer privaten Sport-Organisation durchgeführten Wettbewerb, der sich mit den Pokalen des Weltverbandes Fiba in Konkurrenz befindet.

„Geht zu wie auf dem Basar“

„Seit es diese ständigen Führungswechsel gab in den letzten drei, vier Jahren, hat sie alles Strategische im Prinzip aufgegeben“, sagte Baldi über die Euroleague, die als Ligaformat mit 18 Teams und 34 Spieltagen abgehalten wird. „Das gipfelt jetzt in diesen Angeboten, bei denen wir ja auch noch mit anderen in einen Wettbewerb treten müssten. Da geht es zu wie auf dem Basar“, schimpfte Baldi über das Prozedere.

Albas Teilnahme an der Champions League ist dabei unabhängig vom Abschneiden in der heimischen Bundesliga in den kommenden Wochen. Das heißt: Selbst bei einem sensationellen Titelgewinn würden die Berliner nicht in den stärksten europäischen Clubwettbewerb zurückkehren. 

„Unser Ziel vor der Saison war der Titel. Daran hat sich nichts geändert, das ist Alba. Das einzige Ziel ist die Meisterschaft“, sagte Aufbauspieler Martin Hermannsson nach dem Zittersieg gegen Weißenfels, bei dem rund zwei Drittel der Sitze in der Arena leer blieben. Es ist ein ambitioniertes Ziel nach einer verkorksten Spielzeit, in der man sich zeitweise näher an den Abstiegs- als an den Playoff-Rängen befand.