Basketball Curryketchup muss sein: Schröder nach EM-Titel im NBA-Alltag
Dennis Schröder spielt seine 13. NBA-Saison, kein anderer aktiver deutscher Profi ist so lange in der besten Liga der Welt dabei. Sogar eine Ehre, die bislang nur Nowitzki zuteilwurde, ist denkbar.

Sacramento - Auch nach zwölf Jahren in der NBA kann und will Dennis Schröder auf manche Sachen aus Deutschland einfach nicht verzichten. „Curryketchup sehr wichtig, Mayonnaise sehr wichtig, natürlich auch die Süßigkeiten“, berichtet der Welt- und Europameister in der Kabine der Sacramento Kings. Auch Döner vermisse er, erzählt der Kapitän der deutschen Basketball-Nationalmannschaft, während er sich in seiner neuen Umgebung fertig macht zum Duschen.
Schröder lächelt dabei viel und wirkt mit sich im Reinen. Der Wechsel in die Hauptstadt Kaliforniens, der Sommer mit dem EM-Titel und nun viele Familienmitglieder zu Besuch in Sacramento - dem 32 Jahre alten Familienvater geht es gut. „Es ist geil gerade“, sagt er.
Die Hall of Fame ist ein Thema
Der zweite große Titel mit Deutschland und die zweite Auszeichnung als wertvollster Spieler des Turniers - schon beim WM-Gold vor zwei Jahren war Schröder dazu gewählt worden - haben dazu geführt, dass nach seinem Karriereende sogar die Aufnahme in die legendäre Ruhmeshalle des Basketballs möglich erscheint. „Ich wäre nicht überrascht“, sagte zuletzt LeBron James zu der Debatte. „Der internationale Wettbewerb ist ein großer Teil unseres Sports und er hat die Arbeit investiert.“ Der einzige deutsche NBA-Profi in der Hall of Fame ist bislang Dirk Nowitzki.
So intensiv und erfolgreich der EM-Sommer für Schröder war, jetzt heißt es bis weit ins neue Jahr erst mal: NBA-Alltag. Und da haben die Kings drei der vier Partien zum Auftakt in die neue Saison verloren. Allerdings: Weder bei der 116:120-Pleite gegen die Phoenix Suns noch beim 120:127 gegen die Los Angeles Lakers sowie dem 101:107 gegen Titelverteidiger Oklahoma City Thunder war das Team chancenlos - im Gegenteil. Zur Pause in Phoenix führte Sacramento mit 17 Punkten, die Lakers brauchten in Abwesenheit der verletzten Superstars James und Luka Doncic eine Monsterleistung mit 51 Punkten von Austin Reaves.
Schröder: Wir versuchen, uns noch zu finden als Truppe
Die Niederlagen passen dem ehrgeizigen Schröder zwar grundsätzlich nicht, aber er ist lange genug im Geschäft, um die Situation in Ruhe einschätzen zu können. „Wir versuchen, uns noch zu finden als Truppe“, sagt er. Russell Westbrook sei erst wenige Tage vor dem Saisonstart zum Team gestoßen, dazu müsse so manches Ego in der Kabine noch etwas eingefangen werden. „Ich will, dass wir zusammenfinden als Gruppe und nur das eine sehen: Spiele gewinnen. Wenn wir das tun, weil wir so viel Talent hier in der Kabine haben, dann sind wir schwer zu stoppen“, sagt er.
DeMar DeRozan, Zach LaVine, Domantas Sabonis, Malik Monk - im Kader fehlt es zwar an einem absoluten Superstar, aber es steckt dennoch viel NBA-Erfahrung und Qualität in den Kings. Das Ziel seien ganz klar die Playoffs, betont Schröder deshalb: „Das ist das ultimative Ziel für uns, wir wollen gewinnen.“
Schröder akzeptiert die NBA und ihre Schattenseiten
Schröder ist in den vergangenen Jahren zu einem Wandervogel in der NBA geworden. Seit den ersten fünf Jahren bei den Atlanta Hawks kamen in den sieben Jahren seither die Stationen Oklahoma City Thunder, Los Angeles Lakers (zweimal), Houston Rockets, Boston Celtics, Toronto Raptors, Brooklyn Nets, Golden State Warriors und Detroit Pistons hinzu. Zu Schröders Qualitäten zählt, dass er sich relativ schnell auf neue Umgebungen einstellen kann und diese Seite des Geschäfts akzeptiert.
Berühmt wurde zwar sein Kommentar zur „modernen Sklaverei“ im Kontext des sensationellen und unfreiwilligen Wechsels von Doncic von den Dallas Mavericks zu den Lakers in der vergangenen Saison - seinen eigenen Werdegang sieht Schröder allerdings nüchtern. Ihm geht es vor allem um die Absicherung und Unterstützung seiner Familie. Und die habe durch die Millionen-Verträge in der NBA nunmal keinerlei finanzielle Sorgen mehr, ganz egal, für welches Team er auflaufe. Sein aktueller Kontrakt läuft über drei Spielzeiten und ist 44 Millionen US-Dollar schwer, insgesamt hat Schröder in seiner Karriere allein durch Gehälter in der NBA bereits mehr als 100 Millionen US-Dollar verdient.