Wintersport Skispringen: Wenig Chancen für die Schanzen - was nach Olympia passiert

Seit Mittwoch wird die Normalschanze im Alpensia-Sprungpark von Pyeongchang olympisch genutzt. Es gab drei Trainingsdurchgänge für den Wettkampf am Samstag, bei denen sich die deutschen Athleten mit Ausnahme von Richard Freitag gleich sehr gut einfanden.
Andreas Wellinger etwa entschied den dritten Durchgang für sich, er landete nach 110,5 Metern, so weit sprang am Mittwoch niemand sonst. Insgesamt fünf Anlagen haben die Olympia-Organisatoren in Pyeongchang von Juli 2006 bis zum Frühjahr 2009 errichten lassen, die Gesamtkosten belaufen sich auf 50 Millionen Euro.
Deutsche erfolgreich bei Weltcups in Pyeongchang
Jeweils zwei Weltcup-Springen hat es seitdem für Männer und Frauen in Pyeongchang gegeben, auch dabei waren die Deutschen erfolgreich, Wellinger belegte vor gut einem Jahr Rang zwei von der Großen und Platz drei von der Kleinen Schanze.
Den Weitenrekord von der größeren Anlage teilt sich seitdem der Willinger Stephan Leyhe mit dem Slowenen Anze Lanisek, beide segelten 139,5 Meter weit ins Tal. Geplant hat den Sprungpark der Architekt Hans-Martin Renn aus Fischen im Allgäu. Klingt nach einem netten deutschen Treffpunkt in Fernost.
Weiße Elefanten der Sprungschanzen
Doch was aus der Schanze nach ihrer olympischen Karriere werden wird, ist offen. Da nutzt ihr das Rampenlicht der Ringe wenig, auch nicht ihre optisch ansprechende Konstruktion, inmitten eines neu geschaffenen Skigebietes.
Es besteht die Gefahr, dass die Anlage ein weiterer sogenannter Weißer Elefant für den Bereich der olympischen Skisprungschanzen wird – gemeint sind damit nur für einen Zweck errichtete Sportstätten, die anschließend nicht mehr für Spitzensport genutzt werden.
Skispringen von Anfang Disziplin bei Winterspielen
Pyeongchang erlebt die 23. Winterspiele seit der Premiere 1924 im französischen Chamonix, in drei Orten fanden sie zweimal statt (St.Moritz 1928 und 1948, Lake Placid 1932 und 1980 sowie Innsbruck 1964 und 1976).
Skispringen gehörte von Anbeginn der olympischen Winterepoche dazu – das macht 20 verschiedene Schanzen an 20 Orten. Und für fast alle Wettkämpfe im Zeichen der Ringe musste ein neuer Turm mit Aufsprunghügel gebaut werden.
Nur noch wenige Anlagen weiter bespielt
Mittlerweile wurden die Anlagen von Cortina d’Ampezzo (1956, Italien), Squaw Valley (1960, USA) und Grenoble (1968, Frankreich) stillgelegt. Die Schanzen am Berg Igman von Sarajevo im damaligen Jugoslawien, 1984 im olympischen Programm, wurden 1991 im Bosnien-Krieg zerstört.
Alle anderen Skisprung-Katapulte gibt es zwar noch, doch lediglich auf der umgebauten Olympia-Schanze von 1936 in Garmisch-Partenkirchen, am Holmenkollen in Oslo, Schauplatz der Spiele von 1952, am Bergisel in Innsbruck, in Sapporo (Japan, 1972 olympischer Gastgeber) und im norwegischen Lillehammer – 1994 Austragungsort märchenhafter Spiele – gibt es heute noch Weltcup-Springen.
Wettkämpfe nur in zehn Nationen
Das Schicksal der anderen: Kleine Wettkämpfe ja, mal eine Junioren-WM oder ein (zweitklassiges) Continental-Springen. Mal ein Sommer-Wettkampf oder eine nationale Meisterschaft, aber nichts Großes mehr.
Walter Hofer, der Skisprung-Renndirektor des Internationalen Ski-Verbandes (Fis), hat gleichwohl eine andere Sicht auf die Schanzeninflation. Die Fis hat 120 Mitgliedsländer, von denen aber im Schnitt nur etwa 20 Nationen im Skispringen engagiert sind – „und in gerade einmal zehn Nationen finden Wettkämpfe statt“, sagt der Österreicher.
Hoffnung auf ein nationales Erbe
Insofern sei die olympische Expansion in Länder ohne Skisprung-Schanzen für den Weltverband eine „enorme Hilfe“. Konkret in Südkorea „sind wir eine exotische Sportart. Wir haben dort eine wundervolle Anlage bekommen und hoffen, dass sich dort ein nationales Erbe entwickelt. Doch das muss von den nationalen Verbänden ausgehen“.
Dazu jedoch ist es trotz exzellenter Schanzen in Ländern wie den USA, Italien, Kanada, Frankreich oder Russland nicht gekommen. Die vielen kaum genutzten Schanzen stehen dort als Denkmäler für großen Sport, hohe Ausgaben und nicht genutzte Chancen.