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SES-Profiboxstall verpflichtet Ulli Kaden SES-Profiboxstall verpflichtet Ulli Kaden: Wie geht es für Trainer Dirk Dzemski weiter?

Von Petra Szag 16.08.2018, 07:03
In Halle ist Ulli Kaden kein Unbekannter: Beim Chemiepokal 1982 bezwang der Geraer Kubas dreifachen Olympiasieger Teofilo Stevenson.
In Halle ist Ulli Kaden kein Unbekannter: Beim Chemiepokal 1982 bezwang der Geraer Kubas dreifachen Olympiasieger Teofilo Stevenson. Picture-Alliance

Halle (Saale) - Der Profiboxstall SES hat zur Pressekonferenz geladen. Als Teilnehmer an diesem Donnerstag im Magdeburger Maritimhotel wirbt der Gastgeber mit den Protagonisten für den Kampfabend einen Monat später an der Elbe, den Boxern um Schwergewichtsprofi Tom Schwarz. Ihr Arbeitgeber Ulf Steinforth als Promoter wurde genannt. Und es gab den Zusatz: „Dazu die jeweiligen SES-Trainer.“ Namenlos. Aber nicht gedankenlos. Sondern Taktik. Schließlich soll ein Neuer vorgestellt werden. Klar ist, wer: Ulli Kaden. Unklar scheint dafür die Rolle, die ihm zugedacht wird.

Das wiederum trifft auch auf den alten zu. Dirk Dzemski, bisher Chefcoach der erfolgreichen Faustkampf-Truppe aus der Landeshauptstadt, wird fehlen. Der 46-Jährige sitzt zeitgleich zu Hause und erledigt seine Hausaufgaben, die ihm Arzt und Physiotherapeut aufgegeben haben. Er bearbeitet bunte Modelliermasse mit der rechten Hand, die für ihn so etwas wie ein Arbeitsmittel ist, um die schlaff gewordene Muskulatur darin zu stärken. Kneten statt Knuffen.

Boxtrainer Dirk Dzemski kämpft sich nach der OP zurück

Bei einer OP Ende Juni ist das Seitenband in seinem Daumen repariert worden. Zwölf Jahre hatte der einstige Erfolgsprofi keine richtige Faust machen können. Seine Berufsgenossenschaft finanziert nun Dzemski die Beseitigung dieses Mankos. Und an der anderen Hand stehen ihm ebenfalls noch Eingriffe bevor. Im September wird bei einer Arthroskopie links der Schaden aus alten Boxertagen begutachtet. „Davon wird abhängig sein, ob weitere Operationen anstehen“, erklärt Dzemski.

Seine Rückkehr an den Ring ist damit ungewiss. „Ich würde schon gern wieder einsteigen, aber so lange ich nicht weiß, wie der Heilungsprozess verläuft, kann ich da keine Aussage treffen“, hält sich Dzemski bedeckt. Alles, sagt er, scheint möglich.

Und sein Arbeitgeber? Mit Ulf Steinforth, der ihn erst als Boxer gefördert und nach Karriereende als Trainer ins Boot geholt hatte, verbindet den Hallenser eine lange Freundschaft. Doch Steinforth muss seine aktuellen Boxer auch für die nächsten Einsätze fit machen lassen. Deshalb war er zum Handeln gezwungen.

Neuer Trainer für Tom Schwarz

Kaden soll nun Schwarz bei seinem ambitionierten Plan helfen, in den nächsten zwei Jahren weit nach oben in der Rangliste zu klettern. „Ich kenne Ulli schon lange“, sagt Steinforth und spricht von einem Wunschkandidaten. Als Kaden zu Amateurzeiten Starboxer wie Kubas dreifachen Olympiasieger Teofilo Stevenson oder den späteren britischen Schwergewichtschampion Lennox Lewis schlug, hatte er vorm Fernseher mitgefiebert.

Was aber wird mit Dzemski? Rückt der Genesene wieder an die Spitze der Trainerriege? Die Frage vermag Steinforth jetzt noch nicht zu beantworten: „Wir müssen abwarten, wie die OPs verlaufen. Noch ist es zu früh, eine Entscheidung zu treffen.“

Kaden jedenfalls sieht in der Arbeit mit Schwarz eine Chance. 2016 hatte er in Frankfurt den letzten Profi betreut und danach beim Fitnessboxen die Verbindung zu seinem Sport gehalten. Von seinem neuen Schützling zeigt er sich angetan. „Der Junge hat Potenzial “, sagt der 59-Jährige. Mit seinen 23 Jahren habe Schwarz gerade technisch-taktisch noch viel zu lernen.

Superschwergewichtler Ulli Kaden als Boxer hochdekoriert

Kaden wird ihm einiges vermitteln können. Schließlich hatte er es einst zu zwei EM-Titeln und neun gewonnenen DDR-Meisterschaften gebracht. Auch beim Chemiepokal hatte sich der Superschwergewichtler mehrmals erfolgreich vorgestellt.

„Menschlich“, sagt Kaden, „passt das bei SES alles gut“. Seit dem 1. August arbeitet er mit Schwarz. Man ist also schon warm geworden. Unter der Woche wohnt Kaden in Magdeburg, fährt an den Wochenenden zu seiner Familie nach Gera. Er kann sich ein langfristiges Engagement durchaus vorstellen.

Und Dzemski? Der hofft, am 15. September - mit einer Ausnahmegenehmigung der Berufsgenossenschaft - zumindest seinem Sohn Tom im Ring assistieren zu können. Und auch wenn er den finanziellen Druck nicht hat - schließlich ist da noch seine Spedition als zweites Standbein - so ist die Lust aufs Boxen doch nach wie vor groß. Irgendwann hofft auch er, wieder auf der Einladung zur Pressekonferenz zu stehen.

(mz)