1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Regionalsport
  6. >
  7. Volker Lange hängt die Pfeife an den Nagel

Rückzug als Schiedsrichter Volker Lange hängt die Pfeife an den Nagel

Volker und Thomas Lange waren oft gemeinsam als Unparteiische auf dem Fußballplatz im Einsatz. Warum der Vater nun einen Schlussstrich als Schiedsrichter zieht.

Aktualisiert: 16.4.2021, 11:49

Volkstedt

Am Tag nach dem Champions-League-Spiel von Borussia Dortmund gegen Manchester City hatten sich Volker und Thomas Lange garantiert jede Menge zu erzählen. Und das gleich aus mehreren Gründen. Die Volkstedter sind ausgewiesene Fans von Schwarz-Gelb und zudem erfahrene Fußball-Schiedsrichter. Diskussionsstoff gab es also reichlich. Auf den Fußballfeldern im Landkreis Mansfeld-Südharz sind die beiden gut bekannt. Schließlich leiteten sie als Schiedsrichter so manche Partie. Oftmals waren sie an den Wochenenden gleichzeitig auf Tour, standen zusammen auf dem Spielfeld. Dann nämlich, wenn Thomas Lange Partien der Kreisoberliga Mansfeld-Südharz pfiff und sein Vater als einer der beiden Schiedsrichter-Assistenten amtierte.

Volker Lange zieht sich als Fußball-Schiedsrichter zurück

Mit der trauten Gemeinsamkeit ist es nun allerdings vorbei. Nach mehr als 30 Jahren in „Amt und Würden“ als Fußball-Schiedsrichter zieht Volker Lange einen Schlussstrich. „Ich höre auf, die Knochen machen nicht mehr richtig mit. Und außerdem hat meine Frau gesagt, dass ich jetzt Schluss machen soll“, sagt der 66-Jährige. „Es hat mir Spaß gemacht, auch wenn man manchmal der Buhmann ist“, fasst er im Gespräch mit der MZ seine Schiedsrichter-Laufbahn zusammen. Angefangen hat Volker Lange 1990. „Vorher war ich selbst Spieler und Betreuer. Dann hieß es, wir brauchen einen Schiedsrichter. Da hab ich es eben gemacht“, erinnert er sich an die ersten Jahre zurück.

Den Spaß an der Pfeiferei hat er seinem Sohn Thomas vermittelt. „Ich war ein paarmal mit ihm mit. Wie das so ist, wenn der Vater unterwegs ist, ist man eben mit dabei. Irgendwann habe ich dann Spaß daran gefunden, selbst zu pfeifen. 1998 habe ich dann als Schiedsrichter angefangen.“ Auch Thomas Lange kickte zuvor in Volkstedt, meistens in der zweiten Mannschaft. „Dann habe ich mir gedacht, dass nur eins geht und mich für die Schiedsrichterei entschieden.“

Vater-Sohn-Gespann war immer einsatzbereit

Was folgte, waren ungezählte Wochenenden, an denen Vater und Sohn Lange als Fußball-Schiedsrichter im Einsatz waren. Oft gemeinsam, noch mehr auf getrennten Wegen. Während für Volker Lange die Kreisklassen das Spezialgebiet blieben, ging es für seinen Sohn bis in die Landesklasse hinauf. Beide einte eine bemerkenswerte Eigenschaft. „Wir waren immer einsatzbereit, egal welcher Ansetzer uns angerufen hat“, so der Sohn. Sein Vater fügt hinzu: „Die Anzahl der Pflichtspiele haben wir immer lässig geschafft.“ Auf die 90 Minuten so mancher Partie, in denen beiden Langes gemeinsam auf dem Platz standen, folgte noch eine Nachspielzeit. „Wir haben uns manchmal noch über die Spiele unterhalten. Da gab es auch Kritik“, sagt Volker Lange. „Den hättest du doch runterlättern müssen, hat mein Vater mal gesagt“, lacht der Junior.

Und hat eine weitere Episode parat. „In Eisleben hat mein Vater mal in einem Frauenspiel einer Spielerin die Rote Karte gezeigt. Die ist dann wutentbrannt hinter ihm her gerannt. Das werde ich nie vergessen, da lachen wir noch heute drüber“, so Thomas Lange, damals als Zuschauer Augenzeuge der Partie. Und sein Vater fügt ernst hinzu: „Manchmal war es wirklich nicht leicht. Einige von den Spielern kennen die Regeln ganz einfach nicht, das ist dann schon ein Problem.“ Sein Sohn hat dazu auch eine eigene Meinung: „Es ist doch so: Schuld hat am Ende der Schiedsrichter. Aber was soll ich denn machen? Ich kann doch die Tore nicht schießen.“

Kein genereller Abschied vom Sport

Ohnehin waren beide Langes oft gemeinsam unterwegs, auch wenn nur einer von beiden pfiff. Dann stand der andere eben als „moralischer Beistand“ an der Seite des Platzes. Fast schon traurig schaut Volker Lange dann noch auf ein besonderes Gespann zurück. „Frank Kagelmacher, Michael Graf und ich waren schon ein richtig tolles Gespann“, sagt er. Und freut sich darauf, beide wieder in Aktion zu erleben. Vielleicht auch bei den Heimspielen der Volkstedter Kreisoberliga-Elf. Deren Spiele lässt sich Volker Lange gewiss nicht entgehen.

Und auch auf den anderen Sportplätzen der Region wird er noch weiterhin zu finden sein. Daran soll sich auch in Zukunft nichts ändern. „Klar fahre ich weiter mit, wenn Thomas irgendwo pfeift. Auch Ordner mache ich hier in Volkstedt. Ich höre zwar auf mit Pfeifen, aber ein Abschied vom Sport ist das doch auf keinem Fall. Ich komme doch vom Fußball nicht los“, sagt dann auch der Senior.

Jetzt allerdings hat er Ruhe im Ruhestand. Notgedrungen, wie auch sein Sohn, der nicht zum Pfeifen kommt und die Corona-Pause mit einem drastischen Wort, das mit Mist noch umschrieben ist, kennzeichnet. „Wenn man sich den Platz hier in Volkstedt anschaut, kann man doch verrückt werden. In so einem Topzustand wie jetzt war er noch nie. Und dann darf nicht gespielt werden.“ Was Vater und Sohn Lange vorerst bleibt, sind die Erinnerungen an viele gemeinsame Spiele und Borussia Dortmund. Auch wenn Schwarz-Gelb gegen Manchester City ausgeschieden ist. (mz/Ralf Kandel)