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Durch Klitschko zum Boxen Hettstedt: Lara Marquardt hat das Boxen als Hobby entdeckt

Von Ralf Kandel 25.01.2021, 05:00
Lara Marquardt vom Boxclub Hettstedt würde liebend gern endlich wieder richtig trainieren und Kämpfe bestreiten.
Lara Marquardt vom Boxclub Hettstedt würde liebend gern endlich wieder richtig trainieren und Kämpfe bestreiten. Ralf Kandel

Hettstedt - Nein, auf den ersten Blick sieht Lara Marquardt nun wirklich nicht aus wie eine Boxerin. Nur knapp über 1,60 Meter ist die zierliche junge Frau, wirkt keinesfalls wie ein „Kraftpaket.“ Dabei hat die 18-Jährige aus der nicht einmal 100 Seelen zählenden und zur Stadt Arnstein gehörenden Gemeinde Willerode eben das Boxen zu ihrem Hobby erkoren.

Die Gründe, warum es gerade diese Sportart ist, die ihr so ausnehmend gut gefällt, hat sie lächelnd parat: „Mein Vati hat damals immer die Kämpfe der Klitschkos geschaut. Ich hab oft daneben gesessen und irgendwann mal gesagt, dass ich auch boxen möchte.“

Boxen als Hobby: Anfängliche Aufregung bei Lara Marquardt 

Der Wunsch der jungen Dame ging schnell in Erfüllung. „Er hat mich dann hier beim Boxsportverein Hettstedt angemeldet.“ Das war im Jahr 2012. Mittlerweile hat Lara Marquardt sechs offizielle Kämpfe bestritten. Die Bilanz ist dabei ausgeglichen. Drei Siegen stehen ebenso viele Niederlagen gegenüber. „Am Anfang hatte ich schon ein bisschen Angst, die Aufregung war sehr groß“, erinnert sie sich an ihren Premieren-Kampf, der auch verloren ging. Trotzdem war der jungen Sportlerin klar: „Boxen, Kampfsport, das ist meine Welt.“ Die Angst ist längst verflogen.

„Na klar bin ich noch aufgeregt vor den Kämpfen, das Lampenfieber ist da. Aber aus der Angst ist Respekt vor der Gegnerin geworden. Wenn die Ringglocke ertönt, ist auch die Nervosität weg“, sagt sie. Apropos Kämpfe. Zum letzten Mal stand Lara Marquardt im Jahr 2019 bei einem Sparringskampf zum 20-jährigen Vereinsjubiläum im Boxring. Umso ärgerlicher war es, dass ein für die „Hettstedter Boxnacht 2019“ geplanter Sparringskampf ausgefallen ist. Ihre geplante Gegnerin reiste einfach nicht zum Duell in der Kupferstadt an. „Da habe ich mich schon ganz schön geärgert“, so Lara Marquardt.

Schwierige Gegnersuche

„Es ist in Deutschland immer schwer, für Boxerinnen eine passende Gegnerin zu finden. In Sachsen-Anhalt gibt es nur ganz wenige, deshalb versuche ich auch bundesweit mein Glück“, sagt Frank Hauke. Er war von Anfang an ihr Trainer im Hettstedter Boxverein und ist es auch heute noch. Und war natürlich froh, als seine Boxerin ihren ersten Kampf gewann. „Herrn Hauke stolz zu machen ist immer schön“, lacht die 18-Jährige. Längst weiß sie und hat aus eigener Erfahrung gelernt, „dass man keinen Kampf auf die leichte Schulter nehmen kann.“

Um die Kämpfe, selbst um das Boxen allgemein, ist es derzeit schlecht bestellt. In der Corona-Krise sind weder Training noch Wettkämpfe möglich. „Bei uns zu Hause in der Garage hängt zwar ein Boxsack. An manchem Abend mache ich ein paar Kraftübungen, das war es dann auch schon. Aber das ist doch nicht das wahre Training“, sagt Lara Marquardt. Und schiebt resolut nach: „Sobald es wieder möglich ist, lege ich wieder los.“

„Man kann Boxen nicht mit Fußball vergleichen“

Frank Hauke sieht den Wegfall von Training und Wettkämpfen mit Sorge. „Man kann Boxen nicht mit Fußball vergleichen. Man braucht fachliche Anleitung, einen Arschtritt und Partner beim Training. Ich hoffe, es geht bald wieder los“, so der „Macher“ des Hettstedter Boxsportvereines. Das hofft natürlich auch die 18-jährige Lara Marquardt aus Willerode.

Was aber sagt ihr Freund Paul zum Hobby seiner Partnerin? „Ach, er findet es gut, dass ich boxe. Er unterstützt mich bei meinem Hobby.“ Ohnehin findet die junge Boxerin viel Zustimmung. „Wenn ich etwas davon erzählt habe, waren alle begeistert, dass eine Frau boxt. Wenn ich mal wieder bei meinem Kampf im Ring stehe, kommen bestimmt viele zum Zuschauen.“

Wohin soll die Reise in Sachen Boxen aber noch gehen? Ist irgendwann eine Profilaufbahn in Sicht? Derzeit macht die 18-Jährige eine Ausbildung zur Erzieherin. „Sie könnte es noch in den Profibereich schaffen mit viel Ehrgeiz und Fleiß“, ist Frank Hauke vom Talent seines Schützlings überzeugt. Lara Marquardt aber wiegelt ab: „Für mich geht es darum, beim Boxen Sport zu treiben, fit zu bleiben. Boxen macht mir Spaß, mehr will ich nicht.“ (mz)