Der etwas andere "Schiri" Fußball: Schiedsrichter Karsten Brock

Sangerhausen - Es gibt solche und solche Fußball-Schiedsrichter: große, kleine, schnelle und langsame. Einer von den bekanntesten und guten ist Referee Karsten Brock. Denn der hat sich längst einen Namen unter den Unparteiischen im Landkreis gemacht. Vor allem wegen seiner unaufgeregten Art.
Und das gefällt durchaus vielen Spielern, die normalerweise Woche für Woche auf den Plätzen stehen. Seit vielen Jahren, genauer gesagt seit 2003, ist Brock Schiedsrichter. Geht es nach ihm, soll das noch lange so bleiben. „Ich werde 50, da packe ich noch zehn Jahre drauf.“
„55 Spiele in einem Spieljahr schaffe ich da locker“
Das erste Fußballspiel, das der gebürtige Sangerhäuser leitete, war die Partie zwischen Eintracht Bennungen II und dem SV Mittelhausen. „Das war am 6. September 2003“, erinnert er sich noch genau an das Debüt. Wie viele Spiele er seitdem geleitet hat? „Na ja, ich führe nicht so genau Statistik wie das der verstorbene Erhard Kurtze immer gemacht hat. Die einzelnen Spiele habe ich nicht gezählt. Aber so an die 1.200 sind es bestimmt schon“, so der Unparteiische, der für Alemania Riestedt pfeift.
In die höheren Ligen des Fußballverbandes Sachsen-Anhalt hat es Karsten Brock nie geführt. Da wollte er aber auch nie hin, das war und ist erst recht jetzt nichts für ihn. Für den Sangerhäuser hält der Fußball-Alltag Spiele im Landkreis Mansfeld-Südharz parat. Ein paar Spiele in der Kreisliga – das war’s. Brock pfeift in der Kreisklasse, leitet auch Spiele der Regionalklasse der Frauen oder ist im Nachwuchsbereich auf Achse. In der Kreisoberliga oder der Landesklasse amtiert er als Schiedsrichter-Assistent. „55 Spiele in einem Spieljahr schaffe ich da locker. Fast jedes Wochenende bin ich am Sonnabend und Sonntag im Einsatz“, so der gelernte Tischler.
Brock zieht nicht gleich die Rote Karte
Karsten Brock kennt die Spieler, die Mannschaften. Sie kennen ihn. Das ist für beide Seiten von Vorteil. „Ich ziehe nicht gleich die Rote Karte. Mit mir kann man noch reden“, sagt er. Und hat ein Beispiel parat: „Wenn es wirklich heikel wird, sage ich dann lieber zum Spieler: Noch ein Ding, und du fliegst raus. Oder ich laufe beim Trainer vorbei und sage dem, nehmt den Spieler runter, bevor ich das mache.“
Schlecht gefahren ist Karsten Brock mit dieser Devise bisher schließlich nicht. „Ich habe bisher erst fünf Rote Karten gezeigt“, blickt er zurück. Er gibt aber auch zu: „Natürlich hatte ich auch schon Spiele, nach denen ich am Abend zu mir selbst gesagt habe, das hättest du anders machen müssen. Da bin ich auch zu mir selbst ehrlich. Aber man kann es im Nachhinein sowieso nicht ändern.“
Kein Freund vom Videobeweis
Ohnehin sei der Fußball von heute im Gegensatz zu früher besonnener geworden. „Es gibt immer noch viele Hitzköpfe, aber aus meiner Sicht ist das schon ruhiger geworden. Gerade in der Kreisklasse ist bei manchem Foul nicht immer Absicht dabei, da passiert schon mal was, weil einer ungeschickt ist und es nicht besser kann.“
Karsten Brock ist ohnehin ein Freund vom ursprünglichen Fußball. Zum Beispiel kann er dem Video-Beweis bei Bundesliga-Spielen nicht viel Positives abgewinnen. „Ich bin für Tatsachen-Entscheidungen. Wenn ich etwas gepfiffen habe, dann habe ich es gepfiffen. Schluss aus, da müssen die Mannschaften und die Zuschauer doch noch nicht ewig warten, was denn nun wird“, findet Brock.
Corona: „Das ist doch alles ganz großer Mist“
Eine Neuerung allerdings findet Karsten Brock gut und würde sie gern im sportlichen Alltag nutzen. „Das mit dem Spray bei Freistößen könnten sie auch im Kreis einführen. Da hätte man noch bessere Kontrolle.“ Auch ohne das Markierungsspray kommt Karsten Brock auf den Spielfeldern gut zurecht. „Manchmal fällt es mir nicht leicht. Aber oft bekomme ich viel Lob von den Spielern zu meiner Leistung. Lustig hat sich über mich noch keiner gemacht“, so der Unparteiische.
Bemerkenswert allerdings ist die Tatsache, dass Karsten Brock nicht im Besitz einer Fahrerlaubnis ist. „Aber bis jetzt war immer eine Frau da, die mich zum Fußball gefahren hat“, sagt er verschmitzt. Weitaus ernster sieht der Sangerhäuser das gegenwärtig alles beherrschende Thema Corona. „Das ist doch alles ganz großer Mist. Man kann nur hoffen, dass es endlich weitergeht. Auch für die Vereine ist es nicht leicht, denen fehlt doch das Geld.“
Auszeichnung für seine ehrenamtliche Arbeit
Apropos Vereine. Auf eine entsprechende Frage antwortet Karsten Brock: „Klar sind schon andere Vereine auf mich zugekommen und wollten, dass ich für sie pfeife. Aber ich bleibe in Riestedt, da stehen alle hinter mir.“ Und bekommt noch eine zusätzliches Lob: „Für uns ist Karsten ein Top-Mann. Wir sind froh, ihn zu haben,“ sagt Riestedts Fußball-Chef Helmut Schmidt.
Etwas ganz anderes beschäftigt Karsten Brock derzeit noch sehr. Er hat vom Fußballverband Sachsen-Anhalt eine Uhr und eine Urkunde für seine ehrenamtliche Arbeit überreicht bekommen. Zumindest die Nachricht davon hat er, die Übergabe folgt noch. „Da habe ich mich riesig darüber gefreut. Ich gebe bei der nächsten Schiedsrichtertagung einen aus“, sagt er. Und hofft, mindestens noch zehn Jahre als Schiedsrichter aktiv mitzumischen. (mz)