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Kapitänsamt Willi Orban immer häufiger Kapitän von RB Leipzig

Von Ullrich Kroemer 19.10.2016, 18:54
Der Vize mit der Kapitänsbinde. Ein gewohntes Bild bei RB Leipzig dieser Tage.
Der Vize mit der Kapitänsbinde. Ein gewohntes Bild bei RB Leipzig dieser Tage. imago sportfotodienst

Leipzig - Am Ende des Abends war Willi Orban oberhalb der Gürtellinie nur noch ein winziges Kleidungsstück geblieben. Nach dem 1:0-Erfolg beim VfL Wolfsburg hatte RB Leipzigs Führungsspieler sein durchgeschwitztes Trikot den Fans überlassen. Nur die Kapitänsbinde rollte sich noch um seinen linken Bizeps. 

Wie bereits gegen den HSV und gegen Augsburg war Orban auch gegen den VfL Wolfsburg mit der Binde am Arm aufgelaufen. Nach der Wahl in den Mannschaftsrat im Lauftrainingslager in Bad Saarow ganz zu Beginn der Vorbereitung hatte Trainer Ralph Hasenhüttl den 23-Jährigen zum Vize-Kapitän hinter Spielführer Dominik Kaiser ernannt. Nicht etwa Routinier Marvin Compper, Keeper Peter Gulacsi oder Mittelfeldmotor Stefan Ilsanker. Nein: Willi Orban genießt nach Kaiser das meiste Vertrauen von Team und Trainer. Wie bereits beim 1. FC Kaiserslautern. Orban selbst sagt bescheiden: „Domme ist unser fester Kapitän. Wenn er mal nicht auf dem Platz ist, trage ich stellvertretend die Binde.” 

Orban: „Kapitänsbinde macht mich ein bisschen stolz”

Auch als Kaiser am Sonntag wegen der Verletzung von Marcel Sabitzer nach einer Viertelstunde eingewechselt wurde, behielt der gebürtige Pfälzer das schwarz-rot-goldene Utensil. „Das war überhaupt kein Thema im Spiel”, erklärt Orban. „Das war ein kurzfristiger Wechsel, wir haben uns alle nur auf das Spiel konzentriert. Es wäre unnötig, wenn wir uns Gedanken darüber machen würden, wer die Binde trägt.” 

Überhaupt misst Orban dem Spielführer-Posten keine allzu große Bedeutung bei. Die Zeit der großen Anführer, die die Binde als Insignie ihrer Macht sahen, ist schließlich vorbei. „Es macht mich schon ein bisschen stolz, aber ich versuche natürlich auch ohne Binde Leistung zu bringen, der Mannschaft auch verbal Stabilität zu geben”, sagt Orban. 

Erfolgsrezept von RB Leipzig: Wenig Raum zwischen den Linien

Das gelingt der Leipziger Defensive in diesen Wochen erstaunlich gut. Die geschlossene Gegenpressing-Arbeit ist der Schlüssel zum Triumphzug des Aufsteigers zum Bundesligastart. Orban, der die Formation von der Viererkette aus mit dirigiert, lobt: „Es ist enorm, wie stark schon unsere vorderste Reihe gegen den Ball arbeitet – Riesenkompliment! Sie stören die Gegner schon ganz früh im Spielaufbau, zwingen sie zu Fehlern – das macht es für uns hinten einfacher.” 

An der Aufgabe, das kompakte Defensivbollwerk zu überwinden, beißen sich derzeit fast alle Teams die Zähne aus. „Es läuft gerade auch so gut, weil wir wenig Raum zwischen unseren Linien haben”, erklärt Orban. „Das macht es dem Gegner schwer, einen Spieler zu finden, der den Ball mal ohne Druck annehmen und auf die Viererkette bringen kann. Und falls doch mal was durchkommt, sind wir da und versuchen die Situation zu bereinigen.” 

Dank Länderspielpause: Mehr Vertrauen in die Viererkette

Einen weiteren Entwicklungsschritt habe die Defensivformation in der Länderspielpause gemacht. Während beinahe alle Offensivspieler mit ihren Nationalteams unterwegs waren, konnte Trainer Hasenhüttl in Ruhe mit der gesamten Abwehrformation üben. 

„Wir haben an Intensität und Synchronität beim Verschieben der kompletten Viererkette bei gegnerischer Spielverlagerung gefeilt”, sagt Orban. Das hat dem Team etwa in Wolfsburg weitere Stabilität verliehen. „Es hat geholfen, dass die alle Verteidiger in der Länderspielpause da waren und wir sinnvoll an diesen Inhalten arbeiten konnten”, sagt Orban. „Das hat uns nochmal mehr Vertrauen in unsere Abläufe in der Abwehrreihe gegeben.” 

Orban warnt vor Werder: „Dürfen auf keinen Fall nachlassen”

Doch Orban ist kein Spieler, der sich mit dem Status quo zufrieden gibt. Nach den Spielen gehört er im Gespräch mit den Journalisten in der Mixed Zone zu den selbstkritischsten Akteuren bei RB, legt auch mal ungefragt den Finger in die Wunde. So sagt der Mann mit dem deutschen und dem ungarischen Pass auch in Bezug auf die Abstimmung mit den Abwehrkollegen: „Es geht immer noch besser. Wir verbessern uns immer weiter in der Arbeit gegen den Ball.” 

Beim achten Bundesliga-Auftritt der Leipziger am Sonntag (15.30 Uhr) gegen Bremen wird Orban die Kapitänsbinde wohl wieder an seinen Kollegen Kaiser abgeben. Der Spielführer dürfte für den verletzten Sabitzer in die Startelf rücken. Doch Orban ist es gewohnt – mit oder ohne Binde – Verantwortung zu übernehmen. „Die Bremer haben auch gefährliche Spieler, die in Kontersituationen mit viel Speed anlaufen. Da müssen wir die Restfeld-Verteidigung gut organisieren und im Ballbesitz sehr konzentriert sein”, sagt er und warnt: „Wir dürfen auf keinen Fall nachlassen.”