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Trainer wirft hin Trainer wirft hin: Darum verlässt Ralph Hasenhüttl RB Leipzig

Von Ullrich Kroemer 16.05.2018, 15:40

Leipzig - „Vorsicht, freilaufende Bullen!“ steht am Parkplatztor der Akademie von RB Leipzig. Dort fuhren am Mittwochmorgen nacheinander die Bosse von RB Leipzig samt Juristen sowie Trainer Ralph Hasenhüttl vor. Zu diesem Zeitpunkt ging es gar nicht mehr um eine weitere Zusammenarbeit, sondern nur noch um Modalitäten und Kommunikation der Trennung. Die Bullen sind los am Cottaweg.

Kurz nach 14 Uhr verkündete RBL dann das Aus der einstigen Traumehe zwischen Klub und Coach. Die sperrige Überschrift des Vereins-Kommuniqés: „RB Leipzig kommt der Bitte von Trainer Ralph Hasenhüttl um vorzeitige Vertragsauflösung nach.“

RB Leipzig betont: Hasenhüttl hat hingeworfen

Die im ersten Jahr so beflügelnde und im zweiten Jahr stark abgeflaute Liaison endete mit dem Kampf um die Deutungshoheit. Dem Klub war es wichtig zu betonen, dass Fanliebling Hasenhüttl selbst – nicht etwa die Vereinsgranden – entschieden habe, das Traineramt bei den Leipzigern hinzuwerfen. „Ich wäre sehr gern gemeinsam mit Ralph Hasenhüttl als Cheftrainer in die nächste Saison gegangen“, lässt sich Sportdirektor Ralf Rangnick zitieren.

Doch einen neuen Vertrag mochte er seinem wichtigsten Angestellten nicht geben. „Im Gegensatz zum Winter bin ich mittlerweile zu der Erkenntnis gekommen, dass ein weiteres gemeinsames Jahr zunächst einmal ausgereicht hätte“, so Rangnick. Auch Vereinschef Oliver Mintzlaff hielt sich bedeckt über die wahren Gründe der Scheidung: „Wir sind davon überzeugt, dass eine Verlängerung zum jetzigen Zeitpunkt für unseren Verein nicht der richtige Schritt gewesen wäre.“

Der Schritt von Ralph Hasenhüttl war nur konsequent

Angesichts von fehlender Rückendeckung und Perspektive bei RBL reagierte Hasenhüttl nur konsequent, indem er die Zusammenarbeit sofort beendete und nicht als „lame duck“ ohne Vertrauen in die neue Saison gehen wollte. So entschied sich der Österreicher lieber für ein „klares Nein statt ein beschwichtigendes Ja“, wie er mitteilte.

Klare Kante des Fußballlehrers, der sich in einem letzten Vertragsjahr nicht aufreiben und angreifbar machen wollte, während sein Nachfolger schon Gewehr bei Fuß steht. Eine Lösung, die auch Rangnick nicht ernsthaft gewollt haben kann, als er noch am Sonntagabend betonte, dass Hasenhüttl „auf jeden Fall“ in der kommenden Saison Trainer sei.

Nun gibt es durchaus sportliche Fakten, die sich Hasenhüttl vorhalten lassen muss: Matchpläne in entscheidenden Spielen sowie Rotations-, Belastungs- und Personal-Management gehören ebenso hinterfragt wie die Standard-Seuche und der spielerische und mentale Totaleinbruch nach dem Europapokal-Aus in der Defensive. Dass dem übererfüllten Plan im ersten Jahr eine Überlastungsreaktion der in allen Wettbewerben jüngsten Mannschaft folgen würde, war aber absehbar.

Zwischenmenschliche Verwerfungen haben zur Trennung geführt

Doch nicht zuerst sportliche Gründe, sondern vor allem zwischenmenschliche Verwerfungen hätten zur Trennung geführt, heißt es. Im Verlaufe der Saison war zu beobachten, wie sich Hasenhüttl von Rangnick und Mintzlaff emanzipierte. So entwickelten sich rund um die Winterpause zwei unterschiedliche Lesarten: Mintzlaff und Rangnick wollten mit aller Macht in die Champions League.

Hasenhüttl plädierte für eine behutsamere und demütigere Klubentwicklung, für die der Zwischenschritt Euro-League-Qualifikation ein durchaus ambitionierter ist. Nach einem 0:0 in Stuttgart etwa nahm der Trainer die Mannschaft in Schutz, während die Bosse brodelten. Hasenhüttl vermittelte mehr als einmal den Eindruck, als sähe er seine Leistungen und die der Mannschaft auch klubintern am falschen Maßstab beurteilt: dem der Vorsaison.

Ralph Hasenhüttl hatte mit den Bayern gesprochen

Bereits Ende März hatte Mintzlaff in der „Sport-Bild“ vielsagend geäußert: „Der Trainer muss sich überlegen, wie seine Zukunft aussieht, ob die Philosophie des Vereins weiterhin zu ihm und seinen Vorstellungen passt, wie wir investieren und in welche Spieler. Und dann müssen wir schauen, ob das deckungsgleich mit unserer Ausrichtung ist.“ Da hatte RB Leipzig gerade den FC Bayern geschlagen. Auch dass Hasenhüttl im Winter mit den Bayern-Bossen sprach, soll intern ein Eklat gewesen sein.

Marco Rose von RB Salzburg ist ein Kandidat

Zudem ist von einem gesunkenen „Energielevel“ Hasenhüttls die Rede. Doch Hasenhüttl wirkte nach der fordernden Saison im RB-Kosmos zwar ausgelaugt, vor allem aber wegen des drohenden Endes angefressen.

Nun gelten der Salzburger Marco Rose sowie das Duo Zsolt Löw (bislang Co-Trainer) und Robert Klauß (RB-Nachwuchs) als Kandidaten bei RB, um die Bullen wieder einzufangen. (mz)