RBL-Profi im Interview RBL-Profi im Interview: Konrad Laimer: "Ich erobere Bälle lieber auf den Beinen"

Leipzig - Als Mann für das defensive Mittelfeld kam Konrad Laimer aus Salzburg zu RB Leipzig, inzwischen ist der Österreicher Stammspieler - aber auf einer ganz anderen Position. Im Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung sprach Laimer über seine Rolle auf der rechten Außenbahn, seine Wunschposition und Zweikämpfe ohne Grätschen. Das Gespräch führte Martin Henkel.
Herr Laimer, wie fährt man nach Hannover, wenn man zuvor den Tabellenführer FC Bayern 2:1 geschlagen hat?
Mit einem verdammt guten Gefühl. Wir haben das Beste aus uns herausgeholt und von der ersten bis zur letzten Sekunde ein sehr starkes Pressing gespielt. Wir haben jedermann, auch uns, gezeigt, wozu wir fähig sind.
Ein Sieg ist Pflicht, um die Chancen auf einen Champions-League-Rang aufrechtzuerhalten. Pflichten bedeuten aber auch Druck. Sind sie bereit dafür?
Wir hatten auch gegen die Bayern Druck und sind damit fertiggeworden.
Sie sind seit vorigem Sommer in Leipzig. Wie fällt ihr Anpassungsresümee aus?
Ich hab’ mich von Anfang an leicht getan, auch weil ich ein paar Gesichter schon aus Salzburg kannte. Aber es wäre mir auch ohne Vorkontakte leichtgefallen. Ich tue mich nicht schwer, neue Menschen kennenzulernen. Und bei RB ist das noch leichter. Die Mannschaft ist super drauf, alle sind auf der gleichen Wellenlänge und in ungefähr der gleichen Lebensphase. Das merkt man auch auf dem Platz. Wir sind füreinander da. Im Fußball ist das nicht immer selbstverständlich. Wir wissen alle, wo wir sind und was wir mit RB erreichen können. Das schweißt zusammen.
Sie kamen als bester Saisonspieler Österreichs, nahmen auf der Reservebank Platz und sind seit Neujahr plötzlich Stammkraft. Ist Ihnen schwindelig?
(lacht) Nein. Noch relativ jung zu sein wie ich, neu bei RB und dann nach einem Dreivierteljahr so gut wie Stammspieler zu werden - besser geht es doch nicht.
Ihren Stammplatz haben sie einem Rollentausch zu verdanken. Trainer Ralph Hasenhüttl hat sie zu Jahresbeginn vom defensiven Mittelfeldspieler zum Rechtsverteidiger umfunktioniert. Wie kam es dazu?
Er hat mich gefragt, ob ich das spielen kann.
Und Sie haben geantwortet: Klar, kein Thema?
Nein, ich hab’ gesagt: Okay, gut. Ich werde mein Bestes geben, wir können das gerne so machen.
Klingt ergeben.
Was soll ich sagen? Ich mache, worum mich der Trainer bittet. Er hat mir das Vertrauen geschenkt, hat mir Spiele gegeben, und ich hab’ es ihm und der Mannschaft zurückgezahlt.
Wie war das genau?
Das ging von einem Tag auf den anderen. Der Trainer wollte auf der rechten Seite mehr Variabilität nach vorn, also hat er mich gefragt. Ich hab’ das dann trainiert und stand gegen Schalke gleich in der Startelf.
So einfach?
Es bringt nichts, groß zu überlegen. Einfach machen. Die Trainer haben mir gesagt, was ich tun muss, und von Spiel zu Spiel ist es leichter geworden. Irgendwann automatisieren sich die Abläufe, du weißt, wie du wann wohin laufen musst, irgendwann fängst du an, dich wohlzufühlen und wirst immer sicherer.
Zu Hause sind Sie eigentlich auf der Sechs zentral vor der Abwehr. Was ist der Unterschied zur Außenbahn?
Du kannst mehr nach vorne mitgehen. Und die Laufintensität ist eine andere. Auf der Sechs ist das eher eine Art Dauerlauf, auf der Außenbahn machst du mehr Sprints. Und mit dem Ball ist es etwas anders. Zentral bekommst du den Ball, musst aufdrehen und weiterverteilen. Auf Außen kannst du auch mal hinterlaufen und schlägst mehr Flanken.
Wie ist es um Ihre Flankentalente bestellt?
Die waren früher weniger gefragt. Aber ich trainiere das jetzt und werde immer besser. Man sollte allerdings auch keine große Wissenschaft draus machen. Am Ende ist es immer noch Fußball und es spielen elf gegen elf.
Wenn Sie um sich einen Kreis ziehen, fehlt Ihnen jetzt eine Hälfte des Raumes, in dem Sie sich vorher bewegen durften. Verlust oder Gewinn?
Beides. Die Linie kann dir helfen, dich zu orientieren und du kannst den Raum besser kontrollieren. Auf der Sechs hast du allerdings immer noch einen Nebenmann und kannst dich absprechen, wer geht, wer bleibt. Auf Außen gibt es hingegen mehr Eins-zu-Eins-Situationen, du musst also immer voll da sein. Wenn nicht, wird’s sofort gefährlich.
Wie ist das mit Grätschen? Die Kunst der formvollendeten Sense ist außen eher gefragt als im Zentrum.
Ich erobere Bälle lieber auf den Beinen. Aber wenn ich grätschen muss, grätsche ich. Trotzdem sage ich immer: Du kannst dir fast jeden Ball holen, ohne dass du runter musst.
Einer, der ebenfalls vom Sechser zum Rechtsaußen umfunktioniert wurde, ist der frühere RB-Profi Joshua Kimmich, der jetzt für die Bayern und den DFB spielt. Haben Sie sich schon was abgeschaut?
Abschauen tu ich mir generell nichts. Ich will meinen eigenen Stil entwickeln. Aber ich achte, wenn ich mir Spiele angucke, jetzt schon mehr darauf, was die Kollegen auf der Position so machen.
Kimmich hat Anfang dieser Woche gesagt, er würde lieber gern auf seiner alten Position spielen. Wie ist das bei Ihnen?
Mir ist wichtig, dass ich spiele. Wenn ich meine Einsatzminuten bekomme, bin ich glücklich.
Und wenn Sie es sich aussuchen dürften?
Würde ich schon eher lieber im Mittelfeld spielen. Aber schlussendlich ist es mir auch egal. Wo der Trainer mich aufstellt, da spiele ich.
Sie haben Lukas Klostermann von seiner Position verdrängt. Haben Sie zwei sich darüber schon mal unterhalten?
Haben wir nicht. Das ist ja auch die Entscheidung des Trainers, das können wir Spieler nicht beeinflussen.
(mz)