RBL-Verteidiger verletzt RB Leipzig-Verteidiger verletzt: Wer ersetzt Marvin Compper gegen den SC Freiburg?

Leipzig - RB Leipzig ist nicht mehr allein auf dem Trainingsplatz, wenn die Einheiten öffentlich sind, so wie am Montagmorgen. Klar, Zuschauer gab es schon immer. Medienvertreter auch. Aktuell aber steht jetzt auch immer noch eine Frage mit am Drahtzaun, die der Aufsteiger vermutlich am liebsten aussperren würde. Wenn er denn könnte. Es ist die nach den Saisonzielen.
Jetzt, wo der Liga-Neuling Tabellen-Erster ist, drückt das Interesse an einer eventuellen Neujustierung des Saisonfokus von außen durch alle Ritzen des Akademie-Geländes. 27 Punkte haben die Sachsen schon, also mehr als die Hälfte von 40, die gemeinhin als Grenzwert dafür gehalten werden, dass man mit 40 definitiv nicht absteigt. Sie spielen ja auch nicht so, als wären diese 27 in irgendeiner Form Zufall. Oder Glück.
Das Zeug fürs internationale Parkett
RB ist so gewandt in seinen elf Partien zu Werke gegangen, dass auch noch die letzten Skeptiker in der Liga, die Aufsteiger mittlerweile für ernsthafte Titelaspiranten halten. Und wenn nicht das, dann mindestens für einen Kandidaten auf die internationalen Ränge. So wie Bayer Leverkusens Trainer Roger Schmidt, der nach dem 2:3 daheim gegen die Sachsen meinte: „Ich bin mir sicher, RB spielt kommendes Jahr international.“
Dazu könnte man ja mal was sagen. Oder? Ralph Hasenhüttl schüttelte mit dem Kopf, als er aus dem Pulk von Kameras heraus gefragt wurde, an was sie sich denn jetzt orientieren würden. Mit drei Punkten Vorsprung auf den Zweiten FC Bayern München. Und mit sechs Zählern vor dem Dritten Borussia Dortmund. „Wir orientieren uns am nächsten Gegner“, sagte Hasenhüttl. Das halten wir seit dem ersten Spiel an so. Und sind damit bestens gefahren. Was soll mich kümmern, was im Mai ist? Jetzt haben wir November.“
Wird Marvin Compper bis Freitag wieder fit?
Volle Konzentration also auf den SC Freiburg am Freitagabend im Breisgau (20.30 Uhr). Das Spiel ist reich an Vorgeschichte. Die jüngste: Vergangene Saison sind beide Teams lange im Gleichschritt Richtung 1. Liga marschiert.
Dann trafen sie im März aufeinander. Ein Schlüsselspiel. Es schneite heftig – und der Favorit aus Sachsen schlitterte in eine schmerzhaften 1:2-Niederlage, die ihn nachhaltig ins Grübeln brachte. So sehr, dass der davor komfortable Vorsprung auf den Tabellendritten Nürnberg anschließend noch ordentlich abschmolz. RB brauchte bis zum vorletzten Spiel, um aufzusteigen.
Hoffen auf gutes Wetter
Dass es wieder schneit, ist im November nicht unwahrscheinlich. Bloß nicht, ulkte Stefan Ilsanker am Montag. Meinte aber: „Und wenn, wir sind vorbereitet.“ Der Österreicher ist Schnee sowieso gewohnt. Und er nimmt auch alles, was kommt. Das gilt fürs Wetter wie für die Positionen, die er bekleiden muss.
Vor Ilsanker hat es geheißen, die Allzweckwaffe im RB-Defensivverbund sei Zugang Bernardo (Red Bull Salzburg). Doch der Brasilianer hat seine Rolle nach einem Meniskusschaden an Ilsanker weitergereicht. Der 27-Jährige ist eigentlich Sechser, also zentraler Abwehrmann vor der Viererkette.
Von der Abwehr in die Verteidigung
Mittlerweile aber wandert er. Bernardos Ausfall brachte ihn auf die Rechtsverteidigerposition. Dann musste Marvin Compper im Spiel gegen Bayer Knöchel verletzt vom Platz, also rückte Ilsanker in die Innenverteidigung. Dort ist er auch für das Spiel gegen Freiburg eine Option. Eine sehr wahrscheinliche sogar. Hasenhüttl bestätigte, dass Compper zwar an einem schnellen Comeback arbeite. „Es geht ihm heute schon besser.“ Aber: „Das Sprunggelenk ist immer noch geschwollen. Für Freitag wird es furchtbar knapp.“
Für Ilsanker als Ersatz spricht seine Erfahrung. Hasenhüttl gefiel beim Sieg gegen Bayer vor allem, dass jeder Ausfall kompensierbar sei. „Wir haben immer eine Option.“ Und Ilsanker ist die Rolle neben Willi Orban nicht fremd. „Ich habe die Position schon ein paar Mal gespielt. Und auch ganz gut, deshalb denke ich, dass ich eine absolute Option dafür bin.“ In diesem Fall hat Hasenhüttl eine Vakanz hinten rechts. Gegen Bayer hat er sie mit Zugang Benno Schmitz (Red Bull Salzburg) gefüllt, den er nach zwei schwachen Spielen zu Beginn der Saison (Dresden im Pokal, Köln in der Liga) zuletzt außen vor gelassen hatte.
Möglicher Ausfall fordert neue Aufstellung der Spieler
Schmitz spielte groß auf und meldete Nationalspieler Julian Brandt weitgehend ab. „Benno hat bewiesen, dass er auch gegen so einen Gegner wie Bayer und Brandt bestehen kann. Es war wichtig für ihn und für die Mannschaft, zu sehen, dass man sich auf Benno verlassen kann auf dieser Position. Ich finde es schön, dass einer, der immer so professionell arbeitet und in Ruhe in der zweiten Reihe Gas gibt, dass er sich mit so einer Leistung belohnt.“
Also Ilsanker innen, Schmitz rechts? Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird Hasenhüttl auf Comppers Ausfall so reagieren. Oder aber er vertraut Schmitz doch noch nicht zu 100 Prozent. Was nach dem Spiel gegen Bayer unwahrscheinlich ist. Aber nicht unmöglich. Dann bliebe dem Trainer immer noch die Rochade mit Ilsanker als Rechtsverteidiger und Kyriakos Papadopoulos in der Abwehrmitte.
"Schaun mer mal"
Der auf Leihbasis von Leverkusen verpflichtete Grieche ist gelernter Innenverteidiger und steigt nach einer Knieblessur aus der Vorwoche Dienstag wieder ins Training ein. "Auch das kann ich mir vorstellen", sagte Hasenhüttl.
Wie immer, er lässt sich eben bis zum Schluss nicht in die Karten schauen. Natürlich nicht, macht kein Trainer. Und schon gar nicht einer bei RB. Da halten sie es, wie mit den Saisonzielen. Hasenhüttls Lieblingsfloskel in diesen Fragen ist die: "Schaun mer mal."
(mz)