Interview mit RB U23-Trainer RB Leipzig U23: Interview mit Trainer Robert Klauß

Leipzig - Trainingsstart bei RB Leipzig II: In dieser Woche hat die Vertretung des Bundesliga-Aufsteigers die Vorbereitung auf die Saison in der Regionalliga Nordost begonnen. Zum ersten Mal dabei ist der neue Cheftrainer Robert Klauß, der in der vergangenen Saison noch U17-Trainer war und überraschend befördert wurde.
Wie sein Vorgänger Tino Vogel ist auch Klauß Pionier bei RB Leipzig, war in der ersten Saison 2009 als Spieler dabei und ist seit 2010 Trainer bei Rasenballsport. Im Trainingszentrum am Cottaweg sprach der 31-Jährige mit der MZ ausführlich über die Amtsübernahme, die Herausforderungen in der vierten Liga, Aufstiegsambitionen und die Vorgaben von Chef Ralf Rangnick.
Robert, wie sind Ihre ersten Trainingstage als U23-Trainer verlaufen?
Robert Klauß: Der Schritt von der U17 zur U23 ist bei RB Leipzig keine große Umstellung. Wir betrachten U17, U19, U23 als nahezu gleichberechtigt. Die Art und Weise des Spiels, aber auch die Organisation und Abläufe im Training sind ziemlich ähnlich. Mit vielen Mitarbeitern aus meinem Trainerstab bin ich durch die gemeinsame Arbeit in den vergangenen Jahren schon sehr gut eingespielt.
Wie zufrieden sind Sie nach den ersten Tagen?
Robert Klauß: Die Jungs trainieren so, wie ich es erwartet habe: jung, mutig, engagiert, machen aber situativ auch noch ein paar Fehler. Das ist aber völlig normal, genauso soll es auch sein.
Als bekannt wurde, dass Sie die U23 trainieren werden, hat Ralf Rangnick das damit begründet, dass Sie die jungen Spieler noch intensiver fördern könnten. Sehen Sie darin Ihre Stärke?
Robert Klauß: Grundsätzlich ist die U23 eine Nachwuchsmannschaft, unser Altersschnitt liegt bei 19,5 Jahren. Da kann es schon von Vorteil sein, wenn ein Trainer aus dem eigenen Nachwuchs die Jungs betreut. Viele Spieler habe ich in der Vergangenheit schon trainiert, entweder in der U17 oder zuvor in der U14 und U15. Aber das trifft auch auf andere Trainer bei uns zu. Wir begreifen uns als nachwuchsübergreifendes Trainerteam.
Dennoch fiel die Wahl auf Sie. Waren Sie ein wenig selbst überrascht, als Sie befördert wurden?
Robert Klauß: Ich war etwas überrascht, habe mich aber selbstverständlich unheimlich gefreut und gar nicht lange überlegt, sondern sofort gesagt: Ja, ich mach’s! Dass Ralf Rangnick mir als jungem Trainer die Arbeit mit jungen, talentierten Spielern anbietet und zutraut, ehrt mich natürlich.
Wie lief die Übergabe mit Ihrem Vorgänger Tino Vogel?
Robert Klauß: Wir brauchten keine Übergabe, das war ein fließender Prozess während der vergangenen Saison, weil wir uns ohnehin viel ausgetauscht haben. Wir haben nebeneinander im Büro gesessen und richtig gut zusammengearbeitet – vorher, aber auch nachdem der Trainerwechsel bekannt gegeben wurde. Wie professionell er die Saison zu Ende gebracht und dabei eine erfolgreiche Rückrunde gespielt hat, und zudem die neue Saison vorbereitet und mir viel Unterstützung zukommen lassen hat, davor ziehe ich den Hut.
Was Robert Klauß über den Beginn der RB-Zeit in Leipzig erzählt
Sie waren 2009 als Spieler Mann der ersten Stunde bei RB Leipzig, haben danach durchgängig Nachwuchsteams trainiert. Ist es ein Vorteil, dass Sie den Klub aus dem Eff-Eff kennen?
Robert Klauß: Das ist eher ein Ansporn für mich. Dieser Klub ist für mich einfach eine Herzensangelegenheit. Für mich ist RB Leipzig mein Verein. Hier konnte und kann ich mich als Trainer weiterentwickeln. Dass ich an dem, was hier entstanden ist und entsteht, mitarbeiten darf, macht mich sehr stolz. Gleichzeitig sehe ich es jetzt als U23-Trainer auch als Verpflichtung an, das, was ich jahrelang mit aufgebaut habe, einen Schritt weiterzuführen.
Dass Sie 2009 in Markranstädt Spieler waren, als RB Leipzig eingestiegen ist, war ein Glücksfall für Sie. Ist dadurch auch der Wunsch gereift, Trainer zu werden?
Robert Klauß: Ich war schon zuvor beim SSV Markranstädt Coach der E- und D-Jugend. Trainer zu sein war schon immer meine Leidenschaft, ich habe schon damals genauso Vollgas gegeben wie jetzt. Aber lange Zeit habe ich das nicht als Beruf betrachtet. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich viel mehr in die Trainertätigkeit investiere, als in alle anderen Dinge. RB hat mir dann die Chance dazu gegeben, den Fußballlehrer-Job professionell zu betreiben. Ich bin hier seit 2010 ununterbrochen Trainer und habe anfangs parallel dazu selbst noch in der U23 gespielt.
Dann haben Sie selbst in der Mannschaft gespielt, die Sie jetzt übernommen haben?
Robert Klauß: Stimmt. Aber damals haben wir noch Landesliga gespielt. (lacht)
Haben Sie Respekt vor der neuen Aufgabe, weil Sie selbst nie in der Regionalliga gespielt haben?
Robert Klauß: Respekt durchaus, aber der wird durch die Vorfreude aufgewogen. Ich bin mir bewusst, wie schwierig und unangenehm diese Liga ist. Ich habe die Regionalliga in der vergangenen Saison intensiv verfolgt, auch als ich noch nicht wusste, dass ich Trainer werde. Viele Teams und Verantwortliche kenne ich noch aus meiner Zeit als Spieler. Einen gesunden Respekt vor der Herausforderung habe ich, aber definitiv keine Angst vor der Aufgabe mit der U23.
Sie spielen in dieser Saison wieder gegen den 1. FC Lok Leipzig, Carl Zeiss Jena oder den BFC Dynamo. Freuen Sie sich auf diese Partien oder sind das für die jungen Spieler heikle Matches?
Robert Klauß: Wir freuen uns besonders auf die Spiele, bei denen viele Fans zu erwarten sind. Das ist einfach noch mal eine andere Herausforderung für die Jungs. Da merken sie, dass sie das erste Mal nicht mehr vor 100 Zuschauern in der A- oder B-Jugend-Bundesliga kicken, sondern dass sie im Männerbereich angekommen sind. Das ist eine andere Dimension.
Robert Klauß über den angepeilten Aufstieg in die dritte Liga
Ralf Rangnick macht keinen Hehl daraus, dass er die U23 möglichst zügig in der 3. Liga sehen will. Wie passt das mit der Entwicklung des jungen Teams zusammen?
Robert Klauß: Das ist eher perspektivisch zu verstehen. Wir wollen dann aufsteigen, wenn unsere Nachwuchsspieler von sich aus so gut sind, dass sie in die nächste Spielklasse gehören. Unsere Talente müssen so gut ausgebildet in die U23 kommen beziehungsweise sich bei uns so entwickeln, dass die 3. Liga für sie sportlich zweifelsfrei die passende Spielklasse wird. Aber an dem Punkt sind wir noch nicht. Im Moment ist die Regionalliga genau das richtige Level für uns. Mit dem Aufstieg werden wir dieses und wohl auch nächstes Jahr wahrscheinlich erst einmal nichts zu tun haben. Dafür sind die Spieler teilweise noch zu grün und unerfahren im Männerbereich. Perspektivisch haben aber alle Spieler das Zeug für die 3. Liga.
Hat da im Verein auch ein Umdenken stattgefunden, was den schnellen Aufstieg in die 3. Liga angeht?
Robert Klauß: Dass wir dieses Jahr aufsteigen müssen, war nie Thema, sondern eher, dass wir das perspektivisch anstreben. Klar betreiben wir Nachwuchsarbeit auf höchstem Niveau und wollen mit jeder Mannschaft in der bestmöglichen Liga spielen. Das haben wir jetzt mit den Profis und allen anderen Nachwuchsteams geschafft, also wollen wir es irgendwann auch mit der U23 schaffen. Das ist unser natürlicher Anspruch, aber eine strikte Zeitvorgabe wollen wir uns da nicht setzen. Wir streben das Höchstmögliche an, aber das Team soll vor allem von innen heraus organisch wachsen.
Der Eindruck, dass die Regionalliga dem Klub nicht ausreicht, ist sicher auch durch den Trainerwechsel entstanden.
Robert Klauß: Die Mannschaft hat als viertbestes Rückrundenteam in der vergangenen Saison eine gute Entwicklung genommen. Daran sieht man, dass dort sehr gute Arbeit geleistet wurde. Dass man als Aufsteiger aus der Oberliga mit Spielern, die aus der A-Jugend kommen, am Anfang Lehrgeld bezahlt, ist nichts Ungewöhnliches. Wir verfolgen durch den Trainerwechsel jetzt auch keine anderen Ziele. Die Ausbildung der Spieler steht wie bisher auch im Vordergrund. Der Status quo ist: Wir wollen in der Regionalliga Fußball spielen, und wir wollen unsere Jungs gemäß unserer Philosophie so nah wie möglich an die Profis heranführen.
Gibt es eine Vereinbarung mit Ralf Rangnick und Ralph Hasenhüttl, dass in der Winterpause wieder drei Nachwuchskader fest zu den Profis rücken?
Robert Klauß: Unsere Jungs sollen sich aufdrängen. Je besser sie bei uns arbeiten, desto mehr rücken sie bei den Profis in den Fokus. Zielvorgaben gibt es aber nicht. Es ist klar, dass in der Bundesliga-Mannschaft immer wieder Nachwuchsspieler mittrainieren. Ob das zwei, drei oder vier sind, ist noch nicht festgelegt und wird oftmals auch situativ zu entscheiden sein. (mz)