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Dramatisches DFB-Pokal-Spiel RB Leipzig scheidet im Elfmeter-Krimi gegen Bayern München aus

Von Ullrich Kroemer 25.10.2017, 23:31
Verschoss den entscheidenden letzten Elfmeter für RB Leipzig: Nationalstürmer Timo Werner.
Verschoss den entscheidenden letzten Elfmeter für RB Leipzig: Nationalstürmer Timo Werner. dpa-Zentralbild

Leipzig - Als Timo Werner den letzten Ball dieser epischen Pokalschlacht im Elfmeterschießen verschoss, war es kurz still auf den Leipziger Rängen der 42.558 im Stadion. Mit 5:6 (0:0, 1:1) ist RB im DFB-Pokal-Zweitrunden-Spektakel gegen Bayern München ausgeschieden.

Doch nach kurzer Zeit feierten die RB-Fans wieder, denn dieses Spiel hatte alles geboten, was es versprochen hatte. Entschieden wurde es allerdings nicht durch Werners verschossenen Elfmeter, sondern durch Referee Felix Zwayer, der gleich zweimal in spielentscheidenden Szenen mitgewirkt hatte.

Nach der ersten Viertelstunde und der lange einzigen echten Gelegenheit für die Münchner, als der starke Bernardo nach Flanke von Robert Lewandowski klären musste (8.), lief RB Leipzig die Bayern mutig, bissig und zweikampfstark an, erkämpfte sich peu á peu mehr Ballbesitz (zur Halbzeit: 43 Prozent) und Chancen.

RB Leipzig mit starker erster Halbzeit

0:1 Lewandowski trifft halbhoch rechts*
1:1 Bernardo trifft flach links
1:2 Alaba trifft halbhoch rechts
2:2 Kampl trifft flach rechts
2:3 Hummels trifft hoch links
3:3 Halstenberg trifft halbhoch in die Mitte
3:4 Rudy trifft halbhoch links
4:4 Orban trifft flach in die Mitte
4:5 Robben schießt flach links
Werner scheitert flach rechts an Ulreich

*Ecke jeweils vom Schützen aus gesehen

Die präsenten und dribbelstarken Emil Forsberg (25.) und Jean-Kévin Augustin (28., 33.) scheiterten zunächst an FCB-Keeper Sven Ulreich. Doch mit zunehmender Spieldauer wurden die Angriffsaktionen der Leipziger klarer, sodass sich die Bayern immer mehr mit Fouls behelfen mussten, um Naby Keita & Co. zu stoppen.

So auch in der Aufregerszene in der 34. Minute, als Bayerns Arturo Vidal Emil Forsberg mit einer rüden Schere von hinten fällte. Referee Zwayer zeigte zunächst auf den Punkt, doch dann beriet sich der Berliner mit seinem Assistenten und korrigierte auf Freistoß, den Forsberg auf die Latte setzte (36.).

Die TV-Bilder zeigen zwar, dass Vidal seine Grätsche knapp vor der Strafraumgrenze ansetzt. Den Regeln nach muss dann auch dort gepfiffen werden. Dennoch eine höchst strittige Entscheidung, die nicht nur bei Ralf Rangnick mächtig Diskussionsbedarf auslöste. Der RB-Sportdirektor stürmte unüblicherweise zur Pause auf Zwayer zu; Mats Hummels und David Alaba hatten etwas dagegen und rangelten auf dem Weg in die Kabine mit Rangnick.

Zur zweiten Hälfte empfingen die RB-Fans Zwayer und die Münchner mit einem Pfeifkonzert, als ob sie gewusst hätten, was noch kommt.

RB Leipzig: Naby Keita sieht früh Gelb-Rot

Der Rekordmeister machte nun mächtig Druck, hatte durch Coman (46., 60.) und Lewandowski (55., 66.) Großchancen. Doch gleich zu Beginn rückte Zwayer wieder in den Mittelpunkt, als er Keita mit Gelb-Rot des Feldes verwies (54.).

Der Guineer hatte Lewandowski auf Höhe der Mittellinie am Trikot gezupft. Dabei hatte er sich bis dato bis auf eine Aktion in der ersten Hälfte nicht provozieren lassen. Auch angesichts der Tritte, die Keita zuvor von den Münchnern hatte einstecken müssen, war der Platzverweis eine falsche Entscheidung.

RBL geht in Führung, aber Bayern gleicht schnell aus

Als wollte Zwayer, dem an diesem Abend komplett die Linie fehlte, das wieder gut machen, pfiff der Unparteiische dann doch noch Foulelfmeter für RB. Jerome Boateng hatte im Strafraum den Po herausgestreckt, Yussuf Poulsen war dankbar gefallen und Forsberg verwandelte trocken vom Punkt (68.).

Doch die Bayern antworteten gegen die dezimierten Leipziger prompt: Der kleine Thiago (1,74 Meter) erzielte nach Flanke von Boateng hinter die Viererkette den Ausgleich (73.). Bayern drückte zwar, doch RB verteidigte sich mit zwei Defensiv-Viererketten leidenschaftlich in die Verlängerung.

RBL-Keeper Peter Gulacsi wächst über sich hinaus

In den 30 Extraminuten hielt Teufelskerl Peter Gulacsi sein Team mit Glanzparaden in Serie gegen Thiago, Kimmich (100.) und Lewandowski (105.) im Spiel. Das ganze Stadion skandierte immer wieder den Namen des Torhüters. Bayern war drückend überlegen, RB bemühte die letzten Reserven. Der vermeintliche Treffer des eingewechselten Timo Werner zählte wegen Abseitsposition zu Recht nicht (114.). Vom Punkt versagten dem Torjäger als fünftem Schützen dann die Nerven. (mz)

RB Leipzig - Bayern München 1:1 (1:1, 0:0) n.V., 4:5 i.E.

Leipzig: Gulacsi - Bernardo, Orban, Upamecano, Halstenberg - Kampl, Keita - Sabitzer (102. Laimer), Forsberg (109. Klostermann) - Poulsen (80. Timo Werner), Augustin (57. Demme). - Trainer: Hasenhüttl
München: Ulreich - Kimmich, Jerome Boateng, Hummels, Alaba - Tolisso (88. Rafinha), Vidal (57. Rudy) - Robben, Thiago (101. Wriede), Coman (60. Martinez) - Lewandowski. - Trainer: Heynckes
Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)
Tore: 1:0 Forsberg (68., Foulelfmeter), 1:1 Thiago (73.)
Elfmeterschießen: 0:1 Lewandowski, 1:1 Bernardo, 1:2 Alaba, 2:2 Kampl, 2:3 Hummels, 3:3 Halstenberg, 3:4 Rudy, 4:4 Orban, 4:5 Robben, Ulreich hält gegen Timo Werner
Zuschauer: 42.558 (ausverkauft)
Gelb-Rote Karte: Keita wegen wiederholten Foulspiels (54.)
Gelbe Karten: - Jerome Boateng, Vidal, Kimmich, Thiago

(mz/sid)