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RB-"Krieger" im Interview RB Leipzig: -"Krieger" Stefan Ilsanker im Interview vor dem Bundesliga-Start

Von Ullrich Kroemer und Martin Henkel 18.08.2017, 07:30
Stefan Ilsanker freut sich schon auf die Champions League mit RB Leipzig.
Stefan Ilsanker freut sich schon auf die Champions League mit RB Leipzig. imago sportfotodienst

Leipzig - Modellathlet und Führungsspieler Stefan Ilsanker war mit 33 Bundesliga-Einsätzen in der Vorsaison Mr. Zuverlässig bei RB Leipzig – egal, ob als Sechser, Innen- oder Rechtsverteidiger.

Pünktlich zum Auftakt der Saison 2017/18 am Samstag auf Schalke (18.30 Uhr) könnte der 28 Jahre alte Routinier in die Startelf rutschen, um seine Kämpferqualitäten einzubringen. Ein Gespräch über „Ilses” „Krieger”-Status und Saisonziele, Rituale vor dem Spiel und Terence Hill, Schalke 04 und Ilsankers Oma.

Stefan Ilsanker, Ihr Trainer Ralph Hasenhüttl bezeichnet Sie gelegentlich als „Krieger”. Können Sie mit dem Beinamen etwas anfangen?
Stefan Ilsanker: Mich freut es, wenn mein Trainer und meine Mitspieler mich als Krieger sehen und gern mit mir in die Schlacht ziehen. Wenn es in dieser Saison ähnlich erfolgreich wird wie in der vergangenen, dann weiß ich, dass wir viele erfolgreiche Schlachten geschlagen haben.

Sie wirken ganz gelassen. Was macht das Kriegerische in Ihnen aus?
Mein gesamtes Spiel. Es ist mein Naturell, dass ich für meine Mannschaft und für meinen Trainer alles gebe, was ich habe und nie zurückziehen werde. Wichtig ist, dass ich darüber den Spaß am Fußball nicht vergesse, dass ich nicht nur arbeite, sondern das Ganze auch genieße. 

Mentaltrainer Sascha Lense hat Sie daher als „happy warrior” bezeichnet?
Je mehr Spaß man hat, umso leichter geht alles auf dem, Platz. Wenn beides – Kämpfen und Spaß – perfekt harmoniert, funktioniere ich am besten.

Hatten Sie diesen Fighting Spirit schon immer in sich?
Ich hatte schon immer eine extreme Eigenmotivation, war schon als Kind ein ganz schlechter Verlierer. Ich habe beim Fußball daheim nicht einmal meine Oma vorbeigelassen. (lacht)

Wirklich wahr?
Als ich Kind war, hat jeder mit mir Fußball spielen müssen. Wenn die Freunde keine Zeit hatten, und der Papa im Training war, dann habe ich auch mal meinen Opa und meine Oma gefragt. Hauptsache, ich konnte auf die Kugel draufhauen. Sobald ich laufen konnte, bin ich dem Ball hinterhergelaufen. Mein kleiner Bruder und ich hatten absolutes Fußballverbot im Haus – daran gehalten haben wir uns nie.

Hatten Sie Vorbilder, die dieses Kämpferische in sich getragen und in denen Sie sich wiedergespiegelt haben – Fußballer oder Filmhelden?
Nicht konkret, aber es hat gerade früher in jeder Mannschaft Typen gegeben, die Attribute abseits des Fußball ins Team gebracht und die Mannschaft stärker gemacht haben – mit Emotionen und unbändigem Willen. Das hat mir immer imponiert, und das ist auch mein Anspruch. Als Filmheld mag ich übrigens Terence Hill. Da haben auch die Prügelszenen immer etwas Spielerisches.

Ganz „happy warrior”. Sie genießen im Team den Ruf, auch im Kraftraum immer Spaß zu haben und voran zu gehen.
Diego Demme, Willi Orban und ich sind am häufigsten in der Kraftkammer zu finden, würde ich sagen. Dafür steht auch unser Spiel. Es macht mir einfach Spaß, wenn ich fit bin, wenn ich auf den Platz gehe und weiß, dass ich stabil bin und Kraft habe, die es braucht, wenn es im Zweikampf kracht. Jeder will sich einen gewissen Vorteil verschaffen, und meine Vorteile sind Fitness und Power. Gerade in direkten Duellen kann das entscheidend sein. Deswegen will ich mich da jeden Tag pushen und noch einen Tick weiter gehen. Wenn mich dann die jungen Spieler im Kraftraum sehen, fällt es ihnen auch schwer vorbeizugehen. Dann kommen sie dazu und holen sich auch mal einen Tipp ab. Die Jungs geben alle richtig Gas.

Ist diese Physis eines der Geheimnisse des RB-Erfolgs?
Schon wenn unsere Scouts und Trainer einen Spieler beobachten, legen sie unheimlich viel Wert auf Physis, Lauf- und Sprintfreudigkeit. Wenn dann neue Spieler zu uns kommen, werden sie vom ersten Tag an gepusht. Wir haben unglaublich gute Athletiktrainer, die immer versuchen, das Beste aus jedem herauszuholen. Wir machen schon extrem viel nebenbei, was kein Beobachter sieht.

Was haben Sie sich persönlich in dieser Saison vorgenommen?
Soviel Spaß zu haben wie möglich. Ich darf meinen Traum leben und möchte das genießen. Und natürlich erfolgreich zu sein mit RB Leipzig.

Worauf freuen Sie sich in der Champions League?
Es wird etwas ganz Besonderes in einem fremden Stadion in einem fremden Land, wo wir noch nie gespielt haben, bei Flutlicht 20.45 Uhr aufzulaufen. In solchen Spielen bin ich immer besonders wach und konzentriert. Das spornt mich noch einmal extra an. Ich baue die Spannung dann den ganzen Tag über auf. Wenn man es schafft, diese speziellen Momente zu genießen und sich positiv darauf einstellt, werden das auch ganz besondere Spiele.

Und fußballerisch?
Ich will im Ballbesitz noch ruhiger werden, um damit der Mannschaft beim Spielaufbau mehr zu helfen, sodass wir so schnell wie möglich in die Spitze kommen und torgefährlich werden.

Sie gelten als Defensiv-Allrounder. Hat Ralph Hasenhüttl mit Ihnen schon gesprochen, auf welcher Position er Sie sieht?
Ich hoffe, er sieht mich auf dem Feld. Wo konkret, ist mir eigentlich ziemlich egal.

Sie haben in der vergangenen Saison 33 Spiele absolviert – so viele wie kein anderer Feldspieler bei RB. Gegen Dorfmerkingen hat Ihr Landsmann Konrad Laimer auf der Sechs gespielt. Beanspruchen Sie den Platz gerade gegen die spielstarken Schalker, wo Sie als „Krieger” gefragt sein könnten, zurück?
Beanspruchen ist der falsche Ausdruck, denke ich. Die Entscheidung darüber, wer wo spielt und welche Kompetenzen auf Schalke benötigt werden, trifft der Trainer. Natürlich möchte ich spielen und ich glaube auch, dass ich mit meinen Stärken der Mannschaft dort helfen könnte.

Am Samstag laufen Sie unter Flutlicht auf Schalke auf. Worauf kommt es dort an  –fußballerisch und mental? Welche Erwartungen haben Sie an das Spiel?
Wir freuen uns alle riesig, dass die Bundesliga wieder losgeht. Es gilt von der ersten Sekunde an hellwach und voll fokussiert zu sein. Schalke hat eine Mannschaft mit großer Qualität, einen neuen Trainer und sich nach dem Verlauf der letzten Saison sicher einiges vorgenommen. Um auf Schalke zu bestehen, müssen wir eine Top-Leistung abliefern und unseren Matchplan sehr gut umsetzen. Wenn wir das schaffen, bin ich ganz sicher, dass wir dort was mitnehmen können.  

Wie konkret bereiten Sie sich auf eine Partie wie die auf Schalke vor?
Wir bekommen von unseren Videoanalysten einige Szenen von unseren Gegenspielern, die wir uns alle anschauen. Dazu haben wir zwei Videoanalysen vor dem Match, um uns als gesamtes Team auf den Gegner einzustellen. Am Matchtag blende ich dann das meiste zunächst aus und beginne erst mit der wirklichen Konzentrationsphase, wenn ich im Stadion zum ersten Mal auf dem Platz stehe und die Atmosphäre einfange.

Sie duschen vor jedem Spiel eiskalt, heißt es?
Stimmt, so kalt wie es geht (lacht). Ich mache ein paar Lockerungsübungen, dusche kalt und gehe zum Aufwärmen raus. Ich weiß, dass das andere Spieler ihr Lebtag gemacht haben und dann habe ich das auch zu meinem Ritual gemacht. Dann verschließen sich alle Venen und Poren noch einmal ganz kurz und öffnen sich dann komplett. Das hat den Effekt, dass ich komplett im Einklang mit meinem Körper bin.

Und dann mutieren Sie zum Krieger?
Richtig heiß bin ich dann, wenn wir in der Kabine im Mannschaftskreis stehen. Dann ist der Puls schon oben, obwohl man gar nichts macht. Da ist richtig Feuer drin. Dann gehen wir raus, bilden in unserer Hälfte nochmal einen Kreis, und dann ist es wie eine Befreiung, wenn der Schiedsrichter endlich anpfeift. (mz)