Oliver Mintzlaff RB Leipzig-Boss Oliver Mintzlaff will den FC Bayern angreifen

Düsseldorf - Gute Mittel- und Langstreckenläufer brauchen mehr als nur einen langen Atem. Bei Bedarf auch mal einen Zwischensprint anzuziehen ist ebenso unerlässlich wie ein starker Endspurt.
Wer wüsste das besser als Oliver Mintzlaff, der aus seiner Läuferkarriere Bestzeiten unter 14 Minuten über 5000 Meter und 30 Minuten über 10.000 Meter zu Buche stehen hat. Seit drei Jahren trägt der 41-Jährige den schönen Titel „Head of Global Soccer“ im Red-Bull-Gebilde, aber selten hat Mintzlaff so deutlich über eine Tempoverschärfung bei RB Leipzig gesprochen wie am Dienstag bei einem Talk auf dem Sportbusiness-Kongress Spobis.
RB Leipzig so Selbstbewusst wie nie
„In fünf bis zehn Jahren wollen wir dauerhaft international spielen und irgendwann natürlich auch deutscher Meister werden. Wenn man Hochleistungssport betreibt, will man immer gewinnen“, lautete das hungrige Schlusswort eine Entscheiders, der in enger Abstimmung mit dem bisher Sportdirektor Ralf Rangnick bewusst öffentlich stärker in Erscheinung tritt.
Vier Tage vor dem mit Spannung erwarteten Verfolgerduell der Fußball-Bundesliga bei Borussia Dortmund tätigte Mintzlaff zwar keine neue Kampfansagen für die laufende Saison: „Selbst wenn wir gewinnen, werden wir unsere Ziel nicht neu definieren.“ Er kehrte aber sehr wohl eine sehr selbstbewusste Haltung nach außen.
Was Mintzlaff über Bayern-Angebote für RB-Stars sagt
Frank und frei erzählte der RB-Fußballchef aus seiner Unterredung jüngst beim DFL-Neujahrsempfang mit dem BVB-Kollegen Hans-Joachim Watzke, der ihm im Vier-Augen-Gespräch geflüstert habe, Leipzig werde bei seinen besten Spielern die Erfahrung sammeln, die Dortmund gemacht habe: dass zahlungskräftigere Konkurrenz zuschnappt.
Mintzlaffs öffentliche Replik: „Wenn die Zahl stimmt, habe ich nix dagegen. Aber wir haben mit fast allen langfristige Verträge und damit eine gewisse Planungssicherheit.“ Sollte heißen: Einen Aderlass wie bei den Westfalen im vergangenen Sommer wird es bei den Sachsen so schnell nicht geben.
Wie Thomas Tuchel fast bei RB Leipzig gelandet wäre
Zudem verriet der Fußball-Koordinator, dass Leipzig zu Ostern 2015 den heutigen Dortmunder Trainer Thomas Tuchel fast so weit hatte, um ihn von einem Engagement in der Messestadt zu überzeugen. „Wir habe lange verhandelt, ewig wie Kaugummi zog sich das hin. Kommt er oder kommt er nicht? Dann sind wir nicht zusammengekommen.“ Auch weil RB damals noch eine Ehrenrunde im Unterhaus einlegen musste. Er, Mintzlaff, sei dann zu Rangnick gegangen und habe gesagt: „Wir können nicht noch ein Jahr in der zweiten Liga verplempern: Du musst es machen.“
Rangnick sei bis heute der „sportliche Motor“ und der einzige Funktionsträger, „den wir nicht ersetzen können“, erklärte Mintzlaff. Ansonsten lege der aktuelle Tabellenzweite aber in allen Bereichen zu. „Wir suchen immer das Beste und gerne Knowhow von außen.“
Mintzlaff: Passenden Mann zu Ralf Rangnick finden, ist schwierig
So beispielsweise mit einem „Chief Commercial Officer“, der ab 1. Mai dieses Jahres unterhalb der Geschäftsführerebene für Marketing, Verkauf, Finanzen und Kommunikation zuständig sein wird. Weiteres Spitzenpersonal in Funktion eines Geschäftsführers werde gesucht.
Offen und ehrlich räumte Mintzlaff ein, dass die Kompatibilität mit dem mächtigen Sportdirektor ein wichtiges Einstellungskriterium sei: „Wir müssen immer einen finden, der auch zu Ralf Rangnick passt – und das ist nicht so einfach.“
Die Schlagkraft, binnen einer Stunde über einen von Rangnick vorbereiteten Transfer entscheiden zu können, wolle sich der Bundesliga-Neuling zwingend erhalten. „Wir haben die schlanksten Strukturen aller Bundesligisten – Darmstadt und Ingolstadt mal ausgenommen -, aber unsere Strukturen sind noch nicht Champions-League-tauglich.“
Ein bisschen Neid auf dem FC Bayern
Erstaunlicherweise orientiert sich Leipzig in seinem Bestrebungen, dauerhaft zu einem Big Player aufzusteigen, auch kein Stück am nächsten Gegner, obwohl die BVB-Strategie mit der Fahndung nach entwicklungsfähigen Talenten ja perfekt zur Rangnick-Philosophie passen würde.
Mintzlaff führte aus, dass seine „Lieblings-Benchmark“ der FC Bayern sei: „Da sind viele Dinge, auf die wir neidisch draufschauen. Marketing, Merchandising, Stadion - das machen sie perfekt. Und daran orientieren wir uns ohne Wenn und Aber – an den Besten.“